//

Buntes Chaos in Berlin

Live | ComicCon Berlin 2018

Mit rund 15.000 Besuchern ging die ›German ComicCon‹ in Berlin zu Ende. Zwei Tage voller Verwunderung und farbenfrohem Chaos liegen hinter den Comicfans. In den Hallen konnte man internationale Stars, Comic-Zeichner, Workshops, Panels, Fotoshootings und nachgebaute Film-Kulissen bewundern. Natürlich zogen die tollen, selbst gestalteten, Kostüme der Cosplayer die Blicke besonders auf sich.
ANNA NOAH schaut über den Tellerrand.

Fakten, Fakten, Fakten

»German Comic Convention«
Die ›German ComicCon‹ ist eine Comic-Messe nach US-amerikanischem Vorbild. An zwei Tagen bieten die Aussteller Einblicke in die Erlebniswelt um folgende Themen: Comic & Manga, Cosplay & Costume, Games, Film & Merchandising.

Einige Zeichner stellen ihre Neuheiten vor, Verlage präsentieren ihr Repertoire an limitierten Büchern. Besucher haben die Chance, ihre Vorbilder zu treffen, Verlagsprodukte zu kaufen sowie Autogramme oder Fotos von Filmstars zu ergattern. Wobei diese Autogramme nicht immer günstig waren. Bis zu 60 Euro pro Signatur sollten die Fans löhnen und so blieben die Schlangen vor manchen Autogramm-Tischen recht überschaubar.

Am ersten Messetag wurde der »Deutsche Phantastik Preis 2018« auf der Hauptbühne vergeben. Als bester deutscher Comic gewann ›Die Stadt der Träumenden Bücher – Buchhaim‹ – Florian Biege (Knaus Verlag).Lego Star Trek Zentrale Ein Highlight neben vielen war der Stand der ›Berliner Steinkultur‹, deren Mitglieder zeigten passend zur Messe einige LEGO-MOCs (Eigenkreationen) aus Film und Fernsehen.

Comic-Power

Die Veranstaltung bedient zwei generelle, dem Menschen innewohnende, Eigenschaften. Zum einen kann man nach Lust und Laune seiner Sammelleidenschaft frönen. Weiterhin ermöglicht die Veranstaltung vielen Fans und Liebhabern den direkten Kontakt mit ihren Idolen – wie auch immer das für den Einzelnen aussehen mag.

Film, Serie, Fantasy – und das alles auf Comicbasis – wird in den Messehallen vereint. Man hat das Gefühl, dass viele Gäste dieses Wochenende als ein Entfliehen aus dem Alltag benutzen – durchaus legitim.
Die Besucher trafen Schauspieler aus ›The Walking Dead‹, ›The Vampire Diaries‹, ›The Avengers‹ und ›Lord of the Rings‹.

Für Comic-Fans der alten Schule standen an beiden Tagen Disney-Zeichner Don Rosa sowie der »Buck Danny«-Zeichner Francis Bergèse zur Verfügung. Auch die lokale Szene war vertreten: zum Beispiel in den Auftritten von Rainer Engel und Filmemacher Jörg Buttgereit, die mit ihrem ›Captain Berlin‹, eine trashig-humorvolle Antwort auf ›Captain America‹ geben.
Captain BerlinAm Stand der Comichandlung Modern Graphics signierten unter anderem Tim Dinter (›Herr Lehmann‹), Hamed Eshrat (›Nieder mit Hitler!‹, ›Venus Transit‹) und Claudya Schmidt (›Myre‹) ihre Werke.

Panel hier, Panel da

Wichtige Veranstaltungen der »German ComicCon« sind die auf der Hauptbühne laufenden Panels. Passend zum Comic Strip (Panel) gibt es diverse »Podiumsdiskussionen« (Panel Discussions). Die Idee einer offenen Bühne ist ansprechend und erzeugt ein familiäres Gefühl. Man ist sehr nahe an den Stars, und die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit für gemeinsame Fotos.

Michael Rooker Ungewöhnlich gestaltete sich das Panel von Schauspieler Michael Rooker (›Walking Dead‹, ›Guardians of the Galaxy‹) Statt sich auf der Bühne den Fragen zu stellen, kehrte er den Spieß um und fragte seinerseits die Fans. Bei richtigen Antworten gab es ein T-Shirt mit Film-Motiven. Ja, er war witzig. Irgendwie. Man merkte, dass auf der Bühne ein routinierter Profi stand: unterhaltsam als Schauspieler, aber auch unnahbar.

SynchronsprecherDeutlich informativer war das Panel der Synchronsprecher (Ingo Albrecht spricht Dwayne Johnson, Gadah Al-Akel spricht Jennifer Lopez, Ralf David spricht Luke Cage, Sandro Blümel spricht Son Gohan und Dexter, Charles Rettinghaus spricht Jean-Claude Van Damme), die sich über interessante Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer freuen durften. Zum Beispiel, was sie nie synchronisieren würden (»Pornos«) und ob sie die Stars, die sie sprechen, auch kennenlernen (in der Regel nicht).

Alles in allem war die »German ComicCon« 2018 äußerst erfolgreich. Sicherlich gab es auch Dinge, die manchen Besuchern Kopfzerbrechen bereiteten. Zum Beispiel die fehlenden Taschenkontrollen.
Innerhalb der Hallen fehlten außerdem ein paar Orientierungshilfen. Doch das macht auch einen gewissen Reiz aus – einfach rein gehen und von dem bunten Chaos inspirieren und treiben lassen.

| ANNA NOAH
| Fotos: ComicCon Berlin Fotografenteam (Lars, Nicole, Holger, Bob)

Veranstaltungs-Daten
German Comic Con Europe
Geschäftsführer: Markus Borchert & Jason Joiner

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Erfolge, Teilerfolge

Nächster Artikel

Vampire, kurz gefasst

Weitere Artikel der Kategorie »Bühne«

Getrieben von Hurerei und Wollust

Bühne | Bertolt Brechts ›Die Dreigroschenoper‹ (Stadttheater Pforzheim) »Sex sells« ist vielfach das Buzzword, also die alles dominierende Agenda, vornehmlich in der Werbebranche. Bei der theatralischen Interpretation des Schauspiels von Bertolt Brecht und der Musik von Kurt Weill, nach John Gays ›The Beggar’s Opera‹, übersetzt aus dem Englischen von Elisabeth Hauptmann (Uraufführung am 13. April 1928), trifft das zweifelsohne ebenfalls zu. Von JENNIFER WARZECHA

Zwischen Moderne und Tradition

Bühne | Richard Wagners ›Lohengrin‹ im Stadttheater Pforzheim Ist eine Oper, die aus der Feder Richard Wagners (1813-1883) stammt, eine Herausforderung an die Moderne? Studiert man die Sekundärliteratur, ist davon die Rede, dass sich Interpreten bis heute nicht einig darüber sind, wie sie eine solche Oper zu interpretieren haben. Nicht nur literarische Texte, auch Schauspiel und Oper in ihrer Aufführungspraxis sind mehrdeutig. Eine einzige Interpretation, die für ein Werk gilt, kann es nicht geben. Bei Richard Wagner stellt sich an den Interpreten noch eine ganz andere Herausforderung: Die nämlich, seinem Traum vom »Gesamtkunstwerk« aus Schauspiel, Musik und Text gerecht zu

Die Welt als Tollhaus

Bühne | Friedrich Dürrenmatts ›Die Physiker‹ – Volkstheater Wien Elias Perrig inszeniert Dürrenmatts ›Physiker‹ am Volkstheater. Ein alles in allem missglückter Versuch, dem Meister der Katastrophe mit humoristischem Vorpostengeplänkel beizukommen – findet ALBERT EIBL

Der perfekte Moment

Bühne | Konzert: Max Raabe Max Raabe, neulich erst zur »fahrradfreundlichsten Persönlichkeit 2019« gekürt, tourt derzeit unter dem Titel seines jüngsten Albums ›Der perfekte Moment … wird heut verpennt‹. Mit dabei seine Klassiker: ›Kein Schwein ruft mich an‹ oder ›Küssen kann man nicht alleine‹, natürlich im Stil der 1920er und 1930er Jahre. Diese Lieder brachten ihm internationalen Durchbruch. Auf der Bühne begeistert er mit Satire und Wortwitz, jedoch auch mit einzigartigem Raabe-Charme. ANNA NOAH staunt über eine vielseitige Darbietung.

Auf der Suche nach dem Sinn des Theaters

Bühne | House of Trouble

Selbstreflexion, Reflexion über das Theater – klassisch inszeniert oder modern? All das sind Fragen des Regie-Theaters, aber auch solche, die in »House of Trouble. Das famose Leben der Geizigen« nach Jean-Baptiste Poquelin alias Molière gestellt werden. Stellenweise vermisst man in der Karlsruher Inszenierung am Badischen Staatstheater diese Bezüge und auch den roten Faden – was nichts an der schauspielerischen Qualität ändert. Von JENNIFER WARZECHA