Auch unser Löwe stört sich weiter nicht an seiner Unkenntnis, weil er stattdessen andere Dinge kann. Bis er eine Löwin trifft, sich ins sie verliebt und ihr das gern in einem richtig schönen Liebesbrief auch sagen möchte. Denn die in einem Buch lesende Löwendame macht auf den Löwen einen sehr gebildeten Eindruck. Von ANDREA WANNER
Guter Rat scheint nicht teuer, denn andere Tiere beherrschen die Kunst des Schreibens. Nur was den Inhalt anbelangt, kann sich ein Affe, ein Flusspferd oder ein Mistkäfer eben doch sehr schlecht in den König der Tiere einfühlen. Die Briefe an die Angebetete klingen entsprechend seltsam. Der Vorschlag des Affen lautet:
»Liebste Freundin, wollen sie mit mir auf die Bäume klettern? Ich hab auch Bananen. Total lecker! Gruß Löwe.«
Und das Nilpferd bringt folgenden Briefentwurf zu Papier:
»Liebste Freundin, wollen sie mit mir im Fluss schwimmen und nach Algen tauchen? Total lecker! Gruß Löwe.«
Nein, so was kann ein Löwe unmöglich schreiben. Wie der Ärmste am Ende der Verzweiflung nahe die Geduld verliert und seine wunderschöne Liebeserklärung mit mächtiger Löwenstimme in die Landschaft brüllt, erzählt Martin Baltscheit auf expressiven Bildern in seiner Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte.
Freche Affen, engagierte Mistkäfer, verfressene Krokodile, schlaue Geier und viele andere Tiere geben sich hier ein Stelldichein. Motivierender kann ein Buch kaum sein, wenn es darum geht, sich die Kunst des Schreibens anzueignen.
Weil das Schreiben eine so wichtige Rolle in diesem Bilderbuch spielt, wurde auch der Schrift besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Wer schon schreiben kann, bekommt vielleicht Lust, mal wieder einen Brief zu schreiben.
Der Löwe lernt’s am Ende auch, das Schreiben. Und dreimal darf man raten, wer es ihm beibringt!
Titelangaben
Martin Baltscheit: Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte
Weinheim: Bajazzo 2002
40 Seiten, 13 Euro
Kinderbuch ab 4 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander