Geburtstage sind Höhepunkte im Jahr, lange herbeigesehnt und ausgiebig gefeiert, einfach herrlich. Klar, dass daraus der Wunsch nach mehr entsteht. Aber so einfach ist das mit den richtigen Wünschen nicht, weiß ANDREA WANNER.
Susan hat einen wunderbaren Geburtstag mit Geschenken, Gästen, Muffins, Topfschlagen und einem Vater, der das alles liebevoll vorbereitet hat. »Ein richtig toller Tag«, findet Susan. Und abends, beim Aufräumen, formuliert sie ihre Sehnsucht: »Ich wünschte, jeder Tag könnte mein Geburtstag sein.« Drei Mal äußert sie dieses Anliegen an den Vater gerichtet, ehe sie in ihrem Hochbett einschläft. Und am nächsten Morgen nicht schlecht staunt.
»Alles Gute zum Geburtstag!« begrüßt der Vater sie am gedeckten Frühstückstisch, auf dem alles zu finden ist, was zu diesem Fest gehört: Ein Kuchen mit Kerzen darauf, eine Geburtstagskrone, Geschenke, ein Blümchenkranz rund um den Teller, Luftschlangen. Susan ist baff, wirft ein, dass sie gar nicht Geburtstag habe. Aber das wird ignoriert. Mittags kommen die Gäste, die gleichen wie am Vortag und es gibt ein Piraten- und Einhornfest. Super. Und am nächsten Tag, dem dritten Geburtstag in Folge, steht ein echtes Pony im Zimmer. Als Geschenk. Und so geht es weiter. Und täglich-grüßt-das-Murmeltier-mäßig. Nur, dass die Inhalte hier durchaus variieren, die Partys immer ein anderes Motto haben, der Berg an Geschenken wächst …
Ein Traum? Von wegen! Es wird der Kleinen allmählich wirklich zu viel. Erleichtert atmet sie auf, als ein Tag ohne Kuchen beginnt, wähnt sich schon fast wieder zurück in der Normalität, bis eine Überraschungsfete mit neuen Gästen beginnt. Susan ist am Ende, kann und will nicht mehr Geburtstag feiern.
Daniel Fehr geht einer Illusion nach, die zunächst mal klingt, als ob sie das Beste überhaupt sei, was jemandem passieren kann. Wiederholung – auch von den schönsten Dingen – führt zur Übersättigung. Das werden schon die Kleinen ahnen, wenn sie Susans Geburtstagsmarathon folgen. Der Reiz von manchen Dingen liegt eben darin, dass sie nicht permanent verfügbar sind, dass man sehnsüchtig auf sie warten muss, sie sich im Vorfeld in den buntesten Farben ausmalen kann.
Miriam Zedelius gestaltet die Geburtstage liebevoll mit unendlichen Details. Sie zeigt eine liebevolle Vater-Tochter-Beziehung und gegen Ende einen Spaziergang durch die nächtliche Stadt, wo die beiden vor jeder Haustür Geschenke platzieren: die, von denen Susan viel zu viele bekommen hat. Ja, am Schluss können alle aufatmen. Und sich auf den nächsten Geburtstag freuen!
Titelangaben
Daniel Fehr: Jeden Tag Geburtstag
Illustriert von Miriam Zedelius
München: Tulipan 2024
32 Seiten, 16 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren.