Bühne | ›Auf der Bühne gehörst du mir‹ in den Hamburger Kammerspielen
Flamme ausmachen oder neu entfachen? Diese Frage müssen sich Cornelia Schirmer und ihr ehemaliger Schüler Delio stellen, als sie sich abermals bei einer Probe begegnen. Eines ist jedoch klar: Nicht nur den beiden fällt es schwer, die Füße stillzuhalten. Von MONA KAMPE
Welch unglaublicher Zufall: Da treffen die ehemalige Schauspiellehrerin Conny Schirmer und ihr einstiger Schüler Delio bei den Proben einer Neuinszenierung von ›Gefährliche Liebschaften‹ wieder aufeinander. Sie ist inzwischen von der Putzfrau zur Souffleuse aufgestiegen, er hat die Hauptrolle ergattert.
Etwas peinlich berührt von der vergangenen »Sache«, versuchen die beiden geschickt ihre Nervosität zu überspielen – als der Regisseur jedoch betrunken in der Cafeteria verweilt, sind die beiden gezwungen, sich dem Bühnenspiel hinzugeben – mit prekären Folgen.
Denn Cornelia findet heraus, dass Delio schon damals in festen Händen war und der Lieblingsschüler muss erfahren, wie es sich anfühlt, wenn die Frau seiner Träume auch von anderen Anwerbern umgarnt wird. Wird jetzt das Feuer ausgemacht oder abermals entfacht?
Tiefer, rockiger, erotischer
Bereits das erste Mikro-Musical ›Auf alten Pfannen lernt man kochen‹ von Cornelia Schirmer und Delio Malär, kurz ›Cocodello‹, begeisterte 2016/17 die Zuschauer am ›Altonaer Theater‹ Die fantastische Fortsetzung trägt den Titel ›Auf der Bühne gehörst du mir‹ und hat es in sich, denn das überaus sympathische Künstlerduo setzt dieses Mal noch einen drauf: Es hat sich musikalische Unterstützung von zwei jungen Männern mitgebracht, die großartig aus dem Hintergrund preschen, um die beiden zur rechten Zeit zu verwirren oder zu betören. Lorenz Schmidt am Schlagzeug und Alex Szustak am Kontrabass bringen noch mehr Trubel in das prekäre Verhältnis der Protagonisten und tragen zu der ausgelassenen Stimmung bei.
Auch dieses Mal hat das Duo selbst geschriebene Dialoge und Songs sowie Live-Musik an Gitarre und anderen Instrumenten in petto und die Lovestory um die klassischen Aspekte der Eifersucht, Macht und Rache erweitert. Von HipHop über Flamenco und Burlesque, Rocktönen sowie Klopfgeräuschen und beeindruckenden Kampfszenen, ist für Liebhaber jeder Stilrichtung im Publikum der ›Hamburger Kammerspiele‹ etwas dabei.
Im Bühnenszenario von ›Gefährliche Liebschaften‹ lieben, duellieren und begehren sich Conny und Delio so intensiv, dass die Grenzen zwischen Probe und Realität verschwimmen. Geht es noch um die Hauptfiguren im Stück oder längst um ihr Liebespiel in einem Akt? Der Zuschauer weiß es nicht und findet sich in einem einzigartigen Spektakel aus Komik, Kreativität und Charakterdarstellung wieder.
Am Ende des Mikro-Musicals hält es niemanden mehr auf den Stühlen, Bühne und Füße beben im »Rokokococodello«-Takt. Die Augen tränen vor Lachen, doch das ist längst noch nicht die Zeit für Conny und Delio, das Licht auszumachen.
| MONA KAMPE
| Titelfoto: ANDREAS SCHLIETER
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