»Ich bin bereit zu gehen. Wenn du mein Alter erreichst, ist dir sehr bewusst, wie viel deines Lebens du hinter dir und wie viel du noch vor dir hast. Ich sehe es halt realistisch«, hatte kürzlich Schauspielerin Jane Fonda in einem Interview erklärt. Von PETER MOHR
Sie passte nie in eine Schublade. Sie wollte stets nicht »nur« die Hollywood-Diva sein und eckte oft mit dem Schicki-Micki-Establishment an. Fitness-Queen, Bürgerschreck, Klimaaktivistin und immer ein wenig »Enfant terrible« in der Glamour-Welt: Jane Fonda, die heute, am 21. Dezember, ihren 85. Geburtstag feiert, gefiel sich stets als querdenkende Schwimmerin gegen den Strom des Zeitgeistes.
Jane Fonda war noch lange aktiv, spielte ab 2015 in einer Netflix-Comedyserie die Rolle der Grace und war in »Unsere Seelen bei Nacht« an der Seite von Robert Redford zu sehen. Im September gab sie via Instagram bekannt, dass sie an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist und sich deswegen einer Chemotherapie unterziehen muss. Sie beschrieb ihre Erkrankung als »einen sehr gut behandelbaren Krebs«. Anfang Dezember ist sie erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie in Washington wieder bei einer Klima-Kundgebung aufgetreten. Ihr gesellschaftliches Engagement scheint ungebrochen zu sein.
Mit 30 war Jane Fonda schon ein Star, mit 35 erhielt sie ihren ersten Oscar, trotzdem ließ sie sich nie in das Klischee des attraktiven Hollywood-Stars pressen. »Wir wollen der Kriegsmaschinerie widerstehen«, war 2002 in einer gegen George Bushs Irak-Politik gerichteten Anzeigenkampagne zu lesen. Unterzeichnet hatte den Aufruf unter anderem Jane Fonda.
Nie hat der Filmstar »Everybody’s Darling« sein wollen. Sie engagierte sich für die Bürgerrechtsbewegung, protestierte gegen den Vietnamkrieg und zog sich, gerade 50-jährig, für mehr als 15 Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. Ihr selbstbewusstes kritisches Auftreten verdankt Jane Fonda, die in New York geboren wurde, auch einem langen und aufreibenden Vater-Tochter-Konflikt (ihre Mutter hatte in den 1950er Jahren Selbstmord begangen), der erst zu Beginn der 1980er Jahre beigelegt wurde, als Jane und Henry Fonda gemeinsam in ›Am goldenen See‹ vor der Kamera standen.
Nach ihrem Studium (Klavier und Malerei) und kleineren Theaterrollen feierte Jane Fonda ihre ersten großen Filmerfolge in Europa – als neues Schönheitsideal in ›Der Reigen‹ (1964) und ›Barbarella‹ (1967). Die Rückkehr nach Hollywood wurde zu einem wahren Triumphzug. Als ausdauernde Tänzerin Gloria in Sydney Pollacks 1930er-Jahre-Drama ›Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss‹ (1969) wurde sie zum ersten Mal für den Oscar nominiert, drei Jahre später erhält sie dann die begehrte Trophäe für ihre Rolle der Prostituierten Bree in Alan Pakulas ›Klute‹.
Jane Fonda spielte unter Jean-Luc Godard an der Seite von Yves Montand 1972 in ›Alles in Butter‹, und als Partnerin von Michael Douglas und Jack Lemmon zeigte Jane Fonda in ›China-Syndrom‹ (1979) als ehrgeizige Reporterin eine ihrer besten Leistungen. Für die Rolle der Offiziersfrau Sally Hyde in ›Coming Home‹ hatte Jane Fonda 1979 ihren zweiten Oscar erhalten. Es folgten bis Ende der 1980er Jahre noch kleinere, unbedeutende Rollen, doch im Gespräch blieb Fonda als kommerziell erfolgreiche Vorreiterin der Aerobic-Welle. Ausgerechnet die Schauspielerin, die 15 Jahre an Bulimie litt, propagierte den Frauen rund um den Erdball ein fitnessbewusstes Körperideal.
Heute steht sie ihrem eigenen »Körperwahn« sehr kritisch gegenüber. »Ich hatte ein Facelift, und ich habe damit aufgehört, weil ich nicht verzerrt aussehen wollte. Ich bin nicht stolz darauf«, hatte Fonda vor einem Jahr im Interview mit der amerikanischen ›Vogue‹ bekundet.
Auch mit ihrer 2005 erschienenen Autobiografie ›My life so far‹ landete Jana Fonda, die gänzlich unkoventionelle »Hollywood-Diva«, einen großen Erfolg.
| PETER MOHR
| Abbildung: Georges Biard, Jane Fonda Cannes 2015, CC BY-SA 3.0