Unruhe harmonischer Indie-Songs

Musik | Yo La Tengo: There’s A Riot Going On

Der letzte Song des aktuellen Albums von Yo La Tengo heißt: ›Here You Are‹. Die Zeit vergeht. Wieder ein neues Album von Yo La Tengo. Wieder ein Konzert von Yo La Tengo. Von TINA KAROLINA STAUNER

Spätabends war ich vor 11 Jahren in der Muffathalle und notierte danach: »Spätabends schaue ich noch beim Yo La Tengo-Konzert vorbei. Die letzten Nummern des Sets voll energiegeladenem Rhythmus ziehen direkt mit rein. Erst denke ich: Beinahe als wäre keine Zeit vergangen seit den frühen 90ern, als ich die Band damals live hörte. Doch dass sie sich dann diesmal in den endlosen Zugaben einfach zerfasern, lässt das Gegenteil spüren. Zu spät, dass die Schlagzeugerin Georgia Hubley zum Abschluss am Mikrofon steht und schön und etwas ironisch den Gene Clarksong ›I tried so hard to please her‹ singt.«

Mittlerweile gibt es an die 20 CDs. Zu beobachten sind Feinheiten der Veränderung in der Musik. Minutiöse Verschiebungen in Rhythmus und Melodie. Yo La Tengo spielen unbeirrt weiter und weiter. Keine großen Umstrukturierungen. Nichts wirklich Neues. Nur ein paar Gedanken mehr in Lieder umgesetzt und zu Texten gemacht. So ist das seit 1984.

Yo La Tengo sind Georgia Hubley, Ira Kaplan, James McNew. Yo La Tengo bedeutet »ich habe sie« in der spanischen Sprache, ist auch ein Begriff aus dem Sport im Basketball und steht für: »keine Kollision«. Die harmonischen Songs sind experimenteller Indie-Rock mit vertrackten Ideen. Die neue CD ›There’s A Riot Going On‹ beginnt mit ›You Are Here‹. Demnächst wird die Band aus Hoboken, New Jersey die Kammerspiele in München entern. The Show must go on …

| TINA KAROLINA STAUNER

Titelangaben
Yo La Tengo: There’s A Riot Going On
(Matador/Beggars Group/Indigo, 2018)
| Erwerben Sie diese CD portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Abenteuer in Rivellon

Nächster Artikel

Hoffnungslos

Weitere Artikel der Kategorie »Platte«

Folkdays aren’t over… Emily Barker

Musik | Emily Barker: The Toerag Sessions Emily Barker und The Toerag Sessions ist Songwriting pur ohne Beteiligung ihrer Bandprojekte The Red Clay Halo und Vena Portae: das neue Album bietet schlicht aber überzeugend Stimme, akustische Gitarre und Mundharmonika. TINA KAROLINA STAUNER hat es gehört

Free Jazz & Free Space & Impro

Musik | Fire! Orchestra – Enter Vorwärtstreibende Strukturen aber auch träg-klagende bluesige Grundstimmung im Free Jazz sind kennzeichnend für ›Enter‹ des schwedischen Fire! Orchestra um den markanten Saxofonisten Mats Gustafsson. Von TINA KAROLINA STAUNER

Songs for all and none

Musik | Interview | marc moraire: Songs for all and none

Pünktlich zum Herbstbeginn erschien am 22. September das neue Album des Musikers marc moraire. Erst 2020 erschien mit dem musikalischen Drama »The Story of Robert Volant« sein Debütalbum. Jetzt legt er mit ›songs for all and none‹ nach und überrascht direkt mit einer Besonderheitt: Während er sich in seinem ersten Album zwei Musiker:innen für den Gesang mit ins Boot genommen hatte, singt marc nun selbst. Spoiler: Das kann sich sehen bzw. hören lassen! Von den Texten, über die Instrumente und Aufnahmen, bis hin zu den Fotografien, die die herbstliche Stimmung des Albums unterstreichen, entstammt das Projekt damit komplett marc moraires Feder. SARAH SCHMITTINGER traf den Musiker auf einen Tee an einem seiner Lieblingsplätze, einer Parkbank, um über das Gewicht der Welt zu sprechen.

SHORT STORIES

Musik | Short Story | Is A Mood Konzert von Giant Sand im Ampere. Szenepublikum. Sie gut gelaunt. Doch bald seltsam genervt von Howe Gelb. Der bricht ständig daneben und ironisch den guten Set. Die Band zieht dann das Ganze immer schnell wieder in die Qualität. Von TINA KAROLINA STAUNER

Mehr Filler als Killer

Musik | alt-J: This Is All Yours Ganz so schmackhaft und leicht bekömmlich wie ihr Debüt klingen die britischen Alternative-Popper alt-J auf ihrem neuen Album nicht. Schade, findet MARTIN SPIESS.