Wetterberichte im Fernsehen, sie gehören zu den beliebtesten Sendungen überhaupt, wie wird das Wetter, was droht an Ungemach mit Wolken und Wind und Regen? Klima und Wetterlagen, ein Thema, das zunehmend Bedeutung gewinnt. Dieser Atlas nimmt mit auf eine Welttour der Wetter-Extreme. BARBARA WEGMANN ist der Route gefolgt.
Leider verkünden Nachrichten nicht selten schlimme Wetterlagen, die Opfer fordern, Existenzen vernichten, Schäden in Millionenhöhe verursachen. Gefühlt nehmen diese Katastrophen zu, dass das Klima sich verändert, das ist Fakt. 50 Orte präsentiert dieser Atlas, 50 atemraubende Beispiele für »wahrhaft extreme Schauspiele« unseres Klimas. Und egal, wo diese außergewöhnlichen Wetterextreme sich abspielen oder vor Jahren geschahen, die begleitenden Fotografien schaffen schnell erste beklemmende Eindrücke. Impressionen, die die Texte anschaulich untermalen, erklären und beleuchten. Es werden dabei, egal ob es Orkane, Hurrikans, Sandstürme, Überflutungen, Trockenheit, Temperaturen, die in ihren Extremen bedrohlich für Mensch und Tier und Natur sind, Fälle aus verschiedenen Ländern der Erde beschrieben; mal sind es einmalige Katastrophen, meist aber Wetterlagen, die für die Orte charakteristisch sind, waren oder auch zunehmend werden. Die nie langen Texte bleiben sehr sachlich, deutlich, an Fakten orientiert, aber sie faszinieren und führen mehr als anschaulich das unbändige und unkalkulierbare Treiben der Natur vor Augen. Sie sehen dabei nicht nur die extremen Wetterlagen und ihre Ursachen, sondern schildern auch, was diese Wetterlagen für Mensch, Natur und Tier bedeuten.
Da gibt es einen kleinen Ort in Wales, Fairbourne, um die 700 Einwohner, ein kleiner Ort, der »bis 2045 aufgegeben werden muss«. »Was für ein extremes Klima kann es in einem kleinen walisischen Dorf, das halb von Rentnern, halb von britischen Urlaubern auf der Suche nach Ruhe bewohnt wird schon geben? Die Antwort liegt in den Folgen der Klimaerwärmung und in dem damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels.« Um einen Meter wird der Meeresspiegel hier in den kommenden Jahren ansteigen, Stürme, Überschwemmungen, Küstenerosionen sind vorprogrammiert. Und Fairbourne ist kein Einzelfall.
Da gibt es Schneegürtel zwischen Kanada und den USA, entlang der Seen. »Diese Gebiete sind aufgrund des berühmten Lake-Effekts häufig Schauplatz außergewöhnlicher Schneestürme.« 325 Tage Regen im Jahr im äußersten Zipfel Südchiles, Sandstürme im Sudan, die Sichtweite unter 500 Metern, das Atmen fällt schwer, der Himmel färbt sich rot. Und da ist der globale Hitzerekord in Kuwait-Stadt mit 54 Grad. »Kuwait – Stadt ist sehr modern und, dem Erdöl sei Dank extrem reich, sodass viele es sich leisten können, die Hitze zu meiden. Viele, aber nicht alle. Ein Teil der Bevölkerung, meist Arbeitsmigranten aus Südostasien, sind ihr gezwungenermaßen ausgesetzt- und riskieren oder verlieren dabei ihr Leben.«
»Wahrhaft extreme Schauspiele« präsentiert das spannende Buch und macht klar, dass wir diesen Naturereignissen ausgeliefert sind. »Es ist eine erschreckende Bilanz der Weltwetterorganisation: In den vergangenen 50 Jahren ist die Zahl extremer Wetterphänomene teils um das Fünffache angestiegen. Mehr als zwei Millionen Menschen kamen dadurch ums Leben.« Die WMO lässt übrigens keinen Zweifel: Extremwetterlagen treten immer häufiger auf und verursachen immer höhere Schäden. Verbesserte Frühwarnanlagen aber, so die Weltwetterorganisation, verhinderten aber mittlerweile, dass die Zahl der Todesopfer steige.
Zurück zum Buch: so ganz unterschiedliche Fälle von Extremwetter vereint das ausgesprochen spannende Buch, dessen italienischer Autor übrigens nicht nur Reisebuchautor ist, sondern auch ein leidenschaftlicher Hobby- Meteorologe mit eigenem Blog, in dem er sich »atmosphärischer Ereignisse« und des Klimas annimmt.
Titelangaben
Lorenzo Pini: Atlas der Wetterextreme
Jonglez Verlag 2023
ISBN: 9783361957001
158 Seiten, 25 Euro
Reinschauen
| Leseprobe