Comic | Frank Cho: Skybourne, Bd. 1
Als Zeichner von Superheldencomics war Frank Cho bislang bekannt für seine sexualisierten bis sexistischen Darstellungen – vor allem des weiblichen Körpers. Mit seinem neuen Werk ›Skybourne‹ jedoch karikiert er nicht nur solche Formen der Darstellungen, sondern vermischt auch eine actiongeladene Superheldenstory mit düsteren mittelalterlichen Legenden. PHILIP J. DINGELDEY hat sich den ersten Band einer neuen Saga angesehen.
In dem Comic stiehlt ein sichtlich gealterter und böser Merlin das Schwert Excalibur, um mit dessen magischen Fähigkeiten Drachen zu beherrschen und sich an der Menschheit zu rächen. Dem mürrischen Schurken, den man aus der Artus-Sage noch als guten Zauberer kannte, steht eine katholische Geheimorganisation entgegen, die magische Gegenstände, Monster und Artefakte sammelt und selbst absurd militarisiert ist.
Ihr gehören auch zwei Skybournes an – zwei Geschwister, die Kinder von Lazarus, den Jesus in der Mythologie, die sich Christentum nennt, einst von den Toten auferweckt haben soll. Als Folge davon sind Lazarus‘ Kinder unsterblich, und zwei dieser Kinder, Thomas und Grace, kämpfen in der Türkei, der Schweiz und Bayern gegen Merlin und versuchen ihn zu stoppen. Auch wenn die Handlung des Bandes in sich abgeschlossen ist, so handelt es sich doch um den Beginn einer Comic-Reihe – schließlich soll es ein weiteres, noch unbekanntes Kind von Lazarus geben.
Die Handlung an sich ist, wie leider bei so vielen Superheldengeschichten, ziemlich banal, wenn auch voller Action. Doch so einige Details heben sich vom klassischen Format ab und geben der Geschichte etwas Unorthodoxes und Komisches, in jedem Sinne aber Unterhaltsames – auch wenn man keinen sonderlichen Tiefgang erwarten darf. So ist es überraschenderweise ein einstiger Held, nämlich Artus‘ Mentor Merlin, der den Schurken mimt, verbittert durch die vergangenen Kämpfe der Menschheit den Krieg erklärt hat und nun aus dem Reich der Toten zurückkehrt, um sein Projekt zu beenden. Ganz ehrlich, es gibt schlechtere Motive.
Wenn Atombomben nicht töten
Die beiden Helden dagegen haben zwar zunächst alle Attribute, die ein Superheld so braucht: Sie sind attraktiv, stark, kämpferisch und mit Kräften ausgestattet, also der Unsterblichkeit. Jedoch teilen sie nicht das Pathos, das noch klassische Helden, wie Batman, Superman oder Spiderman haben, sondern sind ordinär, vulgär, aggressiv, brutal und skrupellos. Darüber hinaus hat Thomas eigentlich genug vom Leben und wäre gerne tot – doch leider ist ihm das unmöglich.
Dazwischen gibt es immer wieder humoristische Stellen, wenn bizarre Fantasiewesen ausbrechen und persönliche Fehden austragen, wenn sich Grace über einen Typen amüsiert, der auf ihre großen Brüste starrt, kurz, nachdem sie vom Tode aufgewacht ist (und damit genau das Verhalten des männlichen Lesers kommentiert) oder wenn Thomas frustriert ist, weil selbst eine Atombombe ihn nicht killt.
Da der Band trotz gewisser Subtilitäten immer noch von seiner Action lebt, muss Cho natürlich vor allem mit seinen Zeichnungen punkten. Bunte, schnell voranschreitende und weitgehend realistische Naturzeichnungen und Explosionen, lösen sich mit surrealen Fantasiewesen und optisch übertrieben bis karikiert idealisierten Zeichnungen der Protagonisten ab. Für das Genre ist das nicht unbedingt eine außergewöhnliche Leistung, aber doch ein stilistisch sehr gekonntes Werk.
Frank Chos ›Skybourne‹ ist also ein sauberer Actionband aus dem Bereich Superhelden, Mythologie und Fantasy, der schnell und nicht besonders tief, aber doch mit Witz und manchmal Charme den typischen Kampf um die Rettung der Welt vollzieht. Eine gute Zerstreuung, die einen auch mal schmunzeln lässt.
Titelangaben
Frank Cho: Skybourne, Bd. 1
Aus dem Englischen von Bernd Kronsbein
Panini: Stuttgart 2018
160 Seiten, 25,00 Euro
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