Kinderbuch | Catharina Valckx: Edler Ritter Federico
Wenn einer plötzlich zum Ritter wird, kann er was erleben: Kämpfe mit Monstern, Befreiung von Unschuldigen, ein Ritterleben ist nie langweilig. Dumm nur, wenn das Schlachtross ihm immer dazwischenredet. Aber dann kommt es doch noch zu einer Auseinandersetzung, die auch GEORG PATZER aufregend fand.
Oh, was für eine schöne Kiste hat er da auf dem Dachboden gefunden: ein Ritterkostüm! Gleich zieht er es an, mit Ritterhemd und Helm, schnappt sich das Schwert und kämpft gleich mal probeweise gegen sein Spiegelbild. Gut. »Nur ein Pferd fehlt mir noch,« denkt der Rabe Federico: »Ich muss mir sofort eins suchen.« Aber da hat er Pech: Weit und breit, wohin er auch fliegt, ist kein Pferd in Sicht.
Aber dann entdeckt seinen alten Freund Taps, der wie immer vor seinem Haus liegt und schläft. Gedacht, gesagt, getan – Taps‘ Einwand, er sei doch ein Hund, begegnet er mit einem »Wir tun einfach so, als wärst du ein Pferd.« Und damit ist auch Taps einverstanden. Dann beginnen die Abenteuer. Denn ein Ritter auf seinem Schlachtross muss ja auch einen Feind haben, den er angreifen kann. Welchen Feind? »Den großen bösen Wolf, der die Kinder frisst«, sagt Federico. Auf gar keinen Fall: »Du bist ja völlig verrückt! Der ist doch viel zu gefährlich! Wenn das so ist, dreh ich sofort um.« Na, gut, das sieht Federico ein. Was ist mit Frau Kuniberta, der Kuh? Die ist doch ein Monster: »Guck mal, wie sie mit ihren Kindern herumschimpft.« Aber Taps weiß es besser: »Diese Kälbchen sind unerträglich. Die stellen von früh bis spät nur Blödsinn an. Wenn du eine arme Mutter angreifst, dreh ich sofort um.«
Man sieht, es ist nicht ganz einfach für einen Ritter, wenn das Schlachtross immer Widerworte gibt. Keine Abenteuer, keine Kämpfe … Doch, da: eine fiese Maus. Aber Taps widerspricht: »Das ist doch Josefinchen Hops. Josefinchen ist eine sehr nette kleine Maus.« Also wieder nichts. »Was machen wir jetzt?« Das weiß Federico nicht, aber ein Schläfchen darf Taps auch nicht machen, denn er ist doch ein feuriges Schlachtross. Und Gras fressen will er auch nicht – bäh!
Endlich ein Kampf
Aber da endlich! Was zum Angreifen! In vollem Galopp rast Taps auf den Gegner zu, Federico schlägt kräftig zu und verpasst ihm einen satten Hieb: »Nimm das, du Schrotthaufen! Und benimm dich in Zukunft gefälligst!« Groß gewehrt hat er sich nicht, der Eimer. Im Gegenteil: Klaglos, wenn auch klappernd, fällt er um, sein Inhalt landet auf dem Weg. Aber da brüllt der große Wolf: »He, was soll das?« Auwei: »Er ist noch größer, als Federico ihn sich vorgestellt hat.«
Ein putziges Bilderbuch hat die belgische Autorin Catharina Valckx mit »Edler Ritter Federico« geschrieben. Ein Buch über die Phantasie, die mit einem durchgehen kann, wie es schon Don Quixote passiert ist. Über die Besonnenheit eines Freundes, der mit seinem Realismus das Schlimmste verhütet. Und über die Freundschaft. Denn am Schluss müssen sie ja wirklich noch ein richtiges Abenteuer bestehen, gegen den großen bösen Wolf, gegen den die beiden, der kleine Rabe und der alte, müde Hund, überhaupt keine Chance haben. (Natürlich gelingt ihnen das, aber doch völlig anders, als man es erwartet.)
›Edler Ritter Federico‹ ist auch ein Buch über die Wirklichkeit und ihre Missdeutungen, über das Unerwartete und über Vorurteile. Denn nicht nur Frau Kuniberta und Josefine Hops sind anders, als es den Anschein hat, sondern auch der große böse Wolf. Wie anders der Wolf ist, wird nicht verraten. Oder doch: »Meine Frau findet mich zu dick. Sie hat mir verboten, irgendetwas anderes als Obst zu essen.« Und dann knurrt er noch: »Haut ab! Ihr macht mich hungrig, ihr beiden!«
Valckx‘ Illustrationen sind so putzig wie die ganze Geschichte: In einfachen Strichen zeichnet sie die Charaktere – den lächelnden Stolz des Ritters Federico, der zum ersten Mal sein Schwert zückt, das gutmütig-schläfrige Gesicht des Hundepferds Taps, seine grumpflige Miene, als Federico die armen Tiernachbarn angreifen will, ihren freudigen Eifer, als sie den bösen Eimer angreifen und mit einem Streich erlegen. Und den fröhlichen Schluss, als Taps, so gar nicht mehr müde, mit Federico, Josefine und den beiden Kälbchen in den Sonnenuntergang läuft und der Wolf zu Hause sitzt und Brombeeren essen muss. Ein mehrfach hintersinniges, hübsches, niedliches und schelmisches Bilderbuch.
Titelangaben
Catharina Valckx: Edler Ritter Federico
(Coco Panache, 2004), übersetzt von Julia Süßbrich
Frankfurt am Main: Moritz Verlag 2018
40 Seiten, 12,95 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren
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