Ganz unabhängig vom Inhalt: gute Pop-up-Bücher sind wie kleine Kunstwerke und die, die sie erschaffen, haben oft viel Talent, so wie hier Maike Biederstädt. Die Papieringenieurin und Illustratorin demonstriert und präsentiert auf fünf fantastischen, aufklappbaren Seiten Wettersituationen, erklärt im Text Wetter, Wellen und Wind, Regen und Sturm, Wüste und Trockenheit. Eine prima Grundlage und Hilfe für alle, die beim Stichwort Klimawandel mitreden wollen, meint BARBARA WEGMANN.
Wer das Wetter im Kleinen verstehen will, der muss es erst einmal global sehen, denn Sturm, Regen und Sonne halten sich nicht an Landesgrenzen. Apropos Sonne: die Strahlen der Sonne »erwärmen die Erdoberfläche am Äquator stärker als am Nord- und Südpol. Da warme Luft leichter ist als kalte, bilden sich unterschiedliche Druckgebiete. Warme Luft steigt am Äquator auf und fließt hoch oben in Richtung der vereisten Polkappen.« Dort kühlt, so heißt es weiter, die Luft wieder ab, sinkt nach unten und fließt zurück zum Äquator. Damit hat man schon einen Grundstein des Klimas, seinen Motor, beschrieben. Die Hoch- oder Tiefdruckgebiete verändern sich, verlagern sich, erzeugen Wind und Sturm. Was dann oftmals leider passiert, das sehen wir in den Nachrichten. Ab 75 Kilometer pro Stunde spricht man von einem Sturm, der aber auch weitaus stärker sein und verheerende Schäden anrichten kann. Aber: es ist eine gewaltige Energie, die uns die Natur schenkt und nun zunehmend als »erneuerbare Energie« unser Leben bestimmt. Windräder machen’s möglich.
Auf dieser ersten Seite, die dem Sturm gewidmet ist, klappt denn auch eine beeindruckende Wellenlandschaft auf, hoch türmen sich die gewaltigen Brecher, und auf dem riesigen Containerschiff, das dort unterwegs ist, möchte man nicht unbedingt mitreisen.
Wunderbar dargestellt auch der Tornado, ein »Luftwirbel in der Erdatmosphäre«. Hier im Buch eine 18 Zentimeter hohe papierne Windsäule. »Ein beeindruckendes Naturschauspiel für Sturmjäger«. Beeindruckend auch im Buch, aber beängstigend in der Wirklichkeit, denn nicht selten hinterlassen diese Stürme eine »Schneise der Verwüstung«.
Es folgt eine fast beschauliche Almszene mit Bauernhäusern und Kühen auf der Weide und: es regnet, was das Zeug hält, aus dicksten Wolken am Himmel. Wie entsteht Regen? Und wie entsteht Schnee? Zwei Seiten weiter entfalten sich überdimensionale, aber gleichzeitig in der Natur ja zierliche Schneekristalle. »Ist es in einer Wolke sehr kalt, gefrieren die Wassertröpfchen … und bilden Eiskristalle …Wenn die Kristalle größer werden, fallen sie nach unten«, das nennt man dann Schneeflocke. Viel romantischer und stimmungsvoller sind da Märchen, in denen es schneit, das Rodeln im Winter, Schneemannbauen oder einfach nur dem Tanzen dieser weißen Flocken zuzuschauen.
Natürlich geht das Buch auch auf den Klimawandel ein, erklärt, was es mit der erhöhten CO2 Konzentration auf sich hat, was der Treibhauseffekt ist, und leitet u.a. auf eine Greenpeace-Seite mit Informationen zur Energiewende weiter.
Ab 7 Jahre empfehle man das Buch, so heißt es, auf den Großteil des wirklich außerordentlich schön gemachten Buches trifft das sicherlich auch zu, dennoch sollte man den Text vielleicht als Erwachsener zunächst begleiten, das eine oder andere Fremdwort und Fachsprache machen stellenweise einen Sachverhalt doch schwierig und erklärungsbedürftig.
Ansonsten ein tolles Buch, das spielerisch verstehen lässt und gleichzeitig mit sachlichen Texten das Lernen anbietet.
Maike Biederstädt: Das Wetter
Wie Stürme und Regen, Kälte und Hitze entstehen
München: Prestel 2021
Pop-up-Buch mit 14 Seiten, 22 Euro
Ab 7 Jahren
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