Digitales | Games: Mario Maker 2
Als Nintendo im September 2015 mit Super Mario Maker den nutzerfreundlichen Editor zum Erstellen eigener Mario Level veröffentlichte, war die Begeisterung unter den Fans groß. Auf intuitive Weise konnten selbst die jüngsten Baumeister ihre Visionen verwirklichen. Der Erfolg sprach für sich, es war also nur eine Frage der Zeit, dass Nintendo einen Port für die Switch ankündigen würde. Wie wir im Februar 2019 erfuhren, sollte es jedoch nicht bei einem einfachen Port bleiben. Nintendo hat sich nicht lumpen lassen und einen vollwertigen Nachfolger entwickelt, der einige Kritikpunkte des Vorgängers ausgebessert hat und sogar Elemente beinhaltet, von denen ich vorher nicht mal wusste, dass ich sie haben will. Seit Februar hat SEBASTIAN BLUME seine Freizeit im Sandkasten verbracht und schon mal fleißig für das neue Super Mario Maker 2 geübt.
Wer noch nicht mit Mario Maker vertraut ist, kann von dem üppigen Angebot an Möglichkeiten leicht erschlagen werden.
Doch das Grundprinzip ist denkbar simpel: Wir starten den Editor und fangen an, einen Level ganz nach unseren Vorlieben zu bauen. Dazu wählen wir zunächst einen von fünf Grafikstilen. Wie schon im ersten Teil stehen uns Super Mario Bros. 1 und 3, sowie Super Mario World und New Super Mario Bros. WiiU zur Verfügung.
Neu dazu kommt der Super Mario 3D World Anstrich, der die 2D Level um quasi 2,5D-Elemente erweitert. Jeder Stil bietet etwas andere Physikeigenschaften und eine teilweise individuelle Auswahl an Hindernissen und Gegnern. Diese dürfen wir frei im Level platzieren und anschließend per Knopfdruck sogleich austesten.
Eine Wagenladung an Möglichkeiten
Schon im ersten Teil war die Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten enorm. In Mario Maker 2 hat Nintendo aber ordentlich an Inhalten nachgelegt. Endlich können wir Abhänge bauen, die Mario herabrutschen kann. Mit On/Off-Schaltern lassen sich Wege versperren und Rätsel designen. Und wer den Bildausschnitt automatisch scrollen lassen will, hat nun auch dabei mehr Individualisierungsmöglichkeiten.
Wer sich für den neuen 3D World-Stil entscheidet, kann Mario ein lustiges Rennauto spendieren oder ihn mit Kugelwillis aus der Tiefe beschießen, was einen netten 3D-Eindruck erzeugt. Natürlich darf auch das gelbe Katzenkostüm nicht fehlen.
Die Fülle an neuen Bauelementen ist beachtlich und umfasst sogar die Option, verschiedene Siegesbedingungen zu implementieren. So können wir Mario die rettende Zielflagge verwehren, bis er z.B. 100 Münzen gesammelt hat oder mit Yoshi ins Ziel einläuft.
Das richtige Ambiente für akrobatische Klempner
Wer sich in Marios Kombination aus Rot und Blau wie die sprichwörtliche Sau geschmückt fühlt, kann das Rot flugs gegen Luigis schmuckes Grün tauschen. Und da man ja öfter mal was Neues probieren soll, dürfen die zwei Brüder jetzt auch neue Umgebungen wie Wüsten, Dschungel oder Wolken bereisen. Diese lassen sich zudem hervorragend bei Nacht behüpfen, was abseits vom schicken Ambiente sogar den einen oder anderen Gameplaykniff mit sich bringt. Darunter fallen niedrige Gravitation, Sandstürme und vieles mehr.
Der Soundtrack bietet ebenfalls neue Stücke und umspannt sogar Titel aus Mario 64 und Mario Galaxy (das passt besonders zum Nachthimmel).
Münzen für das neue Schloss
Wer sich zunächst einen Überblick über die vielen Möglichkeiten verschaffen möchte, sollte zu Beginn den Abenteuermodus besuchen. Dieser bietet quasi einen Story Modus, in dem wir Toadette beim Wiederaufbau des Schlosses helfen, indem wir das benötigte Kleingeld beschaffen. Selbiges erhalten wir durch den Abschluss von etwa 100 kleineren Level, die immer ein Element des Editors in den Vordergrund stellen. So lernen wir das Gros der Mechaniken und lassen uns gleichzeitig für unsere eigenen Level inspirieren.
Baumeister aus aller Welt
Ah ja, das Gröbste ist getan, den Level noch schön poliert – fertig. Doch was dann? Wer über eine Mitgliedschaft bei Nintendo Online verfügt, kann seinen Level mit der ganzen Welt teilen. Dazu muss er nur beweisen, dass man ihn schaffen kann (indem man ihn einmal durchspielt). Anschließend steht er allen Spielern zur freien Verfügung und kann sogar per individueller Level-ID aufgerufen werden.
Allen Spielern? Nun… nicht ganz. Wer die Level anderer Baumeister spielen will, benötigt ebenfalls ein Nintendo Online Abo – das wird tatsächliche für sämtliche Online-Funktionen benötigt.
Vergiss das Bauen, ich will nur hüpfen!
Natürlich kann man auch Spaß mit Mario Maker 2 haben, wenn man gar nicht so sehr am Bauen interessiert ist. Es gibt ja theoretisch mehr als genug Inhalte und es werden täglich mehr. Wer sich online vergnügen möchte, kann ganz locker Zufallslevel spielen und um Ränge kämpfen, die davon abhängen, wie weit man es schafft, bis man alle Leben verbraucht hat. Die sogenannte Endlos Herausforderung gibt es in vier Schwierigkeitsgraden. Wem dabei zu viel Unfug passiert, der kann auch gezielt nach passenden Inhalten suchen. Ein überarbeitetes Filtersystem hilft hierbei enorm. Zudem können gespielte Level mit einem Like oder Dislike versehen werden, wodurch die Spreu vom Weizen getrennt wird.
Wer nicht alleine durch das bunte Pilzkönigreich springen will, kann das auch mit bis zu drei Gegenspielern tun. Hierbei treten wir online gegen Zufallsgegner an und versuchen als Erster am Ziel zu sein. Das klingt in der Theorie ganz spaßig, stellt sich aber als problematisch heraus. Zum einen gibt aktuell noch keine Möglichkeit, online gezielt mit Freunden zu spielen. Zwar möchte Nintendo hier nachbessern, aktuell ist dies aber nur lokal möglich. Zum anderen kann jeder Level in der Auswahl landen, auch wenn er gar nicht für den Mehrspieler Modus gedacht ist. Da kann es schon mal vorkommen, dass sich alle Beteiligten im Wege stehen und am Ende frustriert den Level beenden. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn man die Level für den Mehrspielerpart freigeben oder sperren könnte.
Fazit
Super Mario Maker 2 bietet viele neue Inhalte und clevere Ideen. Leider ist es an manchen Stellen noch nicht hundertprozentig ausgereift. Der Mehrspielermodus sollte nachgebessert werden, könnte sich aber noch mausern, wenn Nintendo an den richtigen Schrauben dreht. Außerdem geht das Bauen ein wenig umständlicher von der Hand, als auf der WiiU. Das kann durch einen kompatiblen Stylus für den Touchmodus aber ausgeglichen werden. Zudem können zwar die alten Stilrichtungen jederzeit ineinander überführt werden, jedoch schließt das den Wechsel vom oder zum 3D World-Stil aus. Hierbei geht stets sämtlicher Baufortschritt verloren, da sich der neue Anstrich in seinen Spielelementen zu sehr von den alten Stilen unterscheidet.
Insgesamt gibt es so viel mehr Möglichkeiten als im Vorgänger, was für enorm viel Abwechslung sorgen wird. Aber für wen lohnt sich der Kauf letztlich? Baumeister, die es lieben ihre Visionen umzusetzen, bekommen ein tolles Gesamtpaket und können zwischendurch viele unterhaltsame Stunden in den Levels aus aller Welt verbringen.
Wer sich nicht zum Baumeister berufen fühlt, wird sich in den Levels aus aller Welt austoben können. Man sollte sich aber im Klaren sein, dass die Qualität der Level von der Community abhängt. Die Erfahrung zeigt leider, dass ca. die Hälfte totaler Murks ist, ein Viertel ganz in Ordnung und der Rest gut bis sehr gut. Bei der schieren Masse bleibt da trotzdem so einiges zum Genießen, wenn man gezielt nach den besten Inhalten sucht.
Alles in Allem hat Nintendo ein rundes Paket abgeliefert, das zwar noch ein paar Schönheitsfehler hat, von denen viele aber sicherlich per Patch behoben werden können. Bis dahin bleibt Super Mario Maker 2 ein sehr gelungener und mächtiger Editor, mit der Option irgendwann ein wirklich großartiger Titel zu werden. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich gehe wieder in meinen Sand- äh Editor-Baukasten.
- Fünf individuelle Stile mit eigenem Physiksystem
- Viele Themen und Umgebungen
- Großer Fundus an Gegnern und Hindernissen
- Auch für Einsteiger leicht zu erlernen
- Abenteuermodus als gelungenes Tutorial
- Option auf Mehrspielermodus…
- …der aber aktuell noch nicht ganz ausgereift ist
- Bedienung etwas unkomfortable als im Vorgänger
Titelangaben
Mario Maker 2
Nintendo
erhältlich für die Nintendo Switch