»Es gilt aber zu leben« (Albert Camus)

Jugendbuch | Robert Habeck und Andrea Paluch: Zwei Wege in den Sommer

Die letzten Sommerferien vor dem Abitur. Die gefühlt grenzenlose Freiheit. Max, Ole und Svenja starten in den Sommer – auf unterschiedlichen Wegen und mit unterschiedlichen Zielen. Von ANDREA WANNER

Habeck - Zwei Wege in den SommerDer Jugendroman von Robert Habeck und Andrea Paluch ist bereits vor 14 Jahren als gebundene Ausgabe erschienen, noch ehe Habeck 2009 über die Landesliste der Grünen erstmals in den Schleswig-Holsteinischen Landtag einzog und Fraktionsvorsitzender wurde.

Vermutlich ist das Interesse an dem Buch nochmals größer, da er seit dem 27. Januar 2018 gemeinsam mit Annalena Baerbock Bundesvorsitzender der Grünen ist – und medial viel präsenter. So liest sich nach 14 Jahren das Buch, das er wie viele andere gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch geschrieben hat, irgendwie anders. Und hat noch immer seinen Reiz.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Max, der seine Zwillingsschwester verloren hat. Miriam, mit der er sich immer eng verbunden gefühlt hat und mit der er alles teilte, hat Suizid begangen. Und genau das hat Max auch vor: Am Ende dieses Sommers soll sein eigener Tod stehen. Sein Plan ist, ganz alleine mit einem Segelboot nach Tornio in Finnland zu segeln und sich dort das Leben zu nehmen.

Und es gibt noch zwei Menschen, die sich nach Tornio auf den Weg machen: Ole und Svenja, Klassenkameraden und Freunde von Max. Sie wollen nach Finnland trampen bzw. mit dem Zug fahren. Und alle drei planen, sich dort zu treffen.

Max mag einem nicht immer sympathisch sein. Seine Philosophiererei kommt stellenweise altklug rüber. Andererseits hat er Schlimmes erlebt und muss damit fertig werden. Was überzeugt, ist die Offenheit, mit er von sich erzählt. Dabei wird Peinliches nicht ausgelassen, Fragen gestellt, die offenbleiben, Ängste geäußert, die berühren. Und vieles ist eben doch nicht so, wie es zunächst scheint.

Es ist die Geschichte eines Sommer, der für drei junge Menschen ein besonderer werden wird. Anders, als sie ahnen. Nicht so, wie sie ihn planen. Ihr Weg bis zum Abitur war vorgezeichnet, sie wissen, dass sie selbst entscheiden müssen und können, wie es dann weitergeht. Vielleicht ist das einer der entscheidendsten Phasen im Leben. Jetzt werden Weichen gestellt.

Habeck und Paluch erzählen keine einfache Sommergeschichte. Aber durchaus eine, die zu lesen sich lohnt.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Robert Habeck und Andrea Paluch: Zwei Wege in den Sommer
München: dtv 2020
220 Seiten, 9,95 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Ein Stuntman faked seinen Tod

Nächster Artikel

Ausschnitt

Weitere Artikel der Kategorie »Jugendbuch«

Keine Rettung in Sicht

Jugendbuch | Lindsay Galvin: Abgründige Geheimnisse Zwei Schwestern, Aster und Poppy, sind nach dem Tod ihrer Mutter auf dem Weg nach Neuseeland. Dort sollen die beiden bei ihrer Tante, einer renommierten Krebsmedizinerin, leben. Was ein neuer Anfang sein könnte, wird zum Alptraum. Von ANDREA WANNER

Was heißt erwachsen werden?

Jugendbuch | Irina Korschunow: Die Sache mit Christoph Spätestens in der zweiten Phase der Teenagerzeit erwischt sie uns, die Frage nach dem Sinn des Lebens. Für manche ist es nur ein Fingerstreifen, das man mit einem Achselzucken abtun oder einem flotten Spruch wieder ins Kästchen packen kann. Andere trifft sie so hart, dass es Wunden schlägt. Die, die daran leiden, erholen sich unter Umständen nie davon. Wie geht man als junger Mensch mit der Frage nach dem Sinn um? Irina Korschunow hat vor vielen Jahren ein Buch darüber geschrieben. Es klingt noch wie neu. Von MAGALI HEISSLER

12 Dinge

Jugendbuch | Björn Sortland: 12 Dinge, die ich noch erledigen muss, bevor die Welt untergeht

Die Idee zu Thereses Liste ihrer ›12 Dinge, die ich noch erledigen muss, bevor die Welt untergeht‹ stammt aus einer Frauenzeitschrift ihrer Mutter. Dort sind es allerdings 100 Dinge, die man gemacht haben sollte, bevor man vierzig ist. Die neununddreißigjährige Mutter hat zwar darüber gelacht, aber in einer Phase, in der die Ehe zerbricht, blieb die Liste nicht ganz ohne Wirkung. Und Therese? Von ANDREA WANNER

Moderne Groteske

Jugendbuch | Erin Jade Lange: Butter    Extremes Schwanken in Liebe und Leiden, extrem in der Figurenzeichnung und der Beschreibung der Lebensbedingungen. Dazu noch die Extreme des Internets – weniger durfte es nicht sein für Erin Jade Langes Debütroman Butter. Herausgekommen ist eine moderne Groteske, ein Roman über ein Ungeheuer, das keines sein will. Und die Folgen. Von MAGALI HEISSLER

Eine wahre Heldin

Jugendbuch | Ann Petry: Harriet Tubman

Harriet Tubman wurde um 1820 in Maryland in einer fensterlosen Hütte auf der Brodas-Plantage als Araminta Ross, der Tochter von Harriet Greene und ihrem Ehemann Benjamin Ross geboren. Aus dem kleinen Mädchen wurde die wohl bekannteste Fluchthelferin der Underground Railroad. Eine wahre Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten sollte, findet ANDREA WANNER