Live | Bühne | Show: Ghost – Nachricht von Sam
Man nimmt das Motiv der unsterblichen Liebe und bringt es als magisches Geistermusical auf die Bühne. Dazu ein hinterhältiger Mord und zack ist der Zuschauer emotional mitten im Geschehen. Die Macher von ›Ghost – Nachricht von Sam‹ wissen, wie sie das Publikum verzaubern können. Dies funktioniert beeindruckend gut.
ANNA NOAH freut sich über einen gelungenen Abend.
»Das mit uns – es ist zu schön, um wahr zu sein.«
In den 90er Jahren kam der Kinofilm ›Ghost – Nachricht von Sam‹ mit Demi Moore und Patrick Swayze heraus. Er begeisterte eine ganze Generation. Whoopi Goldberg gewann für Ihre Leistung einen Oscar©.
Die Umsetzung des Stoffs gestaltet sich auf der Bühne etwas anders, es gibt jedoch einige Parallelen. So sind auch im Musical Molly (Willemijn Verkaik) und Sam (Alexander Klaws) ein glücklich verliebtes Paar. Bis kurz nach ihrem Umzug in die gemeinsame Wohnung das Unvorstellbare passiert: Sam wird bei einem Raubüberfall vor den Augen seiner Freundin erschossen.
Während Molly in ein Loch fällt, ist Sam als Geist in einer Art Zwischenwelt gefangen. Er wandelt umher und kann dadurch die wahren Hintergründe seines Todes herausfinden. Molly schwebt aufgrund der Intrige eines gemeinsamen Freundes ebenfalls in Lebensgefahr. Daher setzt Sam alles daran, sie zu retten. Doch bald wird ihm schmerzhaft bewusst, dass man als Geist weder von den Lebenden gesehen werden, noch in das Geschehen eingreifen kann.
In dem selbst ernannten Medium Oda Mae (Marion Campbell) sieht er endlich eine Chance, sich seiner Freundin mitzuteilen – und sie somit zu retten.
Treffsichere Spezialeffekte mit erhabener Musik
Sam lernt, als Geist durch Wände zu gehen und Dinge zu bewegen. Das klappt auchauf der B ühne ausgezeichnet. Und dass, obwohl Sam dafür die Hilfe des sehr merkwürdig anmutenden U-Bahn-Geistes in Anspruch nehmen muss.
So verschwindet Sams Hand tatsächlich in der Tür, noch sehenswerter ist die magische Illusion, wie er dann leibhaftig durch sie hindurchgeht.
Dazu gibt es einen rasanten Darstellerwechsel zwischen den Lebenden und Toten. Überleitende Erklärungen vom Ensemble – sprachlich oder gesanglich– helfen denjenigen Zuschauern, die den Film nicht kennen sollten.
Alles hat großen ästhetischen Stil und wird mit viel Perfektion dargeboten.
Die Musik und die Texte sind fast alle ziemlich gut auf das Stück abgestimmt und geben eine gewisse harmonische Einheit zur Bühne. Einzig die U-Bahn-Szene scheint mit ihren ›Prodigy‹-ähnlichen Tönen etwas abzuweichen.
Oft wurde die berühmte »Unchained Melody« angesungen, fiel aber leider stets etwas kurz aus. Daher kommt das Lied im Musical leider nicht so stark zur Geltung, wie in der Filmvorlage und verliert an Bedeutung.
Nahezu perfekte Charaktere
Die Rolle des Sam ist stimmlich und darstellerisch ideal besetzt. Klaws besitzt eine starke emotionale Ausdruckskraft. Der Zuschauer leidet mit Sam, er versteht seine Beweggründe – und auch, warum er die Welt noch nicht verlassen kann.
Molly steht Sam schauspielerisch in nichts nach. Sie ist jedoch anders als Demi Moore im Film, gibt sich selbstbewusster und stärker.
Absolutes Highlight der Show ist allerdings eine gewisse Oda Mae. Sie ist ein witziger und gleichzeitig äußerst peinlicher Charakter mit leichtem Helfersyndrom. Natürlich lässt sie sich darauf ein, Sam zu helfen. Was denn sonst? Damit hat sie eine heimliche Hauptrolle inne. Denn eigentlich ist sie diejenige, die im Musical der Geschichte eine entscheidende Wendung gibt. Sie droht den anderen Darstellern ständig die Schau zu stehlen. Damit dürfte sie alle Zuschauerherzen auf ihrer Seite haben.
Ein Hoch auf die Liebe
›Ghost – Nachricht von Sam‹ ist auf der Bühne brillant umgesetzt. Es gibt viele darstellerische Höhepunkte, wie z. B. die verquer wirkende U-Bahn-Szene, ein in Sekundenschnelle wandelbares Bühnenbild, welches mit Bildprojektionen arbeitet sowie eine ungewöhnlich gut harmonierende Crew.
So kann das Musical als packendes Drama mit berührender Botschaft zusammengefasst werden. Am Ende dürfte aus diesem Grund auch bei den hartgesottenen Zuschauern kein Auge trocken bleiben.
| ANNA NOAH
| FOTOS: STAGE ENTERTAINMENT /Sean Ebsworth Barnes
Titelangaben
Ghost – Nachricht von Sam (Stage Entertainment)
Mit:
Sam Wheat – Alexander Klaws; Molly Jensen – Willemijn Verkaik
Oda Mae Brown – Marion Campbell; Carl Brunner – Andreas Bongard
Krankenhausgeist – Klaus Seiffert; U-Bahn-Geist – Nicolas Christahl
Orchesterleitung: Shay Cohen