/

Wer sucht, der findet

Kinderbuch | Ben Hoare: Große und kleine Schätze der Natur

Das Sammeln hat man schon in der Kindheit begonnen, angefangen bei Kastanien, Eicheln oder bunten Herbstblättern. Aber es gibt tausend Dinge, die man darüber hinaus entdecken und finden kann. Sie alle erzählen Geschichten. Hundert werden hier vorgestellt und das auf höchst attraktive Weise in einem sehr wertigen Buch, meint BARBARA WEGMANN

Das Buchcover zeigt Fotos von Früchten, Muscheln und Schneeflocken»Jedes der faszinierenden Fundstücke erzählt eine eigene Geschichte. Und sie alle haben eine Verbindung, denn sie sind Teile unserer 4,5 Milliarden Jahre alten Erde« Das Buch erzählt mit sehr vielen, großen, bunten, anschaulichen und ansprechenden Illustrationen von Fundstücken aus vier Bereichen: von Tieren, von Pflanzen, Mineralien und Gesteine und von »natürlichen Gebilden«, wie Nester oder Spinnweben, also von Dingen, die von Tieren gebildet werden.

Das Schönste an diesem Buch: es präsentiert nicht nur tolle Fundstücke, es motiviert und fordert geradezu auf, selbst auf die Suche zu gehen, Fotos zu machen, Notizen oder kleine Skizzen. Immer mit der richtigen Kleidung und zusammen mit einem Erwachsenen. Zu finden gibt es überall etwas. Auch ganz wichtig: Nie nur einfach nach vorne schauen, sondern auch nach oben oder rundum. Wo man sucht, so heißt es, das sei egal, zu finden gibt es im Wald, in der Stadt, am Strand oder auf der Wiese eine Menge.

Präsentiert werden aber auch Fundstücke, die wir hierzulande nicht finden werden: ein afrikanisches Straußenei beispielsweise. Da liegt das Haushuhn-Ei schon näher. Wie entstehen Eier, was beinhalten sie? All das wird erklärt in Text und Skizzen. Vielleicht findet man am Strand auch Haifischzähne. Eher selten? Na ja, Haie können, anders als leider beim Menschen, ihre Zähne ersetzen. »Wenn ein Zahn vorn im Maul ausfällt, wird ein dahinterstehender nach vorn geschoben, um ihn zu ersetzen. Manche Haie bekommen während ihres Lebens mehr als 30 000 Zähne«. Ganz schön, oder?

Auch die Zähne vom Nilkrokodil oder den Elefantenzahn wird man hierzulande eher nicht entdecken. Aber mit den großen Scheren von Winkerkrabben, verschiedenen Schneckengehäusen oder Muschelschalen wird es schon eher klappen. Die Details, die zu den jeweiligen Fundstücken erzählt werden, sind richtig spannend und so kurz, prägnant und eingängig geschrieben, dass man es sicher gut behalten wird. »Die Muschel bewegt sich fort, indem sie ihre Schale auf und zu klappt. Dabei werden Wasserstrahlen aus Löchern im Schloss gepresst und verschaffen ihr Antrieb nach dem Rückstoßprinzip.« Eine tolle Einrichtung!

Verschiedene Schriftgrößen, plakative Bilder und Skizzen, jeweils kurze Erläuterungen unter einzelnen Fundstücken, das alles zaubert ein wundervolles Sachbuch aus der »Schatzkammer Natur«. Nicht zu vergessen die edle Aufmachung des Buches. Das Buch fügt sich bestens in die weiteren Erkundungsbücher des Verlages, wie »Wundervolle Welt der Sterne« oder »Wundervolle Welt der Tiere«

Wo finde ich Steppenroller, wie entstehen Perlen, wie heißt das »krümelige« Gestein, aus dem die meisten Muschelschalen bestehen, wie können sich Samen verbreiten, wie sieht die Frucht aus, die Kakaobohnen enthält, aus denen Schokolade gemacht wird und wie funktioniert das mit den Blüten und der Bestäubung? »Die Hummel summt. Sie schlägt etwa 200mal pro Sekunde mit den Flügeln, sodass die Vibrationen den Pollen der Sonnenblume auf ihren pelzigen Körper schütteln. Die Bestäubungsarbeit ist sehr anstrengend, aber auch wirkungsvoll.«

Zunächst ist es ein Staunen, und dann ist es dieses spannende Lernen in Form kleiner Wissenshäppchen, die so schmackhaft präsentiert werden, ein Lernen, das übrigens sicher nicht nur jungen Lesern gefällt, die Großen werden vielleicht die wirklich im doppelten Sinne bilderbuchhafte Aufmachung des Buches ganz besonders schätzen.

Altersunabhängig ist die Grundmelodie des Buches: Augen auf, aufmerksam durch die Natur gehen, Fragen stellen, Antworten bekommen, Zusammenhänge verstehen. »Vielleicht werden wir dann endlich auch besser darin, die Natur zu schützen und zu bewahren. Denn auch wir Menschen sind Teil der Natur und können ohne sie nicht überleben.«

| BARBARA WEGMANN

Titelangaben
Ben Hoare: Große und kleine Schätze der Natur
Über 100 Fundstücke und was sie uns erzählen
(Nature’s Treasures, 2021) Aus dem Englischen von Eva Sixt
Illustriert von Kaley McKean
München: Dorling Kindesley Verlag 2022
192 Seiten. 24,95 Euro
Kinderbuch ab 8 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Ferne

Nächster Artikel

Blick in mexikanische Seele

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Ein ganzes Jahr mit Gedichten

Kalender | Internationale Jugendbibliothek (Hrsg): Der Kinder Kalender 2023

Kinderkalender gibt es ja einige. Aber einer überragt sie alle: Früher hieß er Arche Kinder Kalender. Mit seiner wunderbaren Auswahl, den unterschiedlichen Texten und phantasievollen Illustrationen ist er seit Jahren die beste Wahl. Von GEORG PATZER

1, 2, 3 … ich komme!

Kinderbuch | Daniel Barrow: Elefant, wo bist du?

So schwierig kann es ja wohl nicht sein, einen Elefanten, der sich versteckt, zu finden. Na ja, im afrikanischen Busch vielleicht. Aber doch nicht in der Wohnung oder im Garten. Zwei Freunde spielen Verstecken und sie machen das ziemlich toll, findet ANDREA WANNER.

Schluss damit!

Kinderbuch | Lisen Adbåge: Die Bestimmer

Es gibt sie. Überall. Auf den Pausenhöfen, in den Klassenzimmern, den Spielplätzen. Die, die sagen, wo’s langgeht. Wer was darf und wer was nicht darf. Ein Bilderbuch schaut sich das mal genauer an. Von ANDREA WANNER

Eine Lektion in Sachen Fairness

Kinderbuch | Jörg Mühle: Zwei für mich, einer für dich Teilen ist schwierig. Eins für mich, eins für dich – das ist gerecht. Wenn die Ausgangssituation eine andere ist, wird es schwierig, findet nicht nur ANDREA WANNER.

Lesen!

Kinderbuch/Jugendbuch | Dirk Steinhöfel: Die Weltenträumerin.; Anthony Browne: Abenteuer mit Willi Wie Bücher funktionieren, was sie mit einem oder einer machen, ist schwierig zu erklären. Was beim Lesen passiert, verstehen nur leidenschaftliche Leserinnen und Leser. ANDREA WANNER zählt sich dazu und fühlt sich von zwei Bilderbüchern mehr als verstanden.