/

Frische Frauenpower mit Sektwelle

Bühne | ›Sekt and the City‹ im LOLA Hamburg

»FRAU« sitzt bei ihrer »Friseuse«, trinkt ein Sektchen und lästert über Gott und die Welt. Stimmt irgendwie – aber das geht tief und macht Spaß wie noch nie. Von MONA KAMPE

Immer wieder samstags treffen sich Heike und Kati bei ihrer »Friseuse« Lena, um ihr Leid zu klagen und den neuesten Klatsch und Tratsch zu erfahren. Heike ist Schauspielerin und versucht verzweifelt, die Zeichen der Zeit aufzuhalten und nicht durch eine blonde, jüngere Version als Agneta im IKEA-Spieleparadies ersetzt zu werden. Zudem ist sie höchst anspruchsvoll, stark vernetzt und sucht fleißig ihren Mr. Right – natürlich online.

Kati hingegen ist glücklich verheiratet, aber in der Mitte ihres Lebens festgefahren und versucht mit einem Vorsprechen bei einer Country-Band ihrem monotonen Alltag zu entfliehen. Lena hält sich mit jüngeren Liebhabern aus ihrem Salon und Botox-Partys frisch, natürlich um ihren Kundinnen das blühende Leben vorzugaukeln und gute Ratschläge – nicht nur zum perfekten Styling – zu erteilen.
Nach dem ein oder anderen Sektchen fallen nach und nach die Fassaden und die Ängste und Sehnsüchte des Trios kommen unter der Föhnwelle zum Vorschein. »Es ist sauteuer, so billig auszusehen«, aber niemals zu spät, sich zu verändern, glücklich zu sein oder seine »FRAU« zu stehen.

Föhnrock mit Schuss, Charme und Konfetti

Die Drei aus dem Salon denken nicht daran, zu verzagen, denn es gibt schließlich die richtige Frisur und ein Stößchen für alle Lebenslagen. Egal ob Außenwelle, Fransenkopf mit Pony oder kesse Strähnen – hier steht alles zu Berge und die Bühne bebt. Im Schulmädchen-Look, Oberschwester-Outfit und Cowgirl feiern sie das Leben, »atmen durch die Mitte« und waschen sich allen Frust mit ordentlich Sekt und bunten Showeinlagen vom Kopf.

Bereits zum dritten Mal touren Helena Marion Scholz, Meike Gottschalk und Ariane Baumgartner als Comedy-Ensemble ›Sekt and the City‹ quer durch Deutschland und unterhalten Frauen aller Altersgruppen – und auch ein paar Männer – mit ihren spritzigen Dialogen, frischen Föhnfrisuren und kreativen Songtexten, ausgefallenen Kostümen sowie Choreografien zu altbekannten Melodien.

Die schrillen Drei vom Salon: Heike (Meike Gottschalk), Lena (Helena Marion Scholz) und Kati (Ariane Baumgartner), Credits: Sekt and the City
Die schrillen Drei vom Salon: Heike (Meike Gottschalk), Lena (Helena Marion Scholz) und Kati (Ariane Baumgartner)
Foto: Sekt and the City

Ihr aktuelles Programm ›Frisch geföhnt und flachgelegt‹ unter Regie von Hanno Friedrich ist nicht nur eine Erfrischung für die weiblichen Lachmuskeln, sondern verspricht einen feuchtfröhlichen Mädelsabend mit geballter Frauenpower und viel Mut, Klischees auf die Lockenwickler zu drehen und einfach einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Steh deine »FRAU« – laut und schrill und mit Strähnchenhaube!

| MONA KAMPE

Showangaben
| Sekt and the City
| LOLA Kulturzentrum

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Zauberhafte Schattenspiele

Nächster Artikel

Zurück in die 80er

Weitere Artikel der Kategorie »Bühne«

Zeitreise in die 70er

Musik: Coverband Lead Zeppelin in Würzburg Lead Zeppelin spielen nicht nur originalgetreu die Musik ihrer Lieblingsband nach – sie sehen auch noch ganz genauso aus. MARC HOINKIS sah sie am 01.02. in der Posthalle

»Warum soll ich schuld sein?«

Bühne | ›Lulu‹ im Hamburger Theater das Zimmer Sie verzaubert und verführt – ›Lulu‹ ist für viele Männer der Inbegriff der Perfektion. Doch nur einer weiß, wo bei ihr der Engel aufhört und der Teufel beginnt. Kann er sie zu Fall bringen, bevor die Sünde ihn stürzt? Von MONA KAMPE

Der ganz normale Alltagswahnsinn

Bühne | Badisches Staatstheater Karlsruhe: Der Gott des Gemetzels

Der entsetzte Blick geht schier ins Herz. Verzweiflung, Leere – alles ist in ihm drin. Und nein, dem liegt nicht der Verlust eines lieben Menschen oder ein ähnliches tragisches Ereignis zu Grunde. Die Ehefrau wirft das Smartphone ihres Gatten absichtlich ins Wasser der Blumenvase. In der Gegenwart, in der jeder ständig mit seinem Smartphone beschäftigt ist, sicherlich kein Einzelfall. Gerade in der Aufführung des „Der Gott des Gemetzels“, einer schwarzen Komödie von Yasmina Reza, im Badischen Staatstheater zeigt es, wie mangelnde oder falsche Kommunikation nicht nur das Familienleben beeinträchtigen können. Von JENNIFER WARZECHA

Bis auf die Haut geschorene Schafe

Theater | Oliver Bukowski: Ich habe Bryan Adams geschreddert – Deutsches Theater Göttingen Ein Abend mit dem  Deutschen Theater. Da sag ich nicht nein. Pünktlich auf die Minute stand ich vor dem fein angeleuchteten Gebäude und drängte mich an der Schlange kartenkaufwilliger Menschen vorbei. Ein paar kleine Smalltalks am Pressestehtisch später hatte ich meine Karte und von mir aus konnte die Show losgehen. Von SVEN GERNAND

Werte der Aufklärung und des Humanismus neu begreifen

Bühne | ›Iphigenie auf Tauris‹ in Pforzheim

Wie in eine andere Zeit hinein versetzt fühlt man sich an diesem Theaterabend. Das Bühnenbild besteht aus einer schlichten Empore, umrahmt quasi von einem Bodenbelag, der wirkt als handele es sich um Goldplättchen. Auch Iphigenie, die Hauptperson in Johann Wolfgang von Goethes Drama »Iphigenie auf Tauris« (emotional-ausdrucksstark, edel und selbstbewusst: Nika Wanderer), kommt bei ihrem Auftritt im Stadttheater Pforzheim in einem goldenen Kleid (sorgten für eine wohlbedachte und angemessene Kleidung der Künstler und zeigten sich für die Kostüme zuständig: Gera Graf, Annegret Ritzel; Umsetzung Bühnenbild: Sebastian Dierer, Melanie Kalkofen, Frank Gutekunst) daher. Das Gold steht auch für »Goethes sprachschönes Bekenntnis zu Aufklärung und Humanismus«, wie es der Programmflyer ausdrückt. Von JENNIFER WARZECHA