Jugendbuch | Alex Wheatle: Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann
Mo hat Probleme. Mit dem neuen Freund ihrer Mutter. Mit ihrer Mutter. Aber Mo hat auch Freundinnen. Und Mo ist verliebt. Passt das alles zusammen? Von ANDREA WANNER
Manchmal hat das Leben wirklich nur Mist zu bieten. Der neue Mitbewohner, Freund ihrer Mutter, gehört dazu. Mo hat sich auch bereits mit ihm angelegt. Und es ist nicht ganz klar, bis wo der Typ gehen würde.
Ihren richtigen Vater kennt Mo nicht. Ihre Mutter redet nicht über ihn. Die Bekanntschaften, die sie sonst mit nach Hause bringt, taugen allerdings alle nicht besonders viel. Woher soll in einer Gegend wie Crongton auch jemand auftauchen, der anders ist?
Häusliche Gewalt auf der einen Seite, Bandenkriminalität, sobald man die eigenen vier Wände verlässt. Trister Alltag, geprägt von kleinen Vergnügungen, wie dem Rumhängen mit Freundinnen. Die gibt es zum Glück, Elaine und Naomi. Und dann gibt es auch noch Sam. Sam, mit dem Mo schon befreundet ist, seit sie klein ist. Aber Freundschaft fühlt sich anders an. Mo ist verliebt. Und Sam auch.
Alex Wheatle wuchs selber in Brixton auf und weiß, wovon er redet. Der 1963 geborene Sohn jamaikanischer Eltern verbrachte einen Großteil seiner Kindheit im Kinderheim. Die Unruhen in Südlondon im Jahr 1981, die als Brixton Riots in die britische Zeitgeschichte eingegangen sind, erlebte er mit. Und so ist Crongton ein erfundener Ort, die Probleme, die die Jugendlichen dort haben, sind es nicht. Wheatle zeichnet ein authentisches Bild der düsteren Situation und schafft es dennoch, auch immer wieder witzige und hoffnungsvolle Momente einzubauen.
2015 erschien der erste Crongton-Roman, ›Little Bit‹, 2016 folgte ›Crongton Knights‹ und 2017 ›Straihgt Outta Crongton‹, das jetzt mit dem weitaus poetischeren Titel ›Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann‹ auf Deutsch erschienen ist.
Ja, es ist eine Liebesgeschichte. Aber es ist auch weit mehr. Was in Crongton geschieht, verändert die jungen Menschen, die dort leben. Viele passen sich an. In Crongton überleben, heißt für sie, sich wehren. Dazu gehört auch Gewalt. Nur der Stärkere schafft es. Davon ist auch Mo überzeugt. Solange, bis sie am eigenen Leib erfährt, was das tatsächlich bedeutet.
Vielleicht romantisiert Wheatle die Situation an manchen Stellen. Vielleicht lässt er seine junge Heldin am Ende ein bisschen zu sehr glänzen. Ohne diese Hoffnung wäre das Buch vermutlich gar nicht auszuhalten. Und hat er es nicht schließlich auch geschafft? Out of Crongton? Mos Geschichte berührt und fesselt. Und man wünscht ihr am Ende alles Gute für das, was vor ihr liegt.
Titelangaben
Alex Wheatle: Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann
(Straight Outta Crongton, 2017). Aus dem Englischen von Conny Lösch
München: Antje Kunstmann 2019
280 Seiten, 18 Euro
Jugendbuch ab 13 Jahren
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