/

SHORT STORIES

Musik | Short Story | Is A Mood

Konzert von Giant Sand im Ampere. Szenepublikum. Sie gut gelaunt. Doch bald seltsam genervt von Howe Gelb. Der bricht ständig daneben und ironisch den guten Set. Die Band zieht dann das Ganze immer schnell wieder in die Qualität. Von TINA KAROLINA STAUNER

Und Persiflagen an der Orgel. Noch nach mehreren Songs ist sie irritiert, wie die Show mit Material der frühen 90er eröffnet worden war. Als wäre keine Zeit vergangen seitdem. Wahrscheinlich stört Gelb deshalb mit Getue. Im Heute sozusagen.

Giant SandTrotzdem entstehen verdammt gute Songgefüge. Magische Momente. Die Band hat die Klasse dazu. Bei den späten Stücken des Abends ist sie aufeinmal wie ausgeklinkt. Mag nicht mehr in die Musik mit rein. Sieht auf dem Fußboden des Clubs von einem treppenabsatzhohen Podest aus auf einer Fläche am Bühnenrand herumliegende Bierflaschen und Kippen und hört dabei die Musik. Die Bühne sieht sie gar nicht mehr an, hat nur dieses Fußbodenstück mit dem weggeworfenen Zeug im Blickfeld.

Das Konzert war eigentlich ganz gut. Und als Howe Gelb herübergeblickt hatte, noch bevor sie aus’m Kontext ging, hatte sein Hut einen dunklen Schatten über seine Augen gelegt. Ihr schien Licht ins Gesicht und sie sah ihn an.

Was sollen diese Schweinerockgitarren immer wieder zwischendurch, hatte sie sich einen Moment gefragt. War jedenfalls passagenweise ein guter Akustikset, denkt sie. Geht. Und denkt dann noch: Besser im Konzert gewesen zu sein, als nicht dagewesen zu sein. Mehr nicht. Und weggeworfene Kippen und Bierflaschen der Leute in ein paar Minuten einfach weggekehrt.

| Aus ›Short Stories‹ / ›For Four Decades‹ (2008), Tina Karolina Stauner

Es hieß einmal Howe Gelb soll gesagt haben: »Giant Sand is a mood«. Das war tatsächlich so auch zu Zeiten als ›Without A Word‹ veröffentlicht wurde. Man war jahrelang in a mood mit Songs von Giant Sand und diesem speziellen Sound. Jedes Konzert eine Inspiration. Musik-Videos sah man sich eher selten an. Wenn überhaupt. Man blendete Realität ein. Und alles war interpretierbar, auch Lyrics. »…Jog through giant sands..«

| TINA KAROLINA STAUNER

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Parieté – über eine wunderbare Teilhabe

Nächster Artikel

Der Griff nach der Macht

Weitere Artikel der Kategorie »Live«

»Frühlingserwachen« im Herbst: »Spring Awakening«

Bühne | Spring Awakening

»Wedekind for future« – so ist die Überschrift im Programmheft. Das Stück selbst hat den Titel ›Spring Awakening – Eine Überschreibung von Katharina Stoll und Ensemble nach Frank Wedekind.‹ Im gut besuchten Studio des Badischen Staatstheaters feiert man die Uraufführung. Immer wieder ist zustimmendes oder verhaltenes Gelächter im Publikum zu hören. Das offene Ende lässt, je nach individueller Auffassung, verschiedene Rückschlüsse zu. Von JENNIFER WARZECHA

Leibhaftiger Wahnsinn

Bühne | Shakespeares Richard III. im Stadttheater Pforzheim Es ist kein Stück wie jedes andere und noch dazu sehr selbst-reflexiv – William Shakespeares (1564 – 1616) ›Richard III‹ (in dieser Fassung als Stückprojekt nach der gleichnamigen Tragödie von Shakespeare, in Deutsch von Thomas Brasch) erobert das Podium und die Zuschauer des Stadttheaters Pforzheim. JENNIFER WARZECHA war dabei.

Nuancen einer Liebe

Live | Bühne | Show: Ghost – Nachricht von Sam Man nimmt das Motiv der unsterblichen Liebe und bringt es als magisches Geistermusical auf die Bühne. Dazu ein hinterhältiger Mord und zack ist der Zuschauer emotional mitten im Geschehen. Die Macher von ›Ghost – Nachricht von Sam‹ wissen, wie sie das Publikum verzaubern können. Dies funktioniert beeindruckend gut. ANNA NOAH freut sich über einen gelungenen Abend.

Coming in and Coming out

Bühne | Comedy: Cavequeen Sven wacht nach seiner eigenen Geburtstagsfeier ziemlich verwirrt im Vorgarten auf – splitternackt. Quasi fast scheintot. Doch sein eifersüchtiger Freund Bruno lässt ihn lieber in der Kälte zittern, statt ihn ins Haus zu lassen. Geschickt lenkt der Entertainer sein Publikum und erklärt den »in-den-Vorgarten-Gaffern« (Zuschauern) Klischees von Homosexuellen, die – oh Wunder – alle wahrer zu sein scheinen, als man auf den ersten Blick denken könnte. ANNA NOAH staunt über Svens ausdrucksstarke Art, das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Ein schmaler Grat zwischen Fiktion und Wirklichkeit

Bühne | Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Deutsches SchauSpielHaus Hamburg Lieben sich Martha und George wirklich? Zwischen Fiktion und Wirklichkeit, Zuneigung und Hass, perfektem Spiel und schönem Schein, sind sich weder die Protagonisten noch die Besucher sicher, was wirklich auf der Bühne vor sich geht. Von MONA KAMPE