Erlesene Köstlichkeiten

Kinderbuch | Mikey Please: Rene und Grimfuß in: Das Café am Ende des Waldes

Ein neues Café zu eröffnen ist aufregend – aber die Herausforderung besteht natürlich darin, Gäste anzulocken, vor allem in den ersten Wochen und Monaten. Genau das ist das Problem von Rene. Von ANDREA WANNER

Eine Frau in Kochschürze rührt in einer großen Schüssel, neben ihr steht ein kleiner grüne OgerRene hat sich einen Traum erfüllt: ihr eigenes Café. Von Hand gezimmert ist der Ort, den sie dafür gewählt hat, vielleicht nicht besonders strategisch durchdacht: es liegt am Ende des Waldes. Und das ist sehr wörtlich gemeint. Schon die Suche nach einem Kellner stellt sich als schwierig heraus. Es bewirbt sich genau einer, Grimfuß. Also nimmt sie den. Allerdings wartet der gemütliche Raum vergeblich auf Kundinnen und Kunden. Bis Grimfuß den ersten anschleift. Und das ist ausgerechnet ein Oger.

Für alle, die nicht wissen, wer oder was ein Oger ist: Oger sind riesige, grobschlächtige, hässliche, menschenähnliche Kreaturen. Sie sind riesig groß und gewöhnlich stark, selten besonders clever. Sie wirken auf jeden Fall ziemlich bedrohlich. Und genau so ein Typ ist der erste Gast.

Nach einer ersten – verständlichen – Schrecksekunde rennt Rene und bringt die Speisekarte. Die Empfehlung des Tages ist garnierter Stichling, also ein Fisch, mit Safran. Aber der Oger hat eigene Wünsche, besteht auf eingelegter Fledermaus. Oh je, und jetzt? Zum Glück ist Grimfuß ein findiger Kerl und weiß, was zu tun ist.

Mikey Please serviert britischen Humor vom Feinsten. In gedeckten Farben, voller geheimnisvoller Schatten und erwarteter Perspektiven nähern sich seine Bilder den dramatischen Höhepunkten. Die Gefühle von Erwartung, ein bisschen Angst und Neugier werden perfekt konterkariert von den witzigen Reimen, die Kai Lüftner mit leichter Hand ins Deutsche übertragen hat. Je länger man das Buch anschaut und vorliest, desto mehr entdeckt man – wie beispielsweise die zittrige Krakelschrift, die für die Dialoge des Ogers verwendet wird oder die herrliche Speisekarte, die Grimfuß entwirft. Ein großer Spaß vom ungewissen Anfang bis zum großen Finale und den merkwürdigen Gestalten, die dann Renes Kleinod bevölkern.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Mikey Please: Rene und Grimfuß in: Das Café am Ende des Waldes
(The Café at the Edge of the Wood, 2024)
Aus dem Englischen von Kai Lüftner
Münster: Coppenrath 2025
48 Seiten, 16 Euro
Bilderbuch ab 4 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

»Die Kinder werden den Erwachsenen den Weg zeigen« (Jella Lepman)

Nächster Artikel

Zwischen Manie und Melancholie

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Alle Zeit der Welt

Kinderbuch | Yvonne Hergane: Später, sagt Peter

Wir Erwachsenen haben es eigentlich immer eilig. Hetzen durch den Tag, von einem Termin zum nächsten. Wie schön, dass Kinder noch ganz anders mit der Zeit umgehen, findet ANDREA WANNER.

Sommerfeeling pur

Kinderbuch | Judith Burger: Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer

Asta steckt voller Vorfreude auf einen wundervollen Sommer. Ringo, ihr bester Freund, wartet wie jeden Sommer auf sie. Und sie wird sich einen großen Traum erfüllen und endlich auf der Bühne stehen. Von ANDREA WANNER

Verblüffender Hokuspokus

Kinderbuch | Marianna Coppo: Das Buch, das deine Gedanken lesen kann

Zaubern ist eine faszinierende Kunst. Da verschwinden Dinge und tauchen wieder auf, wirbeln Zauberstäbe durch die Luft und fliegen Tauben aus Hüten. Und ein besonders spannender und geheimnisvoller Trick ist das Gedankenlesen, findet ANDREA WANNER

Generationenkonflikt

Kinderbuch | David Walliams: Gangsta-Oma Etwas Langweiligeres als den Freitagabend bei seiner Oma kann Ben sich nicht vorstellen. Und noch weniger hätte er sich träumen lassen, dass sich das ändern könnte. Von ANDREA WANNER

Zukunfts-Visionen

Kinderbuch | Ariane Pinel: Sommer auf der Fahrradinsel

Am 3. Juni ist Weltfahrradtag: der Traum von einem gesunden und umweltschonenden Transportmittel, zumindest im Nahbereich wird von immer mehr Menschen geteilt. Die kleine Zoé gehört auch dazu. Von ANDREA WANNER