Sachbuch | Jane Eastoe, Rachel Warne: Tulpen
Wenn man diese Blume im Geschäft, in der Gärtnerei sieht, dann ist der Frühling so gut wie da: die Tulpe. So viele Arten, so viele Farben, soviel klare Pracht. Sie ist eine Blume, die keine Schnörkel, keinen weiteren Schmuck nötig hat. BARBARA WEGMANN wurde mit dem Bildband zum noch größeren Tulpenfan.
1559 »wuchs die erste Tulpe auf europäischem Boden«. Und ihre Geschichte ist spannender als die manch anderer Blume.
»Ein Züchter benötigt zwanzig Jahre, um eine neuartige Gartentulpe auf den Markt zu bringen … Es ist nicht allein der finanzielle Anreiz einer neuen Gartentulpe von spektakulärer Schönheit, der zu Neuzüchtungen anspornt.« Kultursorten kommen und gehen. Und Klassiker bleiben.
Früher, ganz früher, da gab es einen regelrechten Hype um die Tulpe, und allen voran waren es die Niederländer, die ein »lukratives Geschäft« mit den edlen Zwiebeln witterten. Im 17. Jahrhundert entstanden hier viele Zuchtbetriebe. Schnell entstand der Ruf der »Tulpennation«. Tulpenzwiebeln wurden zu wahren Aktien mit entsprechend steigenden oder fallenden Kursen. Filme und Krimis haben das Thema oft aufgenommen.
»Allerdings ist die Zucht ein langwieriges Geschäft. Diese Knappheit beflügelte den Handel und trieb die Preise von Tulpenzwiebeln in die Höhe.« Egal, welches Land die Tulpe im Laufe der Jahrhunderte eroberte, sie erfreute »alle Augen mit ihrer reizenden Vielfalt.«
Einen Einblick in jene Vielfalt bietet dieser bezaubernde Bildband auf 240 Seiten. Großformatige Seiten präsentieren die allerschönsten Tulpenköpfe, jede Faser, jede Nuance ihrer Formen zeichnet sich deutlich vor dunklem Hintergrund ab, gerade der setzt edle Formen, sanfte oder kräftige Farben und runde, spitze, gezackte Blütenränder bestens in Szene. Kleine Kunstwerke der Natur und ein Feuerwerk der Farben. Fast wie ein Schaulaufen der Schönsten auf dem Laufsteg der Natur. So, die ›Parrot Negrita‹: »Wie ein üppig gerafftes und gefältetes Ballkleid aus den 1950er- Jahren prangt diese prächtige Tulpenblüte in einem verführerischen Lilaton auf schlankem Stängel.« Natürlich kommt sie aus den Niederlanden.
Ganz gleich, ob es die Blattform ist, von zarter Transparenz bis sattester Farbe, ihr betörender Duft oder »nur« ihre elegante Erscheinungsform, ob sie bescheiden in der Anordnung ihrer Blätter daherkommt oder in spielerischer Unaufgeräumtheit, sodass ihre weißen Blütenblätter »wie die Flügel eines exotischen Vogels« anmuten: die Tulpe ist und bleibt ein Hingucker, eine Kostbarkeit in Topf, Vase und Garten.
Jane Estoe ist Tulpen-Expertin und wenn man beim Durchblättern des Bildbandes aus dem ersten Schwärmen wieder herauskommt, dann beginnt man, sich intensiv für die Details zu interessieren: Sortengruppe, Blütezeit, Standort, Pflanzabstand, eben all die Dinge, die der Gartenliebhaber wissen muss. 50 Sorten stellt die Autorin vor, stets verbunden mit einem ansprechenden Text, in dem Schönheit für Schönheit vorgestellt wird, um das Auge kurzzeitig abzulenken von den ästhetischen und brillanten Aufnahmen.
Und egal, um welche Sorte es sich handelt, für sie alle gilt: »Ohne große Mühe wird man reich belohnt. Vor Jahrhunderten musste man ein Vermögen für eine Tulpe hinlegen. Heute sind ein paar Zwiebeln für uns alle erschwinglich. Und wie könnte man den Frühjahrsbeginn schöner feiern.?« Ein Buch als Blumenstrauß, der nicht verwelken wird.
Titelangaben
Jane Eastoe/ Rachel Warne (Fotos): Tulpen
München: Prestel Verlag 2020
240 Seiten, 26 Euro
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