Der Erdüberlastungstag, also der Tag, an dem wir Menschen mehr Ressourcen verbraucht haben, als die Erde erzeugen kann, springt jedes Jahr im Kalender weiter nach vorne. Nicht mehr lange und er wird den Frühling erreicht haben. Macht es da noch Sinn Geld für später, vielleicht in 30 Jahren, anzulegen und falls ja, wie?
Was tut man also, wenn man etwas Geld übrig hat und es für spätere Zeiten sparen möchte? Bislang steckte man sein Geld in eine Geldanlage, damit aus Geld mehr Geld werde. Allein die Rendite war maßgeblich für die Wahl der Anlage. Doch das reicht angesichts schwindender Rohstoffe und des Klimawandels nicht länger. Von BASTIAN BUCHTALECK
Um die Welt zu retten, muss das Geld mehr können. Darum hat Wolfgang Mulke für die ehrwürdige, manchmal etwas angestaubte Stiftung Warentest das Ratgeberbuch ›Nachhaltig Geld anlegen‹ geschrieben. Darin wird gezeigt, wie man die eigenen Ersparnisse nicht einzig auf hohe Erträge anlegt. Wichtig sind heute auch die gesellschaftliche Wirkung und der Nutzen für die Umwelt. Geldanlage wird auch ethisch betrachtet. Das nennt sich nachhaltig. Als nachhaltig gilt eine Geldanlage, bei der das Geld dazu beiträgt, dass es später noch eine gesunde Lebensgrundlage gibt.
Geldanlage bleibt Geldanlage …
Grundsätzlich sind die Tipps im Buch allesamt kein Geheimnis. Das Problem bleibt immer dasselbe – egal ob normale oder nachhaltige Geldanlage. Bei beiden Anlageformen gilt: Finanzen möglichst breit streuen (sicheres Konto, Aktien, Anleihen, Immobilien, eventuell Edelmetalle) und je mehr Risiko, desto höher die Wahrscheinlichkeit auf Gewinn oder Verlust. Das gilt für »ethisch-ökologische Aktienfonds« und nachhaltige ETF genauso wie für normale Aktienfonds oder ETF. Je mehr Risiko, desto mehr potentielle Rendite.
Wenn ab Seite 128 das »1×1 des nachhaltigen Sparens« versprochen wird, dann muss man selbst wissen, ob einem für die langfristige Geldanlage das kleine Einmaleins reicht oder ob man nicht lieber etwas genauer rechnen mag. Das kann einem kein Ratgeber abnehmen.
Auch was die Nachhaltigkeit der Anlagen betrifft, gibt das Buch ab Seite 65 Hinweise auf relevante, vertrauenswürdige Anbieter. Insofern ist das ein praktischer Ansatzpunkt (wobei die Anbieter alle leicht im Netz recherchiert werden können), enthebt den interessierten Anleger jedoch weiterhin nicht der Verpflichtung, selber genau hinzusehen.
Also: Recherchiere und entscheide selber oder vertraue deinem Agenten, denn Geldanlage bleibt Geldanlage.
Der Wert von Siegeln und Charts
Es gibt auch Siegel wie das FNG (Forum Nachhaltige Geldanlage) oder das UNGC (UN Global Compact) und doch muss man – in diesem recht jungen Markt – entweder dem Anbieter vertrauen oder immer wieder prüfen, inwieweit die eigenen Ansprüche und die des Anbieters deckungsgleich sind. Man kennt dies schon von Tier- und Umweltschutzsiegeln: es gibt sehr, sehr viele und nicht alle halten, was man sich davon verspricht.
Wer es also ganz ernst meint mit dem Umweltschutz in der Geldanlage, der muss selber recherchieren oder einen Berater finden, dem er vertraut. Dieses Mantra wiederholt sich.
Natürlich enthält der Ratgeber auch Charts, also Tabellen mit vergangenen Kursentwicklungen und daraus abgeleitet Hinweisen, wie sicher oder wie performant diese Geldanlage bislang war. Naturgemäß fehlt hier das, was alle Anleger brennend interessiert: wie entwickelt sich die Anlage in der Zukunft.
… auch bei Verlust etwas Gutes tun
Wie bei jeder anderen Geldanlage droht auch bei der nachhaltigen Geldanlage der Totalverlust. Insbesondere dann, wenn man auf ein Unternehmen aus einem Industriebereich setzt. Darauf weist das Buch auch hin und es gilt besonders, da die nachhaltige Geldanlage meist eine neuartige Technik ist und es in diesem Bereich viel Wandel gibt. Größere Wettbewerber, die kleinere vom Markt drängen, neue Technologien oder Innovationen, die ältere Technologien vom Markt drängen.
Und doch ist die nachhaltige Geldanlage letztlich eine doppelte: einmal für die Rendite und dann noch mal für die Umwelt. Einen wichtigen Vorteil hat die doppelt nachhaltige Geldanlage: egal, was mit dem Geld passiert, selbst bei einem Totalverlust, zumindest war es für den guten Zweck.
Titelangaben
Wolfgang Mulke: Nachhaltig Geld anlegen
Ökologisch, sozial und ethisch investieren
Berlin: Stiftung Warentest 2021
192 Seiten, 14,99 Euro (download)
[…] Lesen die die komplette Sachbuchrezension im Titel-Kulturmagazin. […]