Ein Siebenschläfer, das ist schon ein possierliches Kerlchen, das dem Eichhörnchen etwas ähnelt, aber kleiner, mit runden Öhrchen, großen schwarzen Augen und langen Schnurrhaaren. Nachts wird es so richtig munter, also als Darsteller in diesem Bilderbuch, der dem Mond »Gute Nacht« sagen will, bestens geeignet. Allerdings schläft er zurzeit noch einen tiefen Winterschlaf, aber: nehmen wir einfach mal an, es wird Frühjahr und der kleine Siebenschläfer wird wach. BARBARA WEGMANN begleitet ihn in seiner Geschichte.
»›Gute Nacht, Mond!‹, sagte der kleine Siebenschläfer zum Mond, der kugelrund zum Höhlenfenster hereinleuchtete. Doch der Mond antwortete nicht. ›Gute Nacht, Mond!‹, rief der kleine Siebenschläfer etwas lauter. Doch wieder bekam er keine Antwort.«
Was tun, wenn man diesem runden, hellen, großen Mond ›Gute Nacht‹ sagen will und der sich einfach nicht rührt? Was tun, wenn man keine Antwort bekommt, aber doch unbedingt eine Antwort haben will?
Der kleine Siebenschläfer nimmt seine Schnuffeldecke und ‚ging hinaus in die Nacht, um dem Mond näherzukommen.« Auf diesem Weg durch die dunkel gehaltenen großen Seiten – klar, es ist ja auch tiefe Nacht- begegnet das zierliche kleine Wesen anderen Tieren, zunächst der Haselmaus, auch nicht viel größer, eher kleiner, aber mit dem guten Ratschlag: Er solle doch auf etwas steigen, das größer ist, vielleicht ja auf den kleinen Hügel dort? Aber dort wohnt der Maulwurf und der kann auch nicht weiterhelfen und verweist an einen Bären. Dieser setzt die muntere Truppe, Hamster, Haselmaus und Siebenschläfer in einem Baum ab, wo sie noch auf ein Eichhörnchen treffen. Er selbst will aber nicht mitkommen. »Ich bin nicht schwindelfrei«.
Höher und höher hinaus geht es in dem Baum, bis in die hohe Krone. Eigentlich ist die Geschichte schnell erzählt, birgt keine großartigen, dramatischen Vorkommnisse, nirgendwo lauern böse Gefahren oder gruselige Untiere, aber die Illustrationen sind derart bezaubernd, dass all das auch nicht fehlt. Große Augen, neugierige kleine Fellgesichter, aufgestellte gespitzte Öhrchen, alle platzen fast vor Anspannung und Neugier. Können wir hier denn nun endlich, hier oben in der Baumkrone dem Mond !Gute Nacht! sagen? Gebannt blättert man um.
Eine Autorin, die als Kind Prinzessin werden wollte, heute unter anderem als Schauspielerin und Synchronsprecherin arbeitet, die viel Fantasie und Sinn für all das hat, was kleine Knirpse begeistert, sie ist die eine des erfolgreichen Duos. Die zweite: eine Illustratorin, die in die Suche nach der richtigen Position, um dem Mond endlich »Gute Nacht« zu sagen, viel Witz, Anmut und vor allem Lebendigkeit legt, so viel, dass fast schon die Bilder alleine eine Geschichte erzählen. Von Seite zu Seite werden die Illustrationen lebendiger, wird die kleine Truppe zuversichtlicher und ist höchst motiviert, lacht, freut sich, macht Höhensprünge, schaut mit weit geöffneten Armen dem Mond entgegen. Schade, dass alles im Imperfekt erzählt wird, das Präsens hätte Aufregung und Anspannung noch gesteigert.
Es ist schon der sechste Band dieser Reihe um den kleinen Siebenschläfer, dessen große Augen etwas an die des unsterblichen Faultiers Sid aus ›Ice Age‹ erinnern. Würde das Ganze vertont, dann stelle ich mir den kleinen Siebenschläfer genauso vor wie Sid, ein bisschen nervig, dickköpfig, frech, kess und unheimlich lieb.
Na, ob all diese vier kleinen Fellknäuel letztlich doch noch vom Mond eine Antwort bekommen?
Titelangaben
Sabine Bohlmann/ Kerstin Schoene: Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der dem Mond Gute Nacht sagen wollte
Stuttgart: Thienemann 2021
32 Seiten, 14 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren
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