Linas Leben ist aus den Fugen. Gerade ist ihre beste Freundin weggezogen, da macht ein überaus peinliches Video von Lina die Runde. Und als wäre das noch nicht genug, geschieht etwas Unfassbares. Von ANDREA WANNER
Mobbing in der Schule ist eine ernstzunehmende Sache. Hänseleien, Schikane, das Bloßstellen des Opfers, üble Gerüchte: All das muss Lina ertragen, Rückhalt findet sie bei niemandem. Warum bloß ist ihre beste Freundin am anderen Ende der Welt? Irgendwann war die Welt mal in Ordnung, jetzt scheinen sich alle Mädchen der Klasse gegen sie verschworen zu haben. Sie schauen sich blöde Tanzvideos an, reden über Dinge, die Lina nicht mehr versteht, und grenzen sie aus. Und als würde das alles noch nicht reichen, wächst Lina plötzlich ein Horn auf der Stirn. Klar, dass sie jetzt endgültig unten durch ist.
Ihre Eltern sind besorgt, denken, dass ihre Tochter psychologische Unterstützung braucht. Aber das Horn ist eine sehr reale Sache, die allerdings nur Kinder und Jugendliche sehen können, keine Erwachsenen. Lina ist verzweifelt.
Hat es das Horn wirklich gebraucht? Dieses plötzliche Abdriften ins Fantastische? Eigentlich hatte die Story genug Potential, um auch ohne diese merkwürdige Anomalie junge Menschen zu erreichen. Vielleicht macht es die Geschichte für einige tatsächlich spannender, andere werden sich wünschen, dass die Realitätsebene nicht verlassen worden wäre.
Während Lina doch noch einen Freund findet, der ihr zur Seite steht, landet ein anderes Mädchen aus ihrer Klasse tatsächlich in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie. Und irgendwie scheint das dann doch zu ernst für so einen albernen Hokuspokus. Schade, denn der Umgang mit Mobbing, mit Merkmalen, die einzelne zu Außenseitern machen und sie an den Rand drängen, sodass sie wirklich Schaden nehmen, wäre ein wichtiges Thema gewesen, dem man eine angemessene Behandlung gewünscht hätte.
So haben wir es mit netter Unterhaltung zu tun und ein paar sonderbaren Vorkommnissen, die mehr werden und mehr und mehr.
Titelangaben
Karin Koch: Linas Geheimnis
Mit Illustrationen von Magdalena Fournillie
Wuppertal: Peter Hammer Verlag
192 Seiten, 15 Euro
Kinderbuch ab 11 Jahren
Reinschauen
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