Ganz viele Tiere agieren hier in diesem schönen Bilderbuch, es spielt im Wald und ein Tier spielt die Hauptrolle: UHUWE, der weise Uhu. Von BARBARA WEGMANN
Es gibt nicht sehr viel Text in diesem Bilderbuch, dafür ist umso mehr auf den Seiten zu bestaunen, der nächtliche Wald mit Sternen und Mond, viele Tiere, Dachs, Rehe, Wildschweine, Fuchs, Schmetterlinge und noch viele mehr, sie alle zu entdecken auf den wunderbar farbigen Seiten macht schon großen Spaß! In der Mitte des doppelseitigen Bildes zu Beginn: ein großer alter Baum, mit vielen Ästen, verzweigt, mit knorrigen Zweigen und mit einer großen Baumkrone. Dort scheinen sich alle Tiere zu versammeln, aber warum bloß? »Jeden Abend warten die Waldtiere sehnsüchtig auf den ersten Stern am Himmelszelt, denn dann beginnt die Vorlesezeit.« Der alte, weise Uhu, der auch liebevoll UHUWE genannt wird, lädt dazu ein. Er lässt eine Leiter am Baum hinunter und die Waldtiere klettern schnell hinauf zu ihm, »suchen sich einen netten Platz in den Ästen«. Vögel, Schnecken, Ameisen und Hasen sind natürlich auch mit dabei. Eine bunte Schar, die es jeden Abend kaum abwarten kann, dass UHUWE mit seiner Brille auf der Uhu-Nase endlich mit dem Vorlesen beginnt. UHUWU hat nämlich ganz viele Bücher in seiner Baumbibliothek.
Na, diese Geschichte fängt ja schon sehr lebendig und atmosphärisch an: Christelle Saquet zeigt ihre ganze Leidenschaft für Geschichten und Abenteuer. Die studierte Musikwissenschaftlerin ist Kindergärtnerin und, klare Sache: da liest man gerne vor! In diesem Buch, so hübsch der Text auch ist, erzählen die Bilder allerdings fast noch mehr. Tatjana Mai-Wyss hat in den letzten 25 Jahren schon viele Kinderbücher illustriert, malt gern mit Aquarell, Gouache und Buntstiften. Ihre Stärke, so sagt sie, seien ihre charaktervollen Figuren, eine fröhliche Farbpalette und die Liebe zum Detail. Und genau das stimmt voll und ganz! Genau deshalb erzählen die Bilder auch so viel: die neugierigen Augen der Tiere, die aufmerksamen Gesichter beim Vorlesen, manche Tiere haben sogar die Augen geschlossen und genießen ganz offensichtlich UHUWES Vortrag, sogar die kleine Spinne hält inne und der Vogelnachwuchs schaut ganz neugierig aus dem Nest. In den Bildern meint man tatsächlich, UHUWE beim Vorlesen zuhören zu können. Na, so geht es kleinen Lesern zu Hause doch sicher auch an den Abenden, oder?
UHUWE wurde auf dem Dachboden einer Schule geboren und ist dort aufgewachsen, hier hat er die Buchstaben des Alphabets gelernt und dann das Lesen. Aber heute macht er seiner abendlichen Zuhörerschar einen klaren Vorschlag. »Ab heute werde ich euch nicht mehr vorlesen. Wir werden etwas viel Besseres machen – ich bringe euch das Lesen bei!« Das irritiert die Tierwelt aber zutiefst. Wozu das denn, fragt der Hase, der Dachs mache doch immer so schön die Augen zu und lausche der Stimme des Uhus, das Eichhörnchen hält das Ganze für einen Scherz. Also: das Echo auf UHUWES Angebot ist nicht gerade groß. Dann bekommt UHUWE eine dicke Erkältung, die Vorleseabende haben erst einmal ein Ende, der Uhu muss ins Bett, alle Tiere bringen ihm etwas, damit er bald wieder gesund werde. Ob er wirklich krank ist? Könnte es auch nur eine List sein? Aber was kommt nun? Vielleicht lernen die Tiere ja etwas aus UHUWES Erkältung. Vielleicht ist ja, etwas zu lernen doch gar nicht so schlecht. Aber: Lest selbst, es ist eine bezaubernde Geschichte, die sich da im Wald des Nachts abspielt.
Titelangaben
Christelle Saquet: Uhuwe liest vor
(Les histoires du soir de Litouho, 2024). Aus dem Französischen übersetzt von Anna Taube
Illustriert von Tatjana Mai-Wyss
Münster: Bohem 2025
40 Seiten, 18 Euro
Bilderbuch ab 3 Jahren
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