Sehr fremde Sprachen

Jugendbuch | Andrea Weller-Essers: Sprachen ohne Worte

Sprache besteht aus Worten. Klar, oder? Dass Kommunikation auch ohne Worte funktionieren kann, wird spätestens dann deutlich, wenn man an einer roten Ampel stehen bleibt, obwohl gar niemand etwas gesagt hat. Höchst unterhaltsam führt der Duden in einem kleinen Buch durch eine Welt voller Sprachen ohne Worte – findet ANDREA WANNER.

Sprache ohne WorteEl Silbo ist eine Pfeifsprache, weltweit einzigartig, mit der sich die Einwohner von La Gomera je nach Tonhöhe- und -länge miteinander unterhalten können. Was früher sehr praktisch, wenn die Dörfer durch tiefe Schluchten voneinander getrennt waren (und sind). Der Wortschatz umfasst immerhin 4000 Sprachen. Und wer Lust hat, kann es gleich mal ausprobieren: Seine Anleitung findet sich im Buch.

Gamersprache? So reden Spielerinnen und Spieler in Onlinespielen miteinander. Da heißt es dann »wp«, ein Lob für »well played«, also »gut gespielt«, oder sehr viel weniger freundlich »l2p« – »learn to play«.

Windmühlen können sprechen und unter Wasser gibt es Tauchzeichen. Ein Dirigent spricht eine eigene Sprache und das Winkeralphabet kann noch immer hilfreich sein zur optischen Nachrichtenübermittlung zwischen Schiffen oder an Land, wenn die Technik versagt.

Es geht um gesprochene und geschriebene Sprachen; solche, die man hören und solche, die man fühlen kann. Es geht um besondere Situationen, ausgeklügelte Systeme und Missverständnisse. Das alles in einfache Worte gefasst und mit vielen Illustrationen veranschaulicht. Klein, kompakt und klug zeigt es, wie viele Wege die Kommunikation kennt.

Und weil es so schön gemacht ist und sich auch wunderbar als Familienbuch eignet, hat es einen Weg auf die Kinder- und Jugendbuchseite des TITEL kulturmagazins gefunden ;-)

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Andrea Weller-Essers: Sprachen ohne Worte: Kommunikation auf anderen Wegen
Berlin: Duden 2019
80 Seiten, 10 Euro
Jugendbuch ab 12 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Kulturen

Nächster Artikel

Wyatt und die Raubkunst

Weitere Artikel der Kategorie »Jugendbuch«

Moderne Groteske

Jugendbuch | Erin Jade Lange: Butter    Extremes Schwanken in Liebe und Leiden, extrem in der Figurenzeichnung und der Beschreibung der Lebensbedingungen. Dazu noch die Extreme des Internets – weniger durfte es nicht sein für Erin Jade Langes Debütroman Butter. Herausgekommen ist eine moderne Groteske, ein Roman über ein Ungeheuer, das keines sein will. Und die Folgen. Von MAGALI HEISSLER

Herausforderung

Jugendbuch | Robin Stevenson: Die Unmöglichkeit des Lebens Das Thema Tod ist im Jugendbuch kein Tabu mehr, ebensowenig Selbsttötung. Grenzen werden eher im Sprechen darüber gesetzt. Ganz wichtig ist es, Trost zu vermittelten und offene Fragen geschickt in den Hintergrund zu schieben. Robin Stevenson hält davon nichts. Ihre Geschichte von Melody und Jeremy ist vor allem eine offen Frage. Herausforderung pur, also. Von MAGALI HEIẞLER

Was wirklich zählt…

Jugendbuch | Julie Murphy: Dumplin’ Dick aber selbstbewusst? Übergewichtig aber glücklich? Über ein spannendes Thema für ein Jugendbuch freute sich ANDREA WANNER und war neugierig auf den ›New York Times‹-Bestseller.

Mädchengeschichten

Jugendbuch | M.Hof,I.Kuijpers: Julia / M.Holzinger: Funkensommer Zwei Taschenausgaben bereits erschienener Mädchenromane locken in diesem Frühjahr junge Leserinnen. Ein bisschen Probleme, ein bisschen (Liebes)Konflikt erwartet sie, eher ernsthaft angegangen in der fiktionalisierten Autobiographie einer jungen Balletttänzerin, ›Julia‹ von Marjolijn Hof, rundum rosig romanhaft in Michaela Holzingers Bauernhof-Roman ›Funkensommer‹. Von MAGALI HEISSLER

Ein weiter Weg

Jugendbuch | Mehrnousch Zaeri-Esfahani: 33 Bogen und ein Teehaus 33 Bogen hat die Si-o-se Pol, eine von elf Brücken, die in der iranischen Großstadt Isfahan über den Zayaned Rud führt. Hier nimmt die Geschichte der kleinen Mehrnousch ihren Anfang, die Geschichte einer Flucht, die über die Türkei nach Deutschland führt. Von ANDREA WANNER