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Achtung, Falle!

Bühne | Comedy: Männerabend

Tom kommt von einer Geschäftsreise zurück und freut sich auf seine Heike. Doch sie holt ihn nicht am Flughafen ab. Zu allem Überfluss findet er zu Hause nur noch den Kühlschrank und das Sofa vor. Sonst nichts. Wo ist Heike hin? Ein Einbruch mit Kidnapping! Er muss die Polizei rufen!
ANNA NOAH fragt sich, ob das wohl gut ausgeht.

»Heikeeeeeeeeeeeeeeeeeee?«

Tom findet nach seinem Anruf bei der Polizei einen Brief von Heike. Sie nimmt sich eine Auszeit. Und dann ausgerechnet mit dem Snowboardlehrer Giovanni aus Südtirol! Die spinnt doch! Oder?
Tom beschließt nach einer Weile des Selbstbedauerns, sich bei seinen alten Kumpels zu melden. Denn er kommt auch gut ohne Heike klar! Und im Übrigen auch ohne die Tipps seiner Eltern. Auf ihn wartet das heiße Clubleben, soll seine Frau doch mit diesem Giovanni … Sie wird schon sehen, was sie davon hat!

Männerabend

So trifft er auf seinen alten Kumpel Jörg, dem das Leben übel mitgespielt hat. Jörg empfiehlt Tom den Montagskreis der »Hormonen«, der hätte ihm super geholfen. Später trainiert Tom bei einem »Dessdossderrron«-strotzenden Personaltrainer, tanzt bei dem DJ-Womanizer Helmut und wundert sich über einen »singenden Telegramm-Elvis« an seinem Geburtstag. Die Krönung ist ein Biergelage mit dem gerufenen Polizisten.

Bei alledem denkt Tom ständig an Heike. Die alten Kumpels und neuen Bekanntschaften sind ganz nett, doch sie können seine Frau nicht mal ansatzweise ersetzen.

Klamauk am Fließband

»Caveman« Felix Theissen spielt in diesem Stück mit dem Ausnahmetalent Roland Baisch.
Langweilig wird es mit den beiden nicht. Sämtliche Rollen des Stücks scheint sich Baisch auf den Leib geschrieben zu haben. Zum Beispiel der finanzschwache Vater von Tom: »Brauchst du Geld?« Oder das Oberhaupt der »Hormonen«, wo er schwierige Worte schneller aussprechen muss als seine Schäfchen denken können. Und kaum einer kann so schnell sprechen wie er – zur Not gehoben pseudo-wissenschaftlich.
Baisch ist es auch, der öfter als Toms manifestiertes Unterbewusstsein im Wohnzimmer auftaucht und dämliche Kommentare singt, verpackt in Countrysongs.

Das hört sich nach Klamauk am Fließband an. Aber dabei macht es höllischen Spaß.

Die Freude, die die Darsteller beim Spielen haben, überträgt sich schnell aufs Publikum. Beide genießen es sichtlich, ihre Zuschauer zu unterhalten. Teilweise muss Felix Theissen selber lachen und kommt dadurch noch sympathischer rüber.
Beide sind begnadete Erzähler. Am Ende ist keine Pointe vor ihnen sicher.

Helden wider Willen

»Männerabend« ist eine würdige Fortsetzung von »Caveman«, obwohl beide Stücke mit gängigen Rollenklischees durchzogen sind. Dabei interessant – während der Vorstellung lacht das Publikum an nahezu allen Stellen gemeinsam. Fast so, als würde es sich gegen die Herren auf der Bühne verbünden. Verständlich, denn viele dürften sich ertappt fühlen und müssen diese Tatsache eben schnell weglachen. Und doch fühlen sich in den Übergängen vom gesprochenen Theater zu den Liedern alle wohl und der Humor dabei ist mehr als überzeugend.

Roland Baisch
Roland Baisch begann 1976 seine Ausbildung als Schauspieler in Amsterdam und Hamburg und wurde 1978 Schauspieler am Staatstheater Braunschweig.
Mit dem Einstieg als Gagautor für Harald Schmidt kam Baisch 1996 zum Fernsehen. Es folgten Nominierungen für die »Rose von Montreux« sowie den »Goldenen Löwen«.
Seit 2000 wechselte Roland Baisch ins Musiklager und gründete das »Count Baischy Orchester«, eine Jazzband.

Die beiden Darsteller sind sich dessen natürlich bewusst und machen daher einfach weiter: Sie glänzen als Helden vor dem unbezwingbaren Berg der Beziehungsarbeit.
Jeder kann ein paar Ideen mit nach Hause nehmen, wie die eigene Beziehung noch ein bisschen harmonischer werden könnte. Denn sind wir mal ehrlich: Keiner will, dass es erst soweit kommen muss, wie bei Tom und Heike.

Ob Tom seine Heike wiedersieht? Das erfährt man in »Männerabend«.

| ANNA NOAH
Fotos: LINO ZAGATO

Showangaben
Männerabend (Theater Mogul)
Darsteller:
Tom – Felix Theissen
alle anderen: Roland Baisch
Buch: Roland Baisch, Martin Luding und Michael Schiller

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