David Bowie ist als Pop- und Rockstar eine Legende, mit seinem androgynen Look und seinen psychedelisch anmutenden Liedern hat er sich einen festen Platz im Pophimmel und in den Herzen seiner Fans erspielt. Der Auftritt mit schrillen Haaren und den bunt schillernden Kostümen des aus dem All auf der Erde gelandeten Ziggy Stardust machte Bowie bekannt – und verlieh ihm eine Bekanntheit, die bis heute anhält. Reinhard Kleist zeichnet in seiner Graphic Novel ›Starman‹ die frühen Jahre David Bowies in London nach. Von FLORIAN BIRNMEYER
In bunten, an Popart erinnernden Comicstrips zeichnet Kleist die ersten Jahre, den Aufstieg David Bowies nach. Die Farben, die die Graphic Novel dominieren, sind Pink, Gelb, Lila, Rot für die Zeit als Popstar und Beige und Braun für die Rückblicke in die Kindheit und Jugend. Denn David Bowie, dessen echter Name David Jones lautet, war, wie man sich denken kann, nicht immer ein Popstar, auch wenn er das schon immer sein wollte. Er trug nicht von Beginn an eng taillierte Outfits mit bunten Mustern.
David Bowie wuchs in einer piefigen Reihenhaussiedlung in Bromley bei London auf und wusste bereits als Junge, dass er Musik machen wollte. Sein Bruder Terry ging in Clubs, brachte Jazz-Platten mit nach Hause, nahm ihn mit nach London in Jazz-Clubs, wo das Leben pulsierte. Nach einer Prügelei hat David einen Augenfehler, der ihm ein außerirdisches und geheimnisvolles Aussehen verleiht, wie eines der Mädchen aus der Schule meint.
Außerirdisch und geheimnisvoll
Der junge David will Popstar werden und beginnt als Saxophonist, eine Band um sich zu formen. Schon als junger Mann umgibt ihn eine besondere Aura, die erkennen lässt, dass in ihm das steckt, was man braucht, um ein Star zu werden. Die ersten Musikmanager beginnen, sich für David Bowie zu interessieren, der währenddessen seine Bandmitglieder dazu bringt, androgyn wirkende Outfits zu tragen, eng geschnittene Anzüge aus geschmeidigen Stoffen in verschiedenen Farben, die sie bis zur Brust offen tragen. Auch Maskara legen die Bandmitglieder auf, um Aufmerksamkeit zu erregen und beim Publikum anzukommen.
Die Strategie geht auf: Es folgen erste Fernsehauftritte, der Style von David Bowie wird in den Medien diskutiert, die Manager interessieren sich für die Band. In gräulich-braunen Rückblenden sieht man in ›Starman‹, eingelegt in die eigentliche Geschichte, wie hart David Bowie mit seinen ersten Bands – eine hieß ›Die Kon-Rads‹ – arbeiten musste, um dorthin zu gelangen, wo er am Ende stand. Er wechselte von einem Manager zum anderen, wechselte die Bands wie andere die tägliche Kleidung, versuchte immer wieder Neues, neue Strategien, einen neuen Stil, neue Musik.
Ziggy Stardust im Fokus
Bis er schließlich bei Ziggy Stardust angelangte, jener Showfigur, die ihm sowohl in Großbritannien als auch international den großen Durchbruch erlaubte. Im Album ›Space Oddity‹ von 1962 führte David Bowie die Figur Major Tom ein, die bereits das Thema des Weltalls anklingen lässt. Es folgt zu Beginn der 70er Jahre, auf die sich der Haupterzählstrang der Graphic Novel konzentriert, der Auftritt der Figur Ziggy Stardust.
Stardust ist ein androgyner, geschlechtlich und sexuell unbestimmt bleibender, rothaariger, bunt gekleideter Mann mit außerirdischer Intelligenz, der im Zentrum des 1972 erschienenen Albums ›The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars‹ steht.
Ziggy Stardust wird zu einer Ikone des Glam-Rock, er will der Menschheit eine Botschaft der Liebe vermitteln, scheitert aber an seinen eigenen Exzessen. Und so muss auch Bowie am Ende seine Erfolgsfigur Ziggy Stardust aufgeben, obwohl sie ihn selbst nach oben katapultiert hat und beim Publikum aufgrund der exzentrischen Art äußerst beliebt ist, um ein neuer David Bowie zu werden. Wie David Bowies Geschichte weitergeht, möchte Reinhard Kleist im zweiten Teil der Graphic Novel erzählen, die den Titel ›LOW – David Bowie’s Berlin Years‹ tragen wird.
Mir hat ›Starman‹ sehr gut gefallen, da man viel über die Beginne von David Bowies Karriere erfährt und einen Einblick erhält, wie ein Star geboren wird, selbst wenn dieser vielleicht nicht von Beginn an zum Star geboren zu sein scheint: Welche Prozesse sind es, die dazu beitragen, dass ein Mensch, der zunächst in einer Kleinstadt bei London aufgewachsen ist, zu einem Popstar wird? Welche Schritte muss man unternehmen, welche Ambitionen hegen, welche Leute kennenlernen, um am Ende auf der großen Bühne gefeiert zu werden?
Unsterbliche Ikone des Rock
David Bowie hat es geschafft, mit seiner Idee des Ziggy Stardust und mit jeder Menge Arbeit zu einem der ganz Großen im britischen Popbusiness zu werden. Bis heute hat er Fans auf der ganzen Welt. Seine unvergleichliche Musik, die auch ich sehr gerne mag, hat noch immer Anhänger. In der Graphic Novel von Kleist heißt es an einer Stelle, in David Jones stecke das Potential, so groß zu werden wie die Beatles oder noch größer. Auch wenn die Beatles vielleicht eine Nummer größer und populärer sind als David Bowie, hat er es doch geschafft, in den Pop- und Rockhimmel aufgenommen zu werden und unvergessen zu bleiben.
An dem Buch von Kleist hat mir gefallen, wie die schrille Art Bowies und seiner Shows und Musik in graphischer Weise wiedergegeben wird: mit spitzen Kanten, Ecken, Bewegung imitierenden Strichen, bunten und poppigen Farben (die ein wenig an Andy Warhol erinnern, von dem David Bowie anscheinend sehr begeistert war – so begeistert, dass er sogar ein Lied über ihn schrieb). Alles an der Graphic Novel strahlt Energie und Dynamik aus, wenn man einmal von den in tristen und morbiden Tönen gehaltenen Rückblenden in die Vergangenheit – Kindheit, Jugend und beginnende Karriere – absieht. Im Zentrum stehen aber die gefeierten Jahre als ›Starman‹, die das Image Bowies entscheidend geprägt haben.
| FLORIAN BIRNMEYER
Titelangaben
Reinhard Kleist: Starman
David Bowie’s Ziggy Stardust Years
Hamburg: Carlsen, 2021
176 Seiten, 25 Euro
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