Über zehn Jahre alte sind die Annette Pehnts Geschichten vom Bärbeiß, der seine schlechte Laune liebt und sie sich durch – fast – nichts verderben lässt. Aber egal wie miesepetrig er drauf ist: das Tingeli wird nicht müde, seine gute Laune und seinen Charme an ihn zu verschwenden. Besser geht’s nicht, dachte ANDREA WANNER. Und dann hat sie die neue Ausgabe in die Hand bekommen …
Vier Geschichten über den neuen, brummeligen Nachbarn, dem man nichts, aber auch gar nichts recht machen kann, sind es. Keine neue dabei, man kennt sie alle. Aber jetzt macht Josephine Mark aus den pointierten Storys von Annette Pehnt und Jutta Bauer ein Comicvergnügen der besonderen Art.
Ein Blick auf das kleine Dorf aus der Vogelperspektive, wo der Neue eingezogen ist, eröffnet die erste Geschichte, Der Besuch. Der Pinguin verteilt Eis an alle: ein köstliches Vergnügen, das bereits an den ganz unterschiedlichen Sorten, die von Fischeis, Karotteneis, Erdbeer-Morgentau (für das Tingeli) bis zu Meersalzwasser-Karamell für den Pinguin selbst reichen, zeigt, wie unterschiedlich die Dorfbewohner sind – und sein dürfen. Da sitzen sie aufgereiht auf einer runden Bank um einen Baumstamm und lecken genüsslich an ihrem Eis, bis sie jäh durch lauten Krach gestört werden. »RUMPEL POKK POKK POKK… BUNK!« kann man da in den Panels lesen und es klingt nach nichts Gutem.
Das Tingeli mit seinem Ballettröckchen meint nur lakonisch: »Ein neuer Nachbar!«, und macht in seiner unaufgeregten Art klar, dass das kein besonderes Ding ist. Und vom Tingeli kommt auch gleich der Vorschlag, bei ihm vorbeizuschauen. Und dann wuseln sie auch schon los, öffnen »QUIIIETSCH« das Gartentor und in stehen im total verwilderten Garten ihres neuen Bewohners. Und der tritt mit Malerhütchen aus Zeitungspapier und einem Pinsel mit kotzgrüner Farbe drauf genau so aus dem Haus, wie man das bei einem echten Miesepeter erwartet. Unfreundlich brüllend, den Mund weit aufgerissen in drohender Gebärde. Noch hat der Bärbeiß keine Ahnung, dass das kein bisschen gegen das ewig strahlende Tingeli hilft. Und an dieser ewig guten Laune wird er Mal für Mal scheitern …
Wow. Was vorher schon genial war, wird zu einem Feuerwerk an Bilderfolgen. Jedes noch so kleine Detail sitzt – und die Geschichten haben kein bisschen vom Charme des Duos Pehnt/Bauer verloren.
Der kauzige Comicstil tut den Figuren tatsächlich gut, lässt sie – falls überhaupt möglich – noch lebendiger wirken, und fängt die Stimmung des Originals perfekt ein. So, dass man sich noch viel mehr von diesem Trio wünscht.
Titelangaben
Josephine Mark: Der Bärbeiß
Nach den Bärbeiß-Geschichten von Annette Pehnt und Jutta Bauer
Hamburg: Kibitz Verlag 2024
91 Seiten, 15 Euro
Kinderbuch ab 5 Jahren