Camping, Reisemobile, flexibles und unabhängiges Unterwegssein, das wird immer beliebter, die Begeisterung wuchs ganz klar während der Corona-Krise, bleibt aber ungebrochen und fasziniert jedes Alter. Aber den Van von der Stange kaufen? Das geht gar nicht, findet BARBARA WEGMANN
Das mobile Heim wird zum privaten Projekt, zu einer Herausforderung, der sich nicht selten die ganze Familie mit Elan und Kreativität und vielen Ideen stellt. Das mobile Heim wird zum »Ausdruck der eigenen Persönlichkeit«. Was das heißt, nun, 15 Beispiele, die die Autoren zusammengestellt haben, zeigen mehr als eindrücklich, was man aus ganz unterschiedlichen Vans machen kann, zeigt überzeugend und bestens bebildert, was aus einem »begrenzten Raum« alles werden kann.
Für die beiden Autoren, so erzählen sie, wäre nach »etlichen Jahren zu viert im Familienzelt auf harten Isomatten die Zeit für ein gemütliches Zuhause auf vier Rädern« gekommen. Wohnwagen oder Wohnmobil kamen nicht infrage, zu teuer und nicht individuell genug ausgestattet. So sind es auch lauter Camper, die hier porträtiert werden, vom VW Crafter H2, dem Fiat Ducato, dem Mercedes Sprinter, dem VW Bulli T4 oder dem Ford Transit L3 bis hin zum Citroën Jumper.
Es sind nicht nur 15 verschiedene Camper, die sich mit ihren individuellen Ausbauten von ihren schönsten Seiten zeigen, es sind auch 15 Geschichten von Alleinreisenden, Paaren oder jungen Familien, die unabhängig von Hotel und Ort, von fester Route und Zielen, sich einfach auf ihre Abenteuerroute begeben und einlassen. Die ganz eigene Atmosphäre ist immer dabei, großer Stolz auf die investierte Arbeit, all die Stunden und Kosten, die Planungen, Überlegungen und schließlich die Umsetzung. Wie alt und betagt sind die Autos, was haben sie gekostet, welche Summen verschlingt der Ausbau, Eckpfeiler, die den Camper einordnen sollen.
Für die Krankenschwester Christiane war es schließlich ein alter Krankenwagen, der umgebaut wurde. »Während Christiane hierbei einen Großteil der handwerklichen Arbeiten übernahm, war Norberts Aufgabe, Ausbaumöglichkeiten und Materialien zu recherchieren.« Nur die Elektrik und die Sonnenpaneele auf dem Dach überließ man den Experten. Der Ausbau hat sich gelohnt: Sandtöne tunken den Innenraum in warmes Licht und eine ruhige Atmosphäre, es gibt eine kleine mit grüner Strukturtapete tapezierte Toilettenkabine, eine kleine Küche, die absolut perfekt ist. Ein Bett, das schnell zum gemütlichen und bequemen Sofa wird. 240 000 Kilometer hatte die »alte Lady« schon hinter sich, Baujahr 1998, gekostet hatte der Wagen 3500 Euro und dann kamen 5500 Euro für den Innenausbau hinzu. Erstes Ziel: die Toskana.
Praktisches Denken für den Ausbau steht zwar bei allen Porträts im Vordergrund, dennoch, wer seinen Van selbst ausbaut, der setzt auch ganz eigene Signaturen, die mit Geschmack, mit Sinnlichkeit und persönlichem Stilgefühl zu tun haben: Selbst Genähtes, Gezimmertes, Gebasteltes zieht in den geliebten Van ein, und da geht man für Details auch schon mal lange auf die Suche, bis man das Richtige findet. »Nach dem wunderschönen orientalischen Keramikwaschbecken musste Sophie lange suchen. Fündig wurde sie auf der Internet-Kleinanzeigenseite eines marokkanischen Künstlers, der das Becken nach ihren Vorstellungen bemalte.« Klare Sache, dass das Herz an einem solchen Wagen hängt.
In diesem Buch, das Camping-Fans schnell begeistern wird, versammeln sich keine Links zum Thema, keine Hinweise auf Art und Weise der Ausbauten oder technische Anleitungen. Dafür aber ist das reichhaltig illustrierte Buch mit seinen 160 Seiten eine wahre Fundgrube an Ideen und ganz persönlichen Visionen für einen Van-Ausbau, und wenn man hier erst einmal Feuer gefangen hat, dann kommt der Rest auch von fast alleine …..
Titelangaben
Ute und Rafael Mans: Van it Yourself!
Ausbautipps für deinen Camper
Verlag Delius Klasing 2023
160 Seiten, 29,90 Euro
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