Zwei, die neu an einer New Yorker Privatschule sind. Zwei, die dort nie hinwollten und die schon am ersten Tag ineinander hineinstolpern. Und sich ineinander verlieben. Eine zarte, rührende Lovestory, die ANDREA WANNER ans Herz ging.
Elli wohnt mit ihrer Familie an der Upper Westside. Sie ist das verwöhnte Nesthäkchen, die als Einzige noch zu Hause ist und das manchmal ganz schön stressig findet. Miah, eigentlich Jeremiah, wohnt in Brooklyn und das sein Vater ebenso berühmt wie reich ist, behält er lieber für sich. An seiner alten Schule hat er sich wohlgefühlt, als Superbasketballer wird er auch an der neuen Schule seinen Platz finden. Es wird es zumindest erleichtern, den Miah ist Schwarz.
Zwei Fünfzehnjährige stürzen in ihre erste Liebe, der Rest der Welt ist ihnen egal. Und dass sie unterschiedliche Hautfarben auch. Aber dem Rest der Welt ist es das nicht.
Jacqueline Woodson, eine der berühmtesten Schwarzen US-Autorinnen, die Kinder- und Jugendbücher schreibt, kennt den alltäglichen Rassismus in Amerika. Sie erzählt die Geschichte abwechseln aus der Perspektive von Elli und Miah. Elli spricht in der Ich-Form, Miahs Gefühle und Gedanken werden von der Autorin geschildert. Man kommt beiden, Elli und Miah, sehr nahe, erfährt vieles über ihr Leben, über das was sie beschäftigt, ihre Familien und über das, was sie füreinander empfinden. Kleine Störungen von außen, wenn Passanten oder andere Jugendliche das ungleiche Paar kommentieren, nehmen sie unterschiedlich zur Kenntnis. Elli ignoriert so etwas eher, Miah fühlt sich getroffen. So, wie seine Hautfarbe eben immer schon ein Thema für ihn war, wie er von zu Hause immer gewarnt worden war, sich korrekt zu verhalten.
Toleranz? Damit ist es nicht weit her, wenn sogar Ellis ältere Schwester, die in einer Beziehung mit einer Frau lebt, geschockt auf das reagiert, was sie von Ellie erfährt. Schwarze werden allenfalls geduldet, wirklich auf Augenhöhe begegnet man ihnen als Weiße:r nicht. Was kommt da noch auf die beiden zu? Wie stark wird ihre Liebe sein, um diese Belastungen auszuhalten? Ist das Ganze nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Man versinkt im Sog dieser Lovestory, versucht sich vorzustellen, wie es weitergehen kann. Aber so ist das eben mit den ganz großen Liebesgeschichten: Letztlich sind ihre Probleme zu gewaltig. Oder beweisen hier zwei das Gegenteil? Woodson zieht in einen magischen Bann, vom ersten Satz bis zum schmerzhaften »Nicht mehr«.
Titelangaben
Jacqueline Woodson: Eine Weile bleibt die Zeit für uns stehen
(If You Come Softly, 1998) Aus dem Amerikanischen von Eva Riekert unter Mitarbeit von Chantal-Fleur Sandjon
München: cbj 2023
192 Seiten, 18 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren
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