Lyrik | Peter Engel: Drei Gedichte
Der berühmte Lichtblick
Heute hat er sich wieder gezeigt
ein paar Minuten lang, war dann weg
für den Rest des ganzen Tags
und das aufwallende Herz
fiel zurück in seine Kammer.
Welche sprechende Verwandlung,
wenn der Himmel plötzlich blank ist,
ein einziges Blau herrschen läßt,
wenn er die Stirnen entspannt
und viele Falten glattstreicht.
Aber dann siegt doch wieder das Grau
und hemmt für lange den Ausblick,
kehrt die Augen nach innen um
und nährt sie mit Erinnerung,
hält den Wunsch nach Lichtblick wach.
Ein schönes Nichtereignis
Es gab überhaupt keinen Streit,
niemand wußte etwas besser,
keiner wurde vom andren
in die Tasche gesteckt,
nirgends ein Hilferuf
oder gar eine Sirene,
die Luft war überhaupt nicht dick,
nirgendwo braute sich was
zusammen, kein Mucks war zu hören,
alles schmorte nur vor sich hin
und war eigentlich wie immer,
man mußte sich nicht dran gewöhnen,
sondern konnte weitermachen
wie gewohnt und stets,
es war ein wunderbarer Moment,
als einmal gar nichts geschah,
die Welt nicht den Atem anhielt,
sondern sich einfach nur drehte
Völlig mit den Wörtern eins
In diese Zeilen trödele ich
langsam hinein, nehme mir Zeit
dafür, sie genau nötig ist,
um ein Gespür für die Wörter
zu finden, die richtig sind.
Alles so einfach wie möglich
und so vollkommen zutreffend
wie aus einem einzigen Guß,
gar nichts schwappt unbestimmt über,
sondern alles am passenden Platz.
Fast wie nebenbei bilden
die Verse sich selbst aus,
erfassen den tragenden Ton
und schwingen in sich weiter,
sind völlig eins mit den Wörtern.
| Peter Engel lebt und arbeitet in Hamburg