Asta steckt voller Vorfreude auf einen wundervollen Sommer. Ringo, ihr bester Freund, wartet wie jeden Sommer auf sie. Und sie wird sich einen großen Traum erfüllen und endlich auf der Bühne stehen. Von ANDREA WANNER
Aber wie das manchmal so ist, wenn man sich auf etwas ganz besonders freut: Die Realität sieht dann doch anders aus und hält den Erwartungen nicht stand.
Die erste Enttäuschung kommt gleich nach dem Aussteigen in Geschrey an der Wipper, wo die Eltern wie jedes Jahr ihr Sommertheater aufgebaut haben: Die Eisdiele gibt es noch, aber das Schlumpfblau, Astas Lieblingseis aus dem vergangenen Sommer, nicht mehr. »Aber wunder dich nicht, in der Eisdiele sind moderne Zeiten angebrochen«, hatte ihr Vater noch schmunzelnd gewarnt.
Fassungslos nimmt Asta die neuen Sorten zur Kenntnis: Salbei, Rose-Minze, Gurke-Joghurt oder Lavendel-Quinoa. Die Wahl fällt dann auf den Klassiker, Schoko und Vanille, aber das ist eben nur die zweite Wahl.
Und so geht es dann auch weiter. Der große Plan für diesen Sommer ist, dass Asta eine kleine Rolle in Oscar Wildes Märchen ›Der glückliche Prinz‹ übernehmen soll. Voller Spannung und Erwartung fiebert sie dem seit Monaten entgegen – nur um festzustellen, dass sie auf der Bühne komplett versagt.
Lampenfieber pur, schon bei den Proben ohne Zuschauer. Aus der Traum. Dann bliebe da noch Ringo, mit dem sie sich schon so lange wunderbar versteht. Aber auch der ist anders. Und noch schlimmer: Er wird in den Augen des Mädchens zu Verräter.
Judith Burger nimmt ihre Leserinnen und Leser mit in einen Sommer, der perfekt werden soll und der sich in so eine ganz andere Richtung entwickelt. Frust und Wut machen sich in Asta breit, abreagieren kann sie sich zum Glück im und am Wasser. Sie muss lernen damit umzugehen, dass die Dinge sich verändern: Nicht nur das Angebot in der Eisdiele ist ein anderes, auch sie und Ringo haben sich weiterentwickelt – und damit vielleicht auch ein Stück voneinander entfernt.
Burger lässt ihre junge Heldin den Trotz ausleben, Fehler machen, andere verletzen. Und trotzdem sind sommerliche Leichtigkeit und Freundschaft zu spüren: Asta muss lernen, Dinge zu akzeptieren, mit dem Leben so klarzukommen, wie es ist und nicht so, wie sie sich es erträumt.
Der Weg dorthin ist kein einfacher, erzählt wird er klug und witzig. Das einzige, was man sich von dieser Sommergeschichte noch gewünscht hätte: Nicht nur das hinreißende Cover von Philip Waechter, das das Sommergefühl so wunderbar trifft, sondern noch ein paar Illustrationen von ihm im Buch. Die muss man sich halt dazudenken.
Titelangaben
Judith Burger: Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer
Hildesheim: Gerstenberg 2021
176 Seiten, 14 Euro
Kinderbuch ab 10 Jahren
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