Musik| Justin Brown: Werke von Mozart & Bruckner
Es gibt Kompositionen und Werke, die, besonders im Musikalischen, solche sind, nach denen man auch bei mehrmaligem wieder-Hinhören einfach nur sagen kann, dass sie wunderbar gestaltet sind; harmonisch, eindrücklich und einprägsam. Solche, in die man eintaucht, staunt und geradezu in sie eindringt. Ein solches Erlebnis brachte das 8. Sinfonie- & 5. Sonderkonzert Mozart & Bruckner im Badischen Staatstheater mit sich. Von JENNIFER WARZECHA
Dirigiert wurde das einzigartige Zusammenspiel von Orchester und Klavier respektive Dirigenten von niemand Geringerem als dem weltbekannten britischen Dirigenten und Pianisten Justin Brown (geboren 1962). Der in Kennerkreisen als Wagner-Spezialist gefeierte Justin Brown verbleibt zur Freude seiner Karlsruher Fans noch bis zum Sommer 2020 am Badischen Staatstheater. Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 27 B-Dur KV 595 und nach der Pause des zweistündigen Konzerts Anton Bruckners (1824-1896) Sinfonie Nr. 7 E-Dur präsentiert er zusammen mit den Mitgliedern der Badischen Staatskapelle dem Publikum formvollendet, beschwingt und konzentriert.
Die Klänge des im Alter von 35 Jahren früh verstorbenen Mozarts erklingen klar und weich, wie die Melodien Mozarts auch stets einen beruhigenden Klang auf den Zuhörer ausüben; manchmal auch fröhlich, aufmunternd und erheiternd, wie im ›Vogelfänger.‹ Auch das Dirigat Justin Browns zusammen mit der Ausführung des Orchesters lassen beide in ihrem Tun auf ihre Art und Weise miteinander verschmelzen. Jeder Ton der einzelnen Instrumente bildet zusammen mit den Tönen der anderen zusammen einen wunderbar-hörbaren, harmonischen Klang ab.
Justin Brown wendet sich dem Orchester zu. Er hört aufmerksam auf deren Töne und Melodien sowie deren Zusammenspiel. Beide Parteien, Orchester und Dirigent, gehen so auf vertrauensvolle Art und Weise aufeinander ein. Im Mozart’schen Sinne entsteht eine beschwingte und heitere Tonalität. Man merkt es dem Dirigenten damit geradezu an, dass es sich bei diesem, von Mozart zuletzt komponierten und noch zwei Monate vor seinem Tod uraufgeführten Konzert, um Browns Lieblingskonzert handelt, wie aus der Einführung zum Werk, 45 Minuten vor dessen Beginn, hervorgeht. Das Werk erklingt ganz im Sinne der Wiener Tradition.
Statt heiter und lustig: Melancholisch und traurig
Anton Bruckner schrieb sein Werk Informationen aus der Einführung zufolge ebenfalls aus der Wiener Tradition heraus. Den zweiten Satz und damit das Adagio soll er schon im Vorgriff und Gedenken an den Tod des Komponisten Richard Wagner (1813-1883) geschrieben haben. In einigen Versionen des Werks soll Bruckner diese Stelle allerdings zugleich mit dem Hinweis »Gilt nicht« versehen haben. Wie bei vielen Sinfonien weiß man innerhalb der Forschung allerdings nicht, welche Version tatsächlich die letztgültige war.
Bei dieser Aufführung klingt die Interpretation Bruckners melancholischer als die Mozarts. Die einzelnen Töne klingen herb nach. Dirigent und Orchester befinden sich auch hier im Einklang. Piano und forte, also leise und laute Töne, wechseln sich ab, einmal von hoher, einmal von tiefer Stimmlage geprägt. Eine einerseits heitere, andererseits melancholische, tiefgründige und hintersinnige Stimmung macht sich im Publikum breit. Die rhythmisch beschriebene Interaktion der Orchestermitglieder ist große Klasse und einfach Eins A. All das wird am Ende mit einem tosenden Beifall des Publikums im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Parkett des Badischen Staatstheaters belohnt. Einfach klasse!
| JENNIFER WARZECHA
| Titelfoto: JOCHEN KLENK
Titelangaben
Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur KV 595
Anton Bruckner Sinfonie Nr. 7 E-Dur
Klavier & Dirigent: GMD Justin Brown
Badische Staatskapelle