Mobbing ist eine ganz üble Sache und wer davon betroffen ist, leidet. So wie Mimi, die in die zweite Klasse geht. ANDREA WANNER war gespannt auf die Lösung dieser schwierigen Situation.
Eigentlich ist Mimi mit ihren dunklen Haaren und dem Pagenschnitt auf den ersten Blick ein selbstbewusstes Mädchen. Sie ist stolz darauf, dass sie mit fünf anderen Kindern aus ihrer Straße schon ganz alleine in die Schule gehen darf, ohne die Begleitung Erwachsener. Und als Florian, der sich zum Chef der Gruppe aufspielt, an einem Montagmorgen zur Eile mahnt, widerspricht sie ihm mit einem Blick auf die Uhr: nein, es eile noch nicht, sie hätten noch jede Menge Zeit.
Nun ist Florian keiner, der es mag, wenn offensichtlich jüngere und kleinere Mädchen sich nicht seinem Willen fügen. Sein ärgerliches »Halt die Klappe, blöde Kuh!« ist erst der Anfang. Zunächst verschwinden Sachen, die Mimi gehören. Ihr Matheheft, Stifte, ihre Handschuhe. Sie findet alles in einer Mülltonne wieder. Dann fangen die vier älteren Jungs an, sie in der Pause zu schubsen. Mimi versteckt sich auf dem Klo. Aber auch das finden sie natürlich heraus. Die Angriffe nehmen systematisch zu.
Mimi tut das einzig Richtige: Sie redet mit ihrer Mutter. Aber deren Rat »Dann wehr dich!«, bringt die Zweitklässlerin in einen Konflikt: Zurückschlagen ist gegen die Schulregeln. Und auch als ihre Lehrerin, eindeutig selbst überfordert, mit ihr spricht, ist die Kleine hinterher nicht schlauer. Florian, Mika, Jonathan und Finn lassen Mimi nicht mehr in Ruhe. Was tun?
Es ist Mimis Großvater, der zum Ratgeber wird. Er hat in seiner Jugend als Student geboxt und genau das bringt er Mimi bei: Boxen. Dabei ist er kein bisschen zimperlich, versucht nicht, die Lage zu entschärfen und entwickelt keine Deeskalationsstrategien. »Wenn du die Nase triffst, wird sie bluten.« Stellt er sachlich fest und verbindet das mit einer tröstlichen Aussicht: »Der Junge wird einen Schreck kriegen und dich für immer in Ruhe lassen«. Und so beschließt Mimi, dass das ihr Weg sein wird. Sie wird Florian eines auf die Nase geben – und dabei auf ihren Daumen aufpassen, genauso, wie ihr Opa ihr das gezeigt hat.
Expressive Bilder in klaren Farben und deutliche Worte zeigen, wie man sich behaupten kann. Das Wichtigste ist jemand, der einem den Rücken stärkt und der an einen glaubt. Den hat Mimi in ihrem Opa gefunden. Ungewöhnlich, deutlich und ein Bilderbuch, über das man ins Gespräch kommen kann und sollte.
Titelangaben
Elena Prochnow: Pass bloß auf deinen Daumen auf!
Aachen: Edition Pastorplatz 2021
38 Seiten, 14 Euro
Bilderbuch ab 5 Jahren
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