Ab in die Kiste

Kinderbuch | Regina Schwarz: Nun schlaft

Schlafenszeit. Aber bis wirklich Ruhe einkehrt, dauert es noch ein bisschen. Dürfte den meisten bekannt vorkommen. ANDREA WANNER auch, die sich an der gereimten Gutenachtgeschichte freut.

Nun schlaftEiner liegt schon im Bett. Vorbildlich. Der Bär hat es sich unter der blaurot-karierten Decke mit einem Buch gemütlich gemacht. So stellt man sich das idealerweise vor. Und das Schaf ist mit der Wärmflasche unterm Arm auch schon auf dem Weh dorthin. Eule putzt sich immerhin bereits die Zähne. Aber Katze und Grille albern noch herum. Das kann dauern.

So sieht es auch das Schaf. »Nun schlaft, sagt das Schaf.« Das klingt mahnend. Aber ob es die anderen überzeugt? Immerhin die Katze scheint willig. Aber die Gans, das Reh, der Mops und der Spatz sind noch lange nicht so weit …

In einfachen Bildern und Minireimen erzählen Regina Schwarz und Julia Dürr von der Zubettgehprozedur. Dazu nutzen sie die Doppelseiten des Bilderbuchs, trennen die Seiten farblich knapp oberhalb der Mitte in ein Braun unten, den Fußboden sowie ein Weiß oben, die Wand.

Die rechte Bildhälfte wird fast komplett von dem großen Bett eingenommen, in dem sich Seite um Seite mehr Tiere versammeln – während auf der linken Seite immer noch Trubel herrscht. Rechts wird es langsam eng, Kandidaten wie der Kauz haben noch Lust auf eine Kissenschlacht. Und schwupps sind auch die Augen, die schon zu waren, wieder auf. Ein Drängeln und Schubsen, ein Kuscheln und Quatschen, aber ganz allmählich sortiert es sich im Bett.

Klar, die Geschichte endet, wie eine gute Gutenachtgeschichte enden muss. Mit nachtblauem Grund und zehn aneinandergeschmiegt schlafenden Tieren. Das elfte ist noch wach, redet aber nichts mehr, sondern belässt es beim zarten Geigenspiel und einem klugen Schlussgedanken: »Endlich Stille, denkt die Grille.« Und mit einem golden leuchtenden GUTE NACHT endet ebenso vorhersehbar wie zauberhaft – ein Bilderbuch, das zu einer echten Lieblingsgutenachtgeschichte werden kann.

| ANDREA WANNER

Titelangaben
Regina Schwarz: Nun schlaft
Mit Bildern von Julia Dürr
München: Tulipan 2018
22 Seiten. 12 Euro
Pappbilderbuch ab 2 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| Leseprobe

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Kriminelle Spediteure

Nächster Artikel

Kinderpsychologie light

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Hokuspokus

Kinderbuch | Erwin Grosche: E-le-fa, E-le-fee! Was macht der Elefant am See?

Das gute alte Kinderlied »Alle meine Entchen« hat ausgedient. Ab sofort grölen wir nur noch »Alle meine Aale albern abends gern …«. Weitere fantastische Ideen, wie man mit Sprach basteln kann, hat der Geschichtenerfinder, Laute-Zauberer und Sprach-Jongleur Erwin Grosche auf Lager. Von ANDREA WANNER

Das Mädchen in der Silvesternacht

Bilderbuch | Hans Christian Andersen: Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen Märchen sind oft brutal, denn sie bilden auf ihre Art die Wirklichkeit ab. Da wird munter ermordet, gestorben, Kinder werden ausgesetzt oder versucht zu essen … Nicht nur die Volksmärchen, sondern auch die Kunstmärchen. So wie das Mädchen mit den Schwefelhölzchen, die versucht, in der Silvesternacht noch etwas Geld zu verdienen. Von GEORG PATZER

Eine Hommage an den Meisterdetektiv

Kinderbuch | Hannes Binder: Sherlock Holmes

Am 22. Mai feiern Fans weltweit den internationalen Sherlock-Holmes Tag und damit jenen genialen Ermittler, den Sir Arthur Conan Doyle 1886 erschuf. Die Zielgruppe waren und sind erwachsene Leser*innen, die Graphic Novel bietet einen tollen Einstieg für die jüngeren, findet ANDREA WANNER, selbst bekennende Holmes-Anhängerin.

Zwei Welten, ein neuer Anfang?

Kinderbuch | Martin Baltscheit: Rolf und Rose

Rolf, die junge taffe Assel aus Unterbach, und Rose, der zarte Schmetterling von der Oberwiese, haben etwas gemeinsam: Für beide ist der Tag ein besonderer. Sie müssen beweisen, dass sie erwachsen sind und Verantwortung übernehmen können. Und dann begegnen sich die beiden, die eigentlich von Natur aus Feinde sind. Von ANDREA WANNER