Elefantenparade

Kinderbuch | Yusof Gajah: Wer hat den roten Ball?

Elefanten sind groß, grau und haben Stoßzähne. Oder auch nicht. ANDREA WANNER schwärmt von einem Elefantenbilderbuch aus Malaysia.

BallDer in Malaysia lebende Künstler Yusof Gajah, der Elefanten liebt, muss es ja wissen. Schließlich ist Malaysia eines der Heimatländer des Asiatischen Elefanten und es gibt dort tatsächlich noch Wildbestände dieser Tierart. Acht Prachtexemplare stellt Gajah vor, einer schöner als der andere und jeder von ihnen stolzer Besitzer eines Balls.

Aber irgendwie ist da etwas durcheinandergeraten. Der rote Elefant stellt es als erster fest: »Das ist nicht mein Ball«, meint er. Tatsächlich liegt eine kleine runde Kugel vor dem majestätischen Tier. Klarer Fall: Der Ball muss dem blauen Elefanten gehören. Das scheint zu stimmen, und der blaue Elefant gibt dafür den gelben Ball an seinen Besitzer, den gelben Elefanten weiter. So geht es weiter, Bälle finden dorthin zurück, wo sie hingehören, einer nach dem anderen. Am Schluss hat sogar der bunte Elefant sein buntes Spielgerät zurück. Und er kennt auch die Antwort auf die Frage, wo der rote Ball steckt.

Die Geschichte, die Gajah erzählt, ist denkbar einfach. Auf stabilem Karton aus Recyclingpapier mit sanft gedämpften Farben präsentieren acht Elefanten mit acht Bällen ein fröhliches Aufräumspiel, bei dem kleine Betrachter bis 8 zählen und die Farben lernen können. Aber das ist nicht das eigentliche Motiv für acht überaus einfallsreich gestaltete Dickhäuter. Der rote Elefant hat in unterschiedlichen Rottönen gestreifte Ohren, auf seinem rosa Körper sind rote Punkte und seine Augen leuchten hell hervor aus konzentrischen, nach innen immer dunkler werdenden roten Kreisen. Der orange Elefant steht fest auf seinen stabilen Beinen, die wie eine Ziegelmauer aussehen, der blaue hat einen eher quadratischen Schädel mit einem blauen Schachbrettmuster.

Sie stammen aus einer fröhlichen Fantasiewelt, präsentieren sich von vorne oder von der Seite, jonglieren mit dem Ball, balancieren ihn auf dem Kopf oder auf dem Rüssel. Jeder von ihnen seiht aus, als könnte er sofort loslaufen und spannende Abenteuer erleben, gefährliche Situationen meistern, ganz besondere Dinge tun. Dafür sind die da. Sie locken in ihrer Pracht sich ganz andere Geschichten auszudenken, ganz eigene Fantasien zu entwickeln.

Das ist Gajahs Ziel, Kinder anzuregen zu träumen und sich Dinge auszudenken. Dazu schafft er Impulse und lässt Freiräume. Acht Elefanten und acht Bälle sind nur der Anfang.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Yusof Gajah: Wer hat den roten Ball? Ein Elefantenbuch aus Malaysia
(Where ist my Ball? 2011)
Basel: Baobab 2014
24 Seiten. 12,90 €
Bilderbuch ab 3 Jahren

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Zu viele Worte

Nächster Artikel

Episoden der Erinnerung

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Auf der Suche

Kinderbuch | Ulrich Hub: Lahme Ente, blindes Huhn

Das klingt total politisch unkorrekt: lahme Ente und blindes Huhn. Aber wenn es nun mal so ist: die Ente bewegt sich an Krücken fort, das Huhn sieht nichts. Und was daraus wird ist einfach genial, findet ANDREA WANNER.

Ein Himmel für alle

Kinderbuch | Dolf Verroen: Traumopa

Es gibt Situationen, auf die kann man sich selbst oder seine Kinder nicht vorbereiten. Der Tod ist so eine Situation. Viele Emotionen kommen zusammen, meist unvorbereitet, wie eine Welle, die über einen schwappt. Jeder geht mit dem Tod anders um, ob alt oder jung, in welcher Religion oder welchem Lebensglauben auch immer. Die Geschichte hier zeigt, dass der Tod sicher kein Thema ist, das man bei Kindern ausklammern sollte, denn gerade sie haben ihre ganz eigene Sicht. BARBARA WEGMANN hat das Büchlein gelesen.

Weihnachten für fast alle

Familienbuch | W.Andersen-Oberschäfer, R.Kehn: Ein Stern strahlt in der dunklen Nacht Am Sonntag, 22. Dezember 2019, war Wintersonnenwende. Am kürzesten Tag und der längsten Nacht des Jahres denken die Menschen daran, dass die Tage wieder länger werden. Und als der Julianische Kalender eingeführt wurde, lag die Wintersonnenwende auf dem 25. Dezember. Und die Christen legten Christi Geburt auf die Wintersonnenwende gelegt, den hellen Stern, der in der dunklen Nacht strahlt. Von ANDREA WANNER

Ausflug in die Natur

Kinderbuch | Maike Siebold, Kai Schüttler: Karline und der Flaschengarten

In ›Karline und der Flaschengarten‹ von Maike Siebold entdecken Karline und ihre Freunde einen schönen Garten, der zu ihrem Zufluchtsort wird. Auch ALEXA SPRAWE hält sich gerne in Gärten auf – am liebsten mit einer passenden Lektüre wie dieser.

Alles auf Anfang

Kinderbuch | E.v. Lieshout, E.v. Os: Wie kommt der Elefant an seine vielen grauen Kilos? / Tom McLaughlin: Die Geschichtenmaschine   Am Anfang, noch ehe eine Geschichte beginnt, braucht es Neugierde, Fragen, Offensein für Unbekanntes, Staunen für vermeintlich Alltägliches. ANDREA WANNER fand all das in zwei Bilderbüchern.