Kinderbuch | Manfred Schlüter: Der kleine Herr Jemine
Wie war das doch gleich in dem Märchen vom Fischer und seiner Frau? Die waren eigentlich doch ganz zufrieden. Bis die mit dem Wünschen angefangen haben und Ilsebill gar nicht mehr aufhören konnte. Und so ähnlich geht es Herrn Jemine. Von ANDREA WANNER
Der kleine Herr Jemine kommt uns auf den ersten Blick irgendwie bekannt vor. Wie er da auf seinem sehr überschaubaren Planeten steht, erinnert er an den Asteroiden B612, jenen kleinen Planeten, von dem der kleine Prinz stammt und der so winzig ist, dass man ihn in Windeseile umrundet hat. Und gab es dort drei Vulkane, von denen einer erloschen war, so sind es auf dem Planeten des kleinen Herrn Jemine zweieinhalb Berge, auch ein paar Blumen (eine Rose wird allerdings nicht erwähnt) und Bäume. Alles wunderbar. Bis Herr Jemine feststellte, dass etwas fehlt.
Mehr und mehr
Sein erster Wunsch ist nachvollziehbar: Er möchte ein Dach über dem Kopf haben. Und als das Haus steht, braucht es Möbel. Ein Bett, einen Stuhl, einen Tisch. Und dann braucht er ein Fahrzeug, um mobiler zu sein. Ein Auto bringt ihn schnell zu allen gewünschten Orten auf seinem Planeten. Aber ein Auto braucht auch Straßen, eine Garage und eine Tankstelle. Und so nimmt es mit dem Wünschen kein Ende. Auf dem kleinen Planeten entstehen Brücken und Paläste, Flugzeuge und Hochhäuser. Herr Jemine baut und expandiert, baut weiter, bis auch nicht mehr das kleinste Fitzelchen Grün übrig ist. Und er erschrickt.
Manfred Schlüter beginnt diese Geschichte mit heiteren, lichten Bildern, die Freiheit und Glück in leuchtenden Farben vermitteln, ohne dass Worte darauf hinweisen. Im Gegenteil, der kleine Zwerg mit der leuchtend roten Mütze meint ja, dass ihm zum Glück noch etwas fehlt. Seite um Seite wächst sein Besitz, Seite um Seite verdüstern sich die Farben. Dunkel und schwer ist das Bild, das den kleinen, vollgestopften Planeten zeigt, der Herrn Jemine erschaudern lässt. Und jetzt?
Manfred Schlüter lässt den kleinen Kerl eine kluge Lösung finden. Eine, die ihn am Ende tatsächlich glücklich macht. Und so verpackt wünscht man sich, dass diese in ein kleines Bilderbuch verpackte Parabel über Wachstum und Konsum Große und Kleine über Notwendiges und Unnötiges, Wesentliches und Überflüssiges, über das, was einen wirklich zufrieden macht und all die Dinge, die man nur vermeintlich braucht, nachdenken lässt.
Titelangaben
Manfred Schlüter: Der kleine Herr Jemine
Wien: Verlag Bibliothek der Provinz 2017
32 Seiten, 18 Euro
Bilderbuch ab 5 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander
Reinschauen
| Leseprobe
[…] https://titel-kulturmagazin.net/2017/10/09/kinderbuch-manfred-schlueter-der-kleine-herr-jemine/ […]