Schön, wenn es Bücher gibt, die man ganz bestimmt öfter in die Hand nehmen wird, vielleicht am Abend, wenn man noch nicht einschlafen kann, wenn vielleicht gerade Vollmond ist. Eine wundervolle Mischung aus Kunst und Poesie, aus Geschichten und Musik, aus Malerei, Lebensweisheiten und Rezepten. BARBARA WEGMANN hat nicht müde werdend in dem Buch geblättert.
Bekanntes und Unbekanntes, Gereimtes und Gedichtetes, Gemaltes und Gesungenes, die Auswahl ist so groß und üppig. Jeder Beitrag verzaubert ein Stückchen mehr für die Nacht, die Dämmerung, die Stunden zwischen dem Abend und dem nächsten Morgen. Hier sind alle Beiträge dieses geschmackvollen und liebenswerten Buches angesiedelt. Das »Laternenlied«, die Geschichte von der »Gute- Nacht-Ente«, das »Heulen von Eulen«, der »Moment der Morgenröte«, oder »Gruseliges aus der Walpurgisnacht«, alle Beiträge, gemalt oder gedichtet haben eines gemeinsam: »Die Nacht ist alles, nur nicht schwarz«. »Wie dumm, wer so von der Nacht spricht!«, betont die Herausgeberin Annette Roeder. »Die sonnenlose Zeit des Tages führt ihre Schönheit eben nicht mit Protz und Prunk, sondern in zarten, ozeanblauen Spitzen vor – man muss nur genau hinsehen.« Bunte Träume auf Papier versammeln sich hier.
Beiträge aus aller Welt und allen Zeiten zeichnen die bunte Mischung aus, eingebunden in das so passende Motiv des Rousseau Bildes »Ein Karnevals-Abend«. Nachtschwärmer finden hier van Goghs wunderbare »Sternennacht über der Rhône«, Gustavs Klimts »Irrlichter«, »Mond über der Landschaft« von Paula Modersohn-Becker, »Das Parlament in London bei Sonnenuntergang« von Monet oder Georgis O‘ Keeffes »Leiter zum Mond«, sowie viele, viele andere Künstler, bekannt und nicht so bekannt. »All diese Künstler haben verstanden, dass die Nacht viel mehr als die Abwesenheit von Licht ist. Denn nach der blauen Stunde wiegt alles etwas schwerer: die Stille schweigt stiller, der Tau zwischen den Zehen ist kühler, unser Zuhause wird heimeliger und Märchen werden wahrer.«
Eine Fülle von Visionen, Träumen und Fantasien, zum Vorlesen für Kinder. Aber auch für Erwachsene, vielleicht mit einem Glas Wein zum Ausklang des Tages. Da kommen Erinnerungen an früher, als man als Kind noch »Die beste Einschlafschokolade« bekam und beim Lesen der Zutaten verströmt sogar die bloße Buchseite den Duft von Zimt und Kakaopulver und Haselnusslikör … aber natürlich nur für die Großen. »Trinken … dazu eine Geschichte vorlesen lassen … gut Zähneputzen … ab ins Bett!« Und vielleicht, weil man einfach nicht genug kriegen kann, noch der Geschichte vom »Sternengeheimnis« lauschen, in der ein Großvater mit seinem Enkel in einer »wunderschönen, sternenklaren Nacht« über ein Feld geht. Woher die Sterne kommen, fragt der Junge und der Großvater erzählt von einem Seeräuber, der so viel erbeutete, dass die Säcke mit Gold platzten und die Dukaten über den ganzen Himmel rollten. Natürlich darf man sich, sieht man eine Sternschnuppe, etwas wünschen. »Da legte der Junge seine Wange an Großvaters Gesicht und wünschte sich etwas besonders Schönes.«
Aufschlagen darf man dieses bezaubernde Buch, wo immer man gerade möchte, und seinen Platz auf dem Nachttisch wird es sicher finden und lange Zeit behalten. Und wer immer noch nicht einschlafen kann, dem hilft vielleicht dann ein Zauberspruch:
Sprich Hunke-munke-mops dabei und mische einen dicken Brei.
Schmier dir die Nasenspitze ein und stell dich in den Mondenschein.
Und schwebst du nun nicht in die Nacht – dann hast du was verkehrt gemacht.«
Titelangaben
Annette Roeder (Hg.): Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft!
Kunst, Gedichte und mehr für Kinder und Erwachsene
München: Prestel Verlag 2021
160 Seiten, 26 Euro
Kinderbuch ab 5 Jahren
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