Freundebücher haben das früher übliche Poesiealbum ersetzt. Statt eines mehr oder wenigen sinnigen Gedichts (»In allen vier Ecken soll Liebe drin stecken« und Ähnlichem) verraten andere Kinder – und mitweilen auch Erwachsene – etwas über sich: ihr Lieblingsessen, ihre Hobbys, ihren Berufswunsch. Und so funktioniert auch das Buch von Pako. ANDREA WANNER findet es toll.
Es gibt zwischenzeitlich viele Bücher, die davon erzählen, wie Kinder in anderen Ländern leben, hier wird Diversität im persönlichen Umfeld eines Kindes gesucht und gefunden. Das zeigt schon das witzige Cover, das Lucy Farfort gestaltet hat: Jungs und Mädchen, im Rollstuhl und auf dem Skateboard, mit Kopftuch und unterschiedlichen Hautfarben. Pako ist der Junge mit den dunklen Locken, der gerade mit ihnen beschäftigt ist, Pizza zu machen. Pizza mögen -abhängig vom Belag – sicher viele Kinder. Pako kennt eine Menge – und wir lernen sie im Laufe des Buches kennen, weil sie in Pakos Freundebuch schreiben.
Nuri, der eigentlich Nuridogan heißt, mit den Zahnlücken, mag keine Regenwolken. Sky, die mit ihrer Mutter in einem Bauwagen lebt, wäre als Tier gern ein Drache. Und die siebenjährige Hadiya isst gerne richtig scharfe Sambussas. Die sind eine äthiopische Spezialität. Aber das muss man wissen – oder googeln. Tamaras Quatsch-Schimpfwort ist Schnorkelschnurps und Arash würde auf eine alte Insel Opas altes Klavier mitnehmen. Die Lieblingsfarben reichen von Glitzergold bis Dunkelblau, wenn sie zaubern könnten, würden sie »allen Müll wegzaubern«, »endlich Frieden herbeizaubern« oder »alle Brunnen in Schokobrunnen verwandeln«.
Unterschiedlich und vielfältig sind nicht nur sie, sondern auch die Familien, in denen sie Leben. Die reichen von der klassischen Vater-Mutter-Kind(er)-Familie, Patchworkfamilien bis zu zwei Müttern und zwei Vätern, die jeweils gleichgeschlechtlich zusammenleben und bei denen Thu abwechseln wohnt oder der Nachbarschaft als gefühlter Familie. Alles steht bunt und fröhlich gleichberechtigt nebeneinander, nichts wird bewertet oder abgelehnt.
Im Anschluss an den Freundebucheintrag gibt es zu jedem Kind noch eine Doppelseite, in der man mehr erfährt. Das kann auch je nach Alter des Kindes erst später dazukommen. Vergnügliche Illustrationen mit vielen kleinen Details, bei jedem Anschauen entdeckt man Neues. Und es gibt eine unausgefüllte Seite, wo sich jede und jeder in Pakos mit Bild verewigen kann. Oder man fängt ganz schnell ein eigenes Freundebuch an, falls man das nicht schon längst hat.
Titelangaben
Chantal-Fleur Sandjon: So leben wir und wie lebst du?
Mit Illustrationen von Lucy Farfort
München: arsEdition 2023
48 Seiten, 12,99 Euro
Kinderbuch ab 6 Jahren
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