Irgendwie witzig – die Vorstellung, dass die Menschen in unserem Umfeld Roboter sein könnten. Im Kinderbuch ›Undercover Robot – Mein erstes Jahr als Mensch‹ spielen Bertie Fraser und David Edmond mit der Idee, wie es wohl wäre, als Roboter undercover unter Menschen zu sein. Ein sehr unterhaltsames Buch, meint ALEXA SPRAWE.
Dotty ist ein Robotermädchen und Teil eines geheimen Projekts. Ein Jahr lang soll sie zur Schule gehen, ohne dass sie als Nicht-Mensch entlarvt wird. Wenn ihr das gelingt, winkt ihr und ihrem Schöpfer, Professor Katnip, ein hohes Preisgeld, mit dem weitere Forschungsprojekte finanziert werden können. Aber Dotty hat Konkurrenz: Unter ihren Mitschülerinnen und Mitschülern sind weitere Roboterkinder, die dasselbe Ziel verfolgen. Sie alle wissen nichts voneinander und sie sind so gut getarnt, dass sie einander nicht erkennen. Und dann ist da noch ein Schüler, Martin, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Roboterkinder aufzuspüren und zu melden, weil es für jede richtige Meldung eine finanzielle Belohnung gibt.
Die ganze Situation wirkt wie ein lustiges Versteck- und Ratespiel, aber der eigentliche Witz kommt erst mit Dottys Unbeholfenheit in ihrer Rolle als Mensch zum Vorschein. Immer wieder tritt sie in Fettnäpfchen, weil sie die sozialen Umgangsformen erst noch erlernen muss. Um menschlicher handeln zu können, muss Dotty Daten sammeln, Regeln brechen und vor allem: Gefühle zeigen und diese einordnen – und wie andere Gleichaltrige sprechen und argumentieren. Im Laufe der Geschichte, die Dotty aus der Ich-Perspektive erzählt, erfährt sie viel über die Menschen in ihrer Umgebung. Für jede gelungene Unterhaltung und den Aufbau von Beziehungen gibt sie sich selbst »Freundschaftspunkte«. Sie findet Freunde und versteht sich zunehmend mit Professor Katnips Familie, bei der sie lebt. Wird Dotty am Ende gewinnen?
›Undercover Robot – Mein erstes Jahr als Mensch‹ überzeugt mit heiterem Humor, einem passend klaren Schreibstil und einer spannenden Charakterentwicklung der Protagonistin. Manche Dialoge und Handlungen bieten Impulse zum Nachdenken und Philosophieren – darüber, was Menschen von Robotern unterscheidet, was das Menschsein ausmacht, was oder wer einzigartig ist. Können Roboter Individuen sein? Sind sie kopier- und ersetzbar? Was ist Künstliche Intelligenz? Inwieweit können Roboter individuelle Gedanken und Gefühle entwickeln? Und werden Menschen nicht zunehmend roboterhafter?
»Interessant. Die Menschen versuchen also nicht nur, uns Roboter so zu bauen, wie sie selbst sind, sondern sie versuchen auch, sich selbst so zu verändern, dass sie Ähnlichkeit mit uns haben. Sie verleihen sich selbst übermenschliche Fähigkeiten … man könnte auch sagen, Roboterpower.«
Bertie Fraser und David Edmond haben mit ›Undercover Robot – Mein erstes Jahr als Mensch‹ ein kluges, anregendes und unterhaltsames Kinderbuch geschrieben, das Kindern ab 10 Jahren Freude bereiten kann.
Titelangaben
Bertie Fraser, David Edmond: Undercover Robot – Mein erstes Jahr als Mensch
(Undercover Robot: My First Year as a Human, 2020)
Übersetzt aus dem Englischen von Henriette Zeltner-Shane
München: arsEdition 2021
256 Seiten, 15 Euro
Kinderbuch ab 10 Jahren
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