»Na Pippi, kann du mir sagen, wieviel 7 und 5 ist«, fragt die Lehrerin das kleine Mädchen mit en Sommersprossen und den abstehenden Zöpfen. Ihre Antwortet lautet »Ja, wenn du das nicht selbst weißt, so glaube nicht etwa, dass ich es dir sage«. Zum Lachen? Eher zum Nachdenken, wenn man liest, wie es Rico geht, findet ANDREA WANNER.
Der Bestseller ›Rico, Oskar und die Tieferschatten‹ von Andreas Steinhöfel erzählt von zwei Berliner Jungen, die einem berüchtigten Entführer auf der Spur sind. Der zehnjährige Rico, der sich als »tiefbegabt« bezeichnet, lernt eines Tages den zwei Jahre jüngeren Oskar, der ganz anders ist als er, nämlich hochbegabt. Die beiden werden Freunde und erleben gemeinsam spannende Abenteuer.
Jetzt treffen wir in dem schmalen Buch für Erstleser*innen auf den jüngeren Rico, der eingeschult werden soll. Dazu muss er einen Schultest machen und er soll ein Dreieck malen. Rico überlegt lange. Dann malt er: ein kleines Haus, einen Baum und ein Auto.
Die Frau, die ihn aufgefordert hatte, die geometrische Figur zu Papier zu bringen, ist irritiert: »Aber wo ist das Dreieck?«, will sie von dem Jungen wissen. Und Rico antwortet spontan: »Es hat sich versteckt. Im Haus vielleicht. Oder hinter dem Baum. Oder unter dem Auto.« Nein, Sie werden sich nicht einig. Auch nicht als Rico einen Punkt malt: Bitte sehr! Ein Dreieck mit nur einer Ecke.«
Die kleine Geschichte, die nachvollziehbar macht, dass Rico anders tickt als andere Kinder, hat Lena Winkel illustriert, sodass sie fast wie eine Graphic Novel daherkommt und Leseanfänger*innen wirklich Lust macht.
Rico kommt nicht in eine »normale« Schule, sondern in eine, in der er glücklich ist. »Eine Linie ist ein Punkt, der spazieren geht: Alles, was du in der Schule nicht lernst« heißt der Titel Verena Friederike Hasels im vergangenen Jahr erschienenen, einem Buch, das Kindern in 39 Mitmach-Kapiteln alles beibringt, was fürs Leben wirklich wichtig ist. Da fragt man sich doch, warum das nicht in allen Schulen möglich ist, warum Kinder wie Pippi Langstrumpf und Rico mit dem, was da auf sie zukommt, nicht klarkommen.
Schön, mit jungen Leser*innen über Diversität, Inklusion und das, was im Leben zählt, anhand der Geschichte nachzudenken. Und natürlich erfährt man am Ende auch, was es mit der Tuchlaterne auf sich hat.
Titelangaben
Andreas Steinhöfel: Rico und die Tuchlaterne
Mit Bilder von Lena Winkel
Hamburg: Carlsen 2023
62 Seiten. 9 Euro
Kinderbuch ab 6 Jahren
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