Diese schreibende Hand
Ganz locker führt sie den Stift
und läßt sich selbst überraschen
von dem, was ihm entfließen wird
und das weiße Papier schwärzt,
überträgt ihre Neugier dem Auge.
Alles ist in ihrer Bewegung
enthalten, wenn sie die Zeilen
entwirft und die Wörter reiht,
sie herdenreich vor sich hertreibt,
aber doch in Zaum hält dabei.
Mal gehemmt, mal hemmungslos
zieht sie im Schreiben dahin,
setzt aber manchmal auch ab,
wenn nichts Gutes hervorkommt
aus dem immer willigen Stift.
Vom Schreiben
In der Frühe denke ich
Gärtnergedanken und sehe
meine verstreuten Worte
aufgehn wie neue Blumen,
die noch niemand erblickt hat,
ihre Düfte spüre ich schon.
Wie Mädchenaugen blicken mich
meine geträumten Zeilen an,
wie Kaiserkerzen stehen sie
mir vor Augen, stolz aufgereckt
und wie mit samtenen Blättern,
die Blüten wie Sonnengold.
Vom Garten her kommt mein Schreiben,
jede Strophe ein gehegtes Beet,
mit dem Rechen gehe ich drüber
und ziehe das Unkraut aus,
bringe mit meinen Blicken
verschlossene Knospen zum Blühen.
Spuren
An einigen Stellen wölbt sich
das Linoleum auf, spaltet sich
und läßt darunter was ahnen,
viele frühere Schritte gingen
drüber hin und schliffen schon ab,
was jetzt schrundig ist und vernutzt.
Wo ein Bild hing, dunkelt noch
sein Schatten, sein Licht hat es
mitgenommen und leuchtet andern,
wenn ich genau hinhöre,
ist dem Knarren der Doppeltür
ein feiner Nebenton beigemischt.
Wie viele Menschen haben
die Türklinken niedergedrückt
und die Räume betreten?
Ihre an den Wänden haftenden
Blicke wurden mit den Tapeten
abgerissen und übermalt.
Hier saßen im ersten Stock
die überforderten Zeugen,
als im gelben Haus gegenüber
einquartiert wurden die grauen
Gestalten, nächtlich und wiederholt,
ebenso grau verschwanden sie.
In den Winkeln davon noch
allerlei, unerforscht, unerzählt,
am frühen Morgen taucht es mir
schattenhaft auf und sagt mir,
was ich jetzt aufschreiben soll
in diesen anderen Zeiten.