Digitales | Games: Tom Clancy’s The Division 2
Die zweite Iteration des erfolgreichen Online-Shooters ›Tom Clancy’s The Division‹ aus dem Hause Ubisoft wechselt den Schauplatz von New York nach Washington, D.C. und bietet wieder reichlich Inhalte, um Spieler zu begeistern. In dem postapokalyptischen Szenario bekämpft ihr anarchistische Organisationen und baut neue Siedlungen in der Stadt auf. Dabei versprechen die Entwickler, das Spiel auch nach Abschluss der Story durch zusätzliche Events interessant zu halten. Ob die hohen Erwartungen der Spieler erfüllt werden, erfahrt ihr in unserem Test. Von PHILIPP LINKE.
Ordnung muss sein
Seit der Geschichte von ›The Division 1‹ sind 7 Monate vergangen und die Krankheit, welche einen Großteil der Bevölkerung ausgelöscht und die Funktion des Staats weitgehend aufgehoben hat, wurde schließlich eingedämmt. Zurück bleibt ein von Chaos beherrschtes Land, in dem verschiedene Gruppierungen versuchen, gewaltsam die Macht zu ergreifen.
Der Spieler übernimmt die Rolle eines Agenten der Organisation ›The Division‹, einer Reihe an Spezialeinheiten, die für extreme Notfälle vorbereitet wurden. Ein Notruf aus Washington erreicht euren namenlosen Agenten, der als neuer Sheriff im Weißen Haus willkommen geheißen wird. Dieses wurde zweckmäßig zum Stützpunkt ausgebaut und versorgt euch mit Missionen, Ausrüstung und Upgrades. Um die Kontrolle wieder herzustellen, unterstützt ihr mehrere Siedlungen in der Stadt, macht euch auf die Suche nach Technologien und bestreitet Revierkämpfe, um die staatsfeindlichen Gruppierungen Stück für Stück aus Washington zu vertreiben.
Taktik statt Ballern
Die Spielmechanik von ›The Division 2‹ (TD2) basiert auf dem Modell des »Deckungs-Shooters«. Das heißt, ihr könnt mit dem einfachen Druck eines Knopfes hinter Wänden oder Barrikaden in Deckung gehen und gezielt eure Feinde aufs Korn nehmen. Aus der Deckung heraus lassen sich andere Deckungen anvisieren, wobei der automatisch berechnete Weg dorthin mit einer Linie angezeigt wird. Diesen Weg verfolgt euer Agent auf Wunsch selbstständig, sodass ihr euch ganz aufs Zielen und Feuern konzentrieren könnt. Bleibt ihr dabei unentdeckt, wird euer Gegner weiterhin die letzte ihm bekannte Position anvisieren, sodass ihr mit etwas Geschick euren Gegner flankieren könnt.
Diese Art von Taktik erinnert an die ›Splinter Cell‹-Serie und hebt TD2 aus der allgemeinen Masse der Online-Shooter hervor. Zusätzlich zu den typischen Waffen gibt es acht besondere Gadgets, von denen ihr zwei verschiedene ausrüsten könnt. Dazu gehören zum Beispiel ein automatischer Geschützturm, der auf Wunsch einen bestimmten Gegner anvisiert oder eine Drohne, die eine explosive Ladung gezielt bei einem anvisierten Gegner detoniert. Diese Technologien schaffen einen zusätzlichen Level an taktischen Möglichkeiten, womit kreative Spieler ihre Freude haben werden. Allerdings bedienen sich auch eure Gegner an solchen Waffen. Besonders markant sind dabei die ferngesteuerten, explosiven Spielzeugautos, welche durch ihre Größe leicht zu übersehen sind und dadurch bei mir häufig für Frustration sorgen.
Die Missionen, die ihr im Hauptquartier oder einer Siedlung annehmt, sind relativ abwechslungsreich. So beinhalten sie zum Beispiel das Befreien von Geiseln, das Beschaffen von Gegenständen oder das Erobern eines Gebiets. Hauptmissionen sind besonders gekennzeichnet und beinhalten Zwischensequenzen, die in der Regel sehr kurz gehalten sind. Eine große Motivation beim Abschluss der Missionen ist der dadurch bewirkte Ausbau der Siedlungen, die sich nicht nur optisch verändern und expandieren, sondern auch neue Interaktionen freischalten wie etwa einen Händler oder eine Werkstatt.
Im Team schießt es sich besser
Schon nach der ersten Mission lassen sich Teammitglieder einladen. Bis zu vier Spieler können gemeinsam die Straßen von Washington unsicher machen. Dabei wird die Schwierigkeit der Gegner an den stärksten Spieler angepasst. Der Fairness halber erhalten auch schwächere Spieler einen temporären Status-Boost, sodass sie mithalten können und das Zusammenstellen einer Gruppe einfacher wird. PvP-Elemente lassen sich erst später im Spiel freischalten, der Fokus liegt eindeutig auf dem kooperativen Spiel.
Durch die taktischen Elemente lohnt sich eine gute Absprache zwischen den Teammitgliedern besonders. Spieler können sich gegenseitig heilen und wiederbeleben sowie Schwächen ausgleichen. Dank der Rollenspielelemente lässt sich der eigene Charakter in verschiedene Richtungen entwickeln, sodass man etwa den Schwerpunkt auf Nahkampf legt oder ein besonders guter Scharfschütze wird. Am Ende lassen sich aber alle Fähigkeiten erlernen, sodass man keine Angst haben muss, etwas auszulassen.
Was hat Tom Clancy damit zu tun?
Der amerikanische Autor Thomas Leo Clancy Jr. ist für seine detaillierten, fiktionalen Kriegsromane bekannt und inspirierte diverse Filme und Videospiele, deren Story jedoch nicht von ihm selbst geschrieben wurde. Wer daher wegen des genannten Autors eine tiefgründige Geschichte mit überraschenden Wendungen und glaubhaften Charakteren erwartet, der wird sicher enttäuscht. Dabei gäbe es ausreichend Möglichkeiten, die geschichtsträchtigen Umgebungen mit einzuarbeiten oder politische Gedanken anzustoßen. Stattdessen bleibt die Einteilung in Gut und Böse stets eindeutig, die Schauplätze bedeutungslos.
Technisch ganz vorne
Am PC macht TD2 eine sehr gute Figur. Washington lässt sich ohne zusätzliche Ladezeiten komplett frei erkunden, selbst Schnellreisen gehen zügig vonstatten. Die Grafikoptionen bieten genügend Optionen um schwächere PCs zu entlasten und erlauben auf starken Rechnern schöne Reflektionen und besonders realistische Darstellung von Wasser und Matsch. Im Vergleich zu ›The Division 1‹ ist die Umgebung deutlich grüner geworden und auch der Klang von Schüssen und Explosionen wurde deutlich verbessert.
Etwas enttäuschend sind hingegen die Charaktermodelle, die zwar relativ viele Optionen bieten, um Augen, Nase und Mund zu verschieben, aber deren Outfit stets generisch wirkt. Es gibt kaum einen Anreiz neue Kleidung freizuschalten, da man immer mit einem zerfledderten Patchwork-Look endet und nie richtig cool aussieht.
Eine gute Internetverbindung wird in jedem Fall benötigt, da selbst nach Installation der 6 DVDs nochmal etwa 40 GB an Daten heruntergeladen werden müssen. Insgesamt ergibt das trotzdem nur 45 GB an Festplattenspeicher, was die Installation der DVDs überflüssig erscheinen lässt.
Die Steuerung ist wie erwartet für Maus und Tastaturspieler sehr gut angepasst. Nutzer des Steam-Controllers werden sich freuen, dass Maus und Controller gleichzeitig verwendet werden können, sodass sich das Touchpad und der Gyro-Sensor des Steam-Controllers optimal nutzen lassen.
Fazit
Durch die vermehrte Praxis Videospiele halb fertig an die Kunden auszuliefern, wie im Beispiel von ›Anthem‹ oder ›Fallout 76‹, stand ich TD2 zunächst kritisch gegenüber. Ubisoft hat jedoch bewiesen, dass sie auf Kundenwünsche eingehen und haben ein sauberes Produkt abgeliefert, das von der ersten Minute an Spaß macht. Vor allem anspruchsvolle Spieler werden sich mit der tiefgründigen Mechanik schnell anfreunden, die im Kontrast steht zur eher oberflächlichen Ballerei aus Spielen wie ›Warframe‹ oder ›Fortnite‹.
Ein weiterer Bonus ist die offene Welt der amerikanischen Metropole, die frei erkundbar ist und mit Geheimnissen, Sammelobjekten und zufälligen Events aufwartet. Die Gegner verhalten sich dabei relativ intelligent und versuchen durch Flankieren und den Einsatz von Gadgets die Oberhand zu gewinnen. In der Schlussfolgerung ist das Spiel nicht einfach, bleibt jedoch fair und warnt Spieler, wenn sie in ein Gebiet vordringen, für welches ein höherer Level empfohlen ist. Besonders im Team von bis zu vier Spielern macht TD2 viel Spaß, wobei das Beitreten von Spielern durch automatische Anpassung des Levels jederzeit möglich ist.
Ein Nachteil ist die eher nebensächliche Story, welche mehr Spannung vertragen könnte und das relativ langweilige Design der Agenten selbst. Wer darauf verzichten kann und generell Gefallen an Deckungs-Shootern findet, dem kann ich TD2 nur empfehlen.
- Große, detaillierte Welt
- Schlaues Verhalten der Gegner
- Einfaches Zusammenspiel mit Freunden
- Gute Taktik wird belohnt
- Oberflächliche Story
- Charaktere sehen häufig sehr ähnlich aus
Titelangaben
Tom Clancy’s The Division 2
Ubisoft
erhältlich für Playstation 4, XboxOne und PC.