Auf der Seite von UNICEF steht, dass Kinderarbeit Arbeiten sind, für die Kinder zu jung sind oder die gefährlich oder ausbeuterisch sind. Es sind Arbeiten, die die körperliche oder seelische Entwicklung von Kindern schädigen und sie vom Schulbesuch abhalten. Die Zahl von Kindern, die arbeiten statt zur Schule zu gehen ist hoch, sie könnte bis Ende 2022 durch die Pandemie auf 46 Millionen ansteigen. Die UN hat 2021 zum Internationalen Jahr zur Abschaffung der Kinderarbeit erklärt. Ein Kinderbuch widmet sich diesem Thema. Von ANDREA WANNER
Baku lebt mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Suri in einem Dorf in Nordindien. Durch einen Unfall wurde sein Vater arbeitsunfähig und hofft mit Glückspiel das notwendige Geld für die Familie zu beschaffen. Stattdessen muss er sich Geld leihen von zwielichtigen Gestalten, um seine Schulden zurückzubezahlen und sieht schließlich die einzige Chance für die Familie darin, dass Baku in einer Fabrik arbeiten soll. Alle Proteste der Mutter nützen nichts und so wird der Zehnjährige an einen Kinderhändler verkauft und soll unter erbärmlichen Bedingungen schuften.
Anke Burfeind deutet nur behutsam an, was Kinder wie Baku erwartet, wenn sie weit weg von zu Hause ausgenutzt werden und das für ihre Arbeit versprochene Geld auch nie bei den verzweifelten Familien ankommt. Für Baku wählt sie in ihrer Geschichte eine glückliche Wendung. Er findet in Molle einen Freund, der das Schicksal mit ihm teilt, und in dem Obsthändler Poppi und dem blinden Heiler Mr. 8 zwei Erwachsene, die nicht nur Mitleid mit dem Jungen haben, sondern ihn unterstützen. So lernt er Lesen und Schreiben und wird in die Grundlagen der Kräuterheilkunde eingeführt.
Annabelle von Sperber hat Bakus Schicksal mit vielen Zeichnungen illustriert, die von der fremden Welt und dem Alltag in Indien erzählen. Das, was der mutige und ehrgeizige Junge erlebt, gleicht eher einem Märchen. So lässt es sich auch für Kinder, die hier in einem wohlhabenden Land leben, aushalten, wenn sie die Geschichte lesen. Viele kleine Hinweise darauf, dass auch alles ganz anders hätte ausgehen können, finden sich. Die Balance zwischen realistischen Details und kleinen Wundern ist jedenfalls gut gelungen.
Mit der Agenda 2030 soll Kinderarbeit weltweit abgeschafft haben, fast alle Staaten der Welt haben sich dazu verpflichtet. Und ein Euro pro verkauftem Buch von Bakus Geschichte gehen an UNICEF. Das ist vielleicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber wenn man weiß, dass nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) fast jedes zehnte Kind Kinderarbeit leisten muss, weltweit rund 152 Millionen Kinder, sollte dieses Thema eines sein, über das schon junge Menschen nachdenken. Statt Bakus Untergang miterleben zu müssen, zeigt Burfeind in ihrem Kinderbuch den Weg, wie Jungen und Mädchen weltweit eine Chance haben können: Bildung als Grundlage und Voraussetzung für eine bessere Zukunft.
Titelangaben
Anke Burfeind: Baku und der weiße Elefant
Mit Illustrationen von Annabelle von Sperber
Berlin: Ueberreuter 2021
211 Seiten, 14,95 Euro
Kinderbuch ab 9 Jahren
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