Durchstarten

Jugendbuch | Hilde Myklebust: Auch am Tag leuchten die Sterne

Mia ist 16 und es sind die letzten Sommer, bevor wirklich Neues in ihrem Leben beginnt: Sie wird mit ihrer besten Freundin auf ein Musikgymnasium gehen. Aber diesen letzten Sommer verbringen sie – wie immer zu fünft: Mia, Else, Jens, Halvor und Are. Es wird sich vieles ändern. Von ANDREA WANNER.

Ein Mädchen in sommerlicher Kleidung und mit Sommerhut auf dem Kopf blickt in die Ferne.Es ist ein traumhafter Sommer, in dem sich Mia und Aare näherkommen. Er ist in sie verliebt, sie zögert, lässt sich nicht wirklich auf ihn ein, alles bleibt in der Schwebe, seine Fragen werden von Mia nicht beantwortet. Und dann die Schule wieder los. Der einzige, der zu Hause wohnen bleibt, ist Are. Dabei ist er ein wirkliches musikalisches Talent. Die anderen vier brechen auch, lassen sich auf Neues ein, sind fasziniert und begeistert. Und auch Mia fühlt sich im Schlepptau der selbstbewussten Else wohl, stellt fest, wie viel ihr an der Musik und vor allem den Texten liegt. Da wünscht sie sich ihre Zukunft. Die Kluft zwischen ihr und Are wird größer, sie fühlt sich von Adil, einem Zwölftklässler, angezogen. Und dann geschieht etwas Schreckliches.

Die norwegische Lyrikerin Hilde Myklebust hat bisher Bilderbücher und Gedichte für Kinder veröffentlich. Für ihr erstes Jugendbuch wurde sie nicht nur für zahlreiche Literaturpreise nominiert, sondern auch mit dem White Ravens Jugendbuchpreis ausgezeichnet.

Sie zeichnet ein emotionales und komplexes Bild von der Ich-Erzählerin Mia, die sich irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft befindet. So gerne würde sie sich einfach in ihr neues Leben stürzen, aber da gibt es einfach Dinge, die sie hindern. Was sind ihre Gefühle für Are, was ist mit Loyalität ihm gegenüber? Sie hat Heimweh nach dem elterlichen Hof und den Tieren dort, fühlt sich wohl mit Else in der neuen Unterkunft, aber irgendwie doch nicht so richtig heimisch. Elses Leichtigkeit geht ihr ab. Auf was kann und darf sie sich einlassen? Mia zweifelt an so vielem und die Situation wird immer komplizierter. Dabei erfährt sie an der neuen Schule viel Anerkennung für ihr Talent. Wie kann es weitergehen?

Atemlos folgt man der 16jährigen, ihren Versuchen mit dem Leben klarzukommen, ihren Weg zu entdecken. Myklebust findet unverbrauchte und ungewöhnliche Worte für große Gefühle, die den Roman zu etwas Besonderem machen.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Hilde Myklebust: Auch am Tag leuchten die Sterne
(Splintra, 2022). Aus dem Norwegischen von Meike Blatzheim
Hamburg: Carlsen 2025
256 Seiten, 16 Euro
Jugendbuch ab 14 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

1 Comment

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Eine besondere Vorliebe

Nächster Artikel

Der Weimarer Geheimrat auf Mördersuche

Weitere Artikel der Kategorie »Jugendbuch«

Das Gute siegt immer und überall

Jugendbuch | Louise Galveston: Der (überhaupt gar nicht) allmächtige Todd Wer träumt nicht davon, groß, stark und durchsetzungsfähig zu sein? Immer die richtige Entscheidung treffen und natürlich perfekt anderen helfen, kurz: allmächtig zu sein. Leider gibt es da noch die Realität. Nicht jedoch in diesem Jugendbuch. Hier gibt’s bloß Schmierenkomödie. Von MAGALI HEIẞLER

Ein unerkannter Freund fürs Leben

Jugendbuch | Pascale Osterwalder: Daily Soap

Händewaschen war und ist eine der wichtigsten Hygieneregeln in Coronazeiten. Um die um die Ausbreitung von krankmachenden Keimen zu stoppen, wurden in öffentlichen Toiletten Händewaschplakate aufgehängt, das Prozedere in mehreren Sprachen erklärt, das Robert Koch Institut empfiehlt, die Hände etwa 20 Sekunden lang zu waschen. Das beginnt damit, dass man sie nass macht. Und dann kommt die Seife zum Einsatz, direkt aus dem Seifenspender. ANDREA WANNER freut sich, dass dem jetzt ein ganzes Buch gewidmet ist.

Alles andere als sicher

Jugendbuch | Patrycja Spychalski: Auf eine wie dich habe ich lange gewartet Liebesgeschichten in Jugendbüchern waren lange Zeit Geschichten von einem Paar, das aus einem Mädchen und einem Jungen besteht. Inzwischen hat sich der Blick etwas erweitert und es gibt auch Geschichten, in denen das Paar aus zwei Mädchen oder zwei Jungen besteht. Was sich nicht geändert hat, ist die Grundüberzeugung, dass junge Menschen genau wissen, ob sie sich zum eigenen oder zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Ist das wirklich so sicher? Patrycja Spychalski stellt in ihrem fünften Roman genau diese Frage. Von MAGALI HEISSLER

Größenverhältnisse

Jugendbuch | Tamara Bach: Mausmeer Große Schwester, kleiner Bruder. Vernunft auf einer, Leichtsinn auf der Gegenseite. Stimmen die Zusprechungen überhaupt? Was für die einen ein See ist, ist für andere ein Meer. Tamara Bach erkundet listig Größenverhältnisse. Von MAGALI HEIẞLER

Wer ist meine Mutter?

Jugendbuch | Tamara Bach: Marienbilder Das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern ist nicht das einfachste. Das gilt schon, wenn man tagtäglich miteinander umgehen muss. Konflikte sind unausweichlich. Manchmal aber entsteht der Konflikt erst, wenn eine Partnerin plötzlich fehlt. So ergeht es Mareike, ihre Mutter hat die Familie verlassen. Tamara Bach stellt in ihrem neuen Roman Marienbilder ihre sechzehnjährige Protagonistin vor diese Situation. Und Mareike muss sich fragen, ob sie ihre Mutter eigentlich je richtig gekannt hat. Von MAGALI HEISSLER