Ja, ja, es fasziniert, ohne Frage, Tornados, Gewitter, Dürren, Wüsten, Vulkanausbrüche, diese Urgewalt. Die Kräfte der Natur haben immer schon den Atem verschlagen. Festgehalten in einem derart beeindruckenden Bildband allemal – findet BARBARA WEGMANN
Ganz schön mutig, diese zwei Autoren, der eine studierter Geograf und Meteorologe, der andere hatte einmal einen gut bezahlten Beraterjob, den er eintauschte gegen »Abenteuer, Kamera und Leidenschaft«. Beide haben sie schon internationale Preise für ihre beeindruckenden Bilder von zahlreichen Unternehmungen bekommen, beide lassen keine Gelegenheit aus, auf Reisen zu gehen, beide sind immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Naturereignissen.
»Himmlische Spannung«, »Höllische Unterwelt« und »Irdische Unendlichkeit«, so haben sie ihre drei großen Kapitel in dem durchgängig extrem schön bebilderten Buch überschrieben. »Begeisterung, Ehrfurcht und damit Respekt« vor Natur und ihren Erscheinungsformen wollen sie mit den Fotografien erzeugen; zugegeben, das ist auch schnell geschehen, einerseits. Andererseits kann man den Klimawandel mit all seinen gewaltigen Naturereignissen, den Veränderungen, der zerstörerischen Kraft aktuell auch nicht ausblenden auf den Seiten. Aber nein, der Klimawandel ist kein Thema in diesem Buch, hier gehen die Schönheit, die Kraft, die Urgewalt und die Unbarmherzigkeit von Naturgewalten vor, festgehalten in hoch professionellen Fotos. Und die sind in der Tat geradezu eine Augenweide.
Dass die beiden Fotografen für ihre Motive »brennen«, wird schnell klar. »Egal ob feurige Vulkane, gewaltige Gewitter, eisige oder vor Hitze flimmernde Wüsten: Es sind diese Orte quer über den Erdball verteilt, für die wir leidenschaftlich brennen … Für uns offenbart sich dort … die Kraft der Natur in ihrer ganzen -himmlischen- Pracht.« Ein faszinierendes Erlebnis mit auf diese Reise zu gehen.
Texte gibt es nur wenige in diesem Buch, dennoch, sie sind sehr inhaltsreich, geben viele Infos und Wissenswertes. Viele Blitz- und Tornadobilder beispielsweise entstanden in Amerika: »Ein Blitz kann eine Temperatur von bis zu 30 000 Grad Celsius erreichen. Damit ist er für einen Bruchteil einer Sekunde circa fünfmal so heiß wie die Oberfläche der Sonne.« Weltweit ereignen sich jeden Tag etwa 10 Millionen Blitze. Die meisten Blitze, so sagt die Statistik, entstehen im Kongo. In Deutschland, wir sollten es nicht unerwähnt lassen, seien es jährlich immerhin vier Millionen. Hätten Sie’s gewusst?
Gerade diese Infos sind es, die das Buch über die tatsächlich sehr attraktiven Fotografien hinaus ungemein interessant machen. So auch im Kapitel über Wüsten, eben alles andere als nur Sand. Auch Kies-, Stein-, Salz- oder Eiswüsten gibt es. Der Laie stellt sich die Wüste als abgeschlossenen, lebensarmen, kargen Naturraum vor. Dass dem nicht so ist, zeigt das Beispiel der Sahara. Sandstürme dort transportierten, so schreiben die beiden Profifotografen, regelmäßig wichtige Nährstoffe wie Eisen und Phosphat in die Atmosphäre und seien so Düngelieferanten in weit entfernten Regionen. »Diese lebensfeindliche Wüste sorgt zum Beispiel dafür, dass der Amazonas-Regenwald so üppig wachsen und seiner Rolle als ›Lunge unseres Planeten‹ gerecht werden kann.«
Fantastische Aufnahmen haben ihren Preis: Stundenlange Autofahrten durch unwegsames Gelände, stundenlanges Warten auf das endlich richtige Licht, Hitze ohne Dusche, »auf Nudeln und Kekse reduzierte Verpflegung«, »kräftezehrendes Trecking fern jeder Zivilisation«. Persönliche Worte zum Schluss des Buches, die aber letztlich die Fotografien in noch wertvollerem Licht erscheinen lassen.
Titelangaben
Adrian Rohnfelder/ Dennis Oswald: Himmel und Hölle
Die Faszination extremer Naturereignisse
München: Knesebeck Verlag 2023
160 Seiten, 36 Euro
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