Juri, Kette und Quark sind beste Freunde. Sie gehen gemeinsam in die Grundschule und stecken voller fantastischer Ideen, die in die Tat umgesetzt werden müssen. ANDREA WANNER war gespannt auf »Zwölf lustige Geschichten – und eine traurige«.
Die »Chaostruppe«, wie Juris Mama sie nennt, haben jede Menge Spaß zusammen – auch wenn ihnen Pippo, Juris kleiner Bruder, manchmal einen Strich durch die Rechnung macht. Denn der findet vieles nicht lustig, was die drei zusammen unternehmen. Quark, der eigentlich Fadi Haddad heißt und seinen Spitznamen daher hat, dass er immer Früchtequark als Pausensnack dabei hat, und Kette, deren korrekter Name Mira-Lotte Kettenbrunner lautet, sind für jeden Blödsinn zu haben. Und bei Pippo kann Juri auch mal nachsichtig sein: »Er geht noch in den Kindergarten. Und ich glaube, sein Sinn für Humor ist noch nicht so richtig entwickelt. Das ist bestimmt wie beim Lesen und Schreiben. Das muss man ja auch erst lernen.«
Also lernt Pippo. Zum Beispiel, wenn sie Länderentdecken spielen – ein perfektes Spiel, wenn keine Erwachsenen in der Wohnung sind. Da werden die Möbel zum Land und der Fußboden bildet das Meer, mit dem man auf keinen Fall in Berührung kommen darf, weil dort lauter Haie schwimmen. So hangeln sich die Freunde vom Stockbett im Kinderzimmer über den Schrank und die Spielzeugkiste zum Hocker, weiter über die Kommode im Flur über die Stühle ins Wohnzimmer bis zum Tisch, der zur Insel Tabu-Tabu (»›Tabu‹ sagte Papa immer, wenn etwas verboten war«). Nach Sofalonien wird es allerdings schwierig und die Hängelampe über dem Tisch taugt leider nicht als Liane zum Rüberschwingen. Pippo kriegt die Krise, weil er nicht von den Haien gefressen werden will und das Frühstücksgeschirr, das noch auf Tabu-Tabu war, geht Stück für Stück zu Bruch …
Da wird der Einkaufswagen zum Hyper-Schall-Raketen-Rennwagen – nicht ohne körperliche Folgen, weil leider Bremse und Lenkung fehlen. Ein Besuch der Polizei in der Schule weckt Ängste und ein Kinderflohmarkt verläuft überraschend erfolgreich. Die Ostereiersuche hat nicht den gewünschten Erfolg und Pippos Namenstagfest – sein Geburtstag fällt leider auf den 24. Dezember – verläuft auch nicht ganz planmäßig. Martin Muser erzählt witzig und altersgerecht, die Pointen sind klasse und Susanne Göhlich sorgt mit ihren Farbillustrationen für die passende Stimmung und dafür, dass man sich die Situationen richtig gut vorstellen kann.
Aktuelle Themen wie die das Klima, über das sie gemeinsam mit Opa Eule, der unten im Haus wohnt, nachdenken und das sie zu einem »Überlebenstraining« mit dem Opa animiert, finden genauso ihren Platz wie die merkwürdige Frau von der »Partei für Deutschland« mit drei Buchstaben, die den Freunden erzählt: »Die vielen Menschen aus dem Ausland nehmen uns die Lebensgrundlage weg.«, was Quark animiert von seinem Onkel aus dem Iran zu erzählen. Die blauen Luftballons, die sie ihnen schenkt, werden dann auch alle mit Zetteln versehen, ehe sie sie fliegen lassen: »POPOLÖCHA FÜR DEUTSCHLANT«, »PIZA FALAFL DÖNA« oder »BLÖDE PARTEI« ist dann da zu lesen. Cool.
Die letzte Geschichte ist dann eine vom Abschiednehmen, die davon erzählt, dass auch der Tod zum Leben gehört. Klug und amüsant hat sich Muser das ausgedacht, in optimaler Vorleselänge und eben nicht nur lustig.
Titelangaben
Martin Muser: Das ist nicht lustig
Mit Bildern von Susanne Göhlich
Hamburg: Carlsen 2024
144 Seiten, 13 Euro
Kinderbuch ab 6 Jahren
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