//

Zwischen guter Laune und der ›Mission‹

Musik | Interview: Van Canto

Es gibt wohl kaum eine andere deutsche Metal-Band, die so faszinierend ist, wie VAN CANTO. Im Laufe ihrer anhaltenden Karriere bescherte die Band ihren Fans nicht nur viele schöne Momente auf der Bühne, sondern auch abseits des Scheinwerferlichts gab es ein weiteres tolles Crossover-Projekt namens ›Feuerstimmen‹. Zum baldigen Tourstart für das neueste Album sprach ANNA NOAH mit VAN CANTO-Sänger Stefan Schmidt.

Van Canto - Trust in RustAls Liebhaber melodischer Metal-Musik ist man bei VAN CANTO genau richtig. Seit der Gründung der Band im Jahre 2006 sind sie ihrem Stil treu geblieben. Natürlich gibt es immer auch Weiterentwicklungen, die aber nicht problematisch sind, weil sie ihre Musik noch besser machen. Ihre Alben werden von einem breiten Publikum regelrecht eingesogen, im Bestfall so oft wie möglich. Da trifft es sich gut, dass die neue Platte Trust in Rust wieder einwandfrei als ein Ganzes funktioniert.
VAN CANTO-Sänger Stefan Schmidt über die baldige Tour und das neue Album:

TITEL: Wie würdet ihr Menschen, die euch noch nie gehört haben, eure Musik beschreiben?
Wir machen Metal A Capella, unsere Musik besteht aus Drums und vielen Stimmen, ist kraftvoll, melodisch und macht Spaß.

Metal A Capella
VAN CANTO wird aufgrund ihres Sound-Arrangements, des Bühnenauftritts und der gewählten Coverversionen als Metal-Band deklariert. Kompositorisch bewegt sich die Band im modernen Power Metal und wird oft mit Bands wie »Nightwish« oder »Blind Guardian« verglichen.
Rhythmus- und Sologitarren, Bass und Keyboard-Flächen werden durch die Stimmen der Sänger imitiert, die diese Imitation selbst als »Rakkatakka«-Gesang bezeichnen. Auch der Effekt des Wah-Wah-Pedals wird rein mit dem Mund erzeugt.

Warum startet eure Trust in Rust-Tour in Amsterdam? Strategische oder persönliche Gründe?
Es spielen viele Überlegungen mit rein, wenn man eine Tour plant. Z.B. die perfekte Route, was Busfahrten angeht und natürlich müssen auch die entsprechenden Locations verfügbar sein. Amsterdam ist ein toller Start für uns und wir können es kaum abwarten.

Was dürfen die Fans von der Tour erwarten?
Wie immer viel Kraft, viel Stimmen und viel Spaß vor und auf der Bühne.

Ihr habt zwei neue Mitglieder … wann habt ihr euch zum ersten Mal getroffen und wie läuft die Teamarbeit seither?
Ike ist ja nicht wirklich neu, er hat lediglich auf der Tour zum vorherigen Album ausgesetzt, von daher ist er eigentlich nie weggewesen. Hagen ist unser neuer Leadsänger, ein feiner Kerl und ein toller Sänger, der auch ein paar neue Nuancen mit reinbringt, siehe Hell’s Bells und Desert Snake.

Habt ihr einen Lieblingstitel auf dem aktuellen Album, den ihr besonders gern spielt – falls ja, welchen?
Ich freue mich tierisch auf Desert Snake und Neverland, habe aber wie immer jeder Tag ein neues Lieblingslied. (lacht)

Ich persönlich mag Javelin – es beinhaltet das Konzept Hoffnung, was ich auch sehr gerne in meine eigenen Geschichten und Artikel einfließen lasse. Daher eine kleine Überleitung zur nächsten Frage – was hat euch zu dem Song inspiriert?

Cool, danke! Ja, Hoffnung ist etwas, das in unseren Texten oft wiederkehrt, genau wie andere, grundsätzlich positive Elemente. Hoffnung, Glauben an die eigene Stärke, Vertrauen in das, was du tust, das alles sind Motive, die sich sehr gut mit der kraftvollen und melodischen Musik transportieren lassen. Die genaue Inspiration für Javelin weiss ich gar nicht mehr, es ist mir auch eher wichtig, eine Stimmung zu transportieren, in der ich mich während des Songwritings befand. Was der Hörer (oder auch ich) Monate später dann für sich rauszieht, muss nicht zwangsweise das sein, was ich ›reingeschrieben‹ habe.

Was für Filme, Bücher, Bands, etc. inspirieren euch zu euren Songtexten? Oder gibt es auch andere Einflüsse – z.B. Traumvisionen?
Hm, mich inspirieren eher momentane Stimmungen. Die können ihren Ursprung in einem Buch oder einem Film haben, aber auch in alltäglichen Ereignissen oder einfach in Gedanken, die ich mir gemacht habe.

Als ihr anfingt, am Album zu arbeiten … hattet ihr da eine genaue Vorstellung davon, wie es am Ende klingen würde? Falls ja, ist sie eingetroffen, hat sie sich verschoben?
Gute Frage, da verblasst natürlich die Erinnerung. Richtig ›verschoben‹ hat sich nichts, wir wollten aber auf jeden Fall die Möglichkeiten einer neuen Leadstimme und auch die Tatsache, dass wir jetzt zu siebt singen können, nutzen. Heading Home z.B. ist sehr dicht arrangiert, und würde mit sechs Stimmen definitiv anders klingen als nun mit sieben.

Was darf bei euren Auftritten nie fehlen?
Ein Mikro für jeden Sänger? Haha. Ich weiß nicht genau. Spaß, gute Laune und tolle Fans, das klappte bisher in 100% der Fälle. Und wahrscheinlich The Mission, sonst lässt man uns nicht von der Bühne, haha.

Eine Frage zu ›Feuerstimmen‹ – euer Crossmedia-Projekt, das Fantasyroman und VAN CANTO-Musik verbindet und sich auch gegenseitig beeinflusste – wie ist das bei den Fans angekommen? Ist da evtl. noch mehr geplant?
Ich denke, es ist sehr gut angekommen, aber das ist nichts, was man jetzt dauernd, oder zu oft machen sollte. Es sollte etwas Besonderes sein, und uns war klar, dass wir zunächst erst mal wieder ein ›normales‹ Van Canto Album machen wollen. Einen genauen Masterplan, wie es weitergeht, gibt es momentan noch nicht. Es kann aber auch durchaus wieder drin sein, ein Konzeptalbum zu schreiben, warten wir es ab.

Van Canto

Zum Abschluss etwas Philosophisches: Hofft ihr, mit eurer Musik das Leben der Leute positiv zu verändern? Gibt es da eine Art Sendungsbewusstsein?
Also die Hoffnung, dass sich jemand durch unsere Musik positiv beeinflusst fühlt, haben wir, und das wurde uns auch schon oft in persönlichen Nachrichten bestätigt. Sendungsbewusstsein haben wir keines, zumindest kein bewusstes. Aber gute Laune verbreiten ist ja schon mal was.

Und ob das etwas ist!
Wir sind gespannt auf das Konzert und bedanken uns für das tolle Interview.

| ANNA NOAH
| FOTOS: © Napalm Records

Reinschauen
| Tourdaten

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Visionäre Internetromantik

Nächster Artikel

Album für die Jugend

Weitere Artikel der Kategorie »Bühne«

Wenn das Leben im Moment des Todes an einem vorüberzieht

Bühne | Am Ende Licht

Ein Blick in die menschliche Seele, Rückschau auf das Leben und in die Zukunft – so in etwa könnte man das Schauspiel ›Am Ende Licht‹ von Simon Stephens, Deutsch von Barbara Christ, beschreiben. Im Stadttheater Pforzheim brillierte Markus Löchner, der das Stück dort inszeniert hatte, in seiner Rolle als Michael, in der Vertretung von Timon Schleheck. Dieser erkrankte kurzfristig. Auf berührende Art und Weise führt das Schauspiel nicht nur sämtliche Verflechtungen vor, wie sie innerhalb von Familien auftreten, sondern in der Gesellschaft generell.
Von JENNIFER WARZECHA

Die Magie des Breakdance

Bühne | Tanzshow | Flying Illusion Genau zwölf Breakdancer braucht es für die Inszenierung des alten Kampfes: Gut gegen Böse. Was die Zuschauer erwartet? Spektakuläre Akrobatik mit effektgeladenen Bühnenbildern. Diese wurden mit aufwändigen 3D-Projektionen versehen. Dabei scheinen die Grenzen tänzerischen Könnens auf magische Weise aufgehoben zu werden. ANNA NOAH feiert die lang erwartete Show-Premiere der Breakdance Weltmeister.

Eine musikalische Wanderung zwischen Imagination und Realität

Bühne | Im Theater: Rusalka im Theater Pforzheim Es gibt Themen und Motive, die gleichsam Fiktion und Realität begleiten. Die Liebe ist so ein Motiv, das die Nixe Rusalka (Banu Böke) sogar die Grenze zwischen Mensch und Natur überschreiten lässt. Auch die Frage von Identität und Unerreichbarkeit ist Thema des lyrischen Märchens in drei Akten von Antonín Dvořák, basierend auf dem Libretto von Jaroslav Kvapil. Von JENNIFER WARZECHA

Abgesagt: Franco Berardi

Literatur | Festival »Poetische Quellen« Ohne dass es der Öffentlichkeit hinreichend präsent wäre, existiert hierzulande eine lebhafte Szene von Literaturfestivals, eines davon das jährlich in Ostwestfalen-Lippe in Bad Oeynhausen und Löhne veranstaltete internationale Literaturfest »Poetische Quellen«: vier Tage Literatur stets am letzten vollen Augustwochenende, diesmal: ›Der Platz des Menschen – Wirklichkeiten, Wahrheiten, Illusionen‹. Von WOLF SENFF

Der Tanz auf dem Vulkan

Bühne | ›Cabaret‹ im Staatstheater Darmstadt Es wirkt wie eine Warnung, wenn das Staatstheater Darmstadt in sorgenvollen Zeiten – in denen eine depolitisierende Unterhaltung und ein aufsteigender Rechtsextremismus vermeintlich besorgter Bürger sich abwechseln – das Musical ›Cabaret‹ auf die Bühne bringt: ein Stück, das am Ende der Weimarer Republik in Berlin spielt, ein Stück über Protagonisten, die in einem Kabarett ausgelassen feiern und sexuelle Ausschweifungen genießen, um die finanziellen und politischen Nöte zu vergessen, während draußen der Nationalsozialismus langsam die Kontrolle übernimmt. Die Regisseurin Nicole Claudia Weber, der musikalische Leiter Michael Nündel und der Choreograph Christopher Tölle haben das Musical