/

Ultimatives Schlachtengetümmel

Digitales | Games: Super Smash Bros. Ultimate

›Super Smash Bros. Ultimate‹ – Der Titel verspricht ein noch größeres, noch komplexeres und noch aufregenderes ›Smash Bros.‹ als je zuvor. 74 auswählbare Kämpfer, über 100 spielbare Stages und eine riesige Anzahl verschiedener Spielmodi versprechen uns schier unendliche Möglichkeiten. »Aber wo ist der Haken?«, fragt sich DANIEL MEYER und beleuchtet das Spiel einmal genauer.

Super Smash Bros. UltimateEs ist schon faszinierend, wenn selbst Masahiro Sakurai, Direktor und Entwickler der ›Smash Bros.‹ -Reihe, zurückblickt und sich fragt, warum Spiele wie ›Super Smash Bros. Ultimate‹ eigentlich existieren können. Ein Prügelspiel, in dem sich unser Lieblingsitaliener Mario zusammen mit Erzfeind Bowser gegen Street Fighters Ryu und einen Pokémon-Trainer behaupten muss? Dazu auf Fox‘ Raumschiff oder in einer Basis aus ›Metal Gear‹? Das klingt einfach zu wild, zu chaotisch, um wirklich von den Fans angenommen zu werden.

Doch ist es gerade das, was diese Spiele so einzigartig und für eine so große Spielerzahl interessant machen. Denn das wilde Kämpfergewusel schafft etwas, das nur wenig andere Kampfspiele erreichen können:  Eine gleichermaßen erfolgreiche Plattform für Button-smashende Gelegenheitsspieler sowie für Wettbewerb suchende Veteranen zu sein – und das alles, ohne stundenlang im Trainingsmodus Kombinationen oder Schlagabfolgen zu trainieren (hust, Mortal Kombat, hust).

Super Smash Bros. Ultimate

Altes vermischt mit viel, viel Neuem

Glücklicherweise ist sich dessen auch Entwicklerstudio Bandai Namco sehr wohl bewusst und bleibt mit ›Super Smash Bros. Ultimate‹ auf der altbekannt-spritzigen Überholspur. Zwar waren wir anfangs etwas besorgt, dass es sich bei diesem Titel lediglich um eine etwas ausgebesserte Version seines Wii-U Vorgängers handeln könnte, die vielen Neuerungen und Ausbesserungen innerhalb des Spieles haben uns jedoch schnell eines Besseren belehrt und zum Teil sogar positiv überrascht.

So fühlt sich der Kampfverlauf im Allgemeinen nun weitaus flüssiger, wenn auch erneut etwas schneller an und viele, kleinere Problembereiche, die wir noch in Teilen wie ›Melee‹ bemängelt hatten, wurden nun durch eine Kombination aus sowohl visuell glänzender als auch klug-eingebrachter Features bereinigt. Um hier einmal die wichtigsten zu nennen: Wir dürfen uns nun beispielsweise über ein neues Fensterradar freuen, das den am Bildschirmrand stehenden Kämpfern signalisiert, wie nah sie sich an der Todesgrenze aufhalten, und sich gerade deshalb in brenzligen Situationen als äußerst nützlich erweist.

Gleichzeitig kündigen neue Freeze-Frame Darstellungen (ähnlich zu Little Macs KO-Schlag) nahezu tödliche Treffer an und ein komplett neu eingeführtes »Final Smash Meter«, das eine schwächere Version des »Final Smashes« erzeugen kann, sollte gerade angeschlagenen Spielern dazu verhelfen, das Blatt noch einmal in letzter Sekunde zu wenden.

Wähle deinen Kämpfer!

Die wohl größte »Neuerung«, wenn man es so nennen darf, scheint jedoch die schiere Anzahl an Charakteren und Stages zu sein, die in ›Ultimate‹ zu Verfügung stehen. Je nach Zählweise lassen sich nun ganze 74 Kämpfer und 108 Welten aus teils älteren Versionen, teils komplett neu konstruierten Konzepten freischalten und geben dem Werk zurecht den bis dato ultimativen Titel der Spielereihe.

Anerkennen mussten wir zudem, dass nicht einfach nur alte Charakterversionen kopiert und eins zu eins in das neue Spiel implementiert wurden, sondern über weitläufige Balancing-Verfahren alte,  zu gut oder zu schlecht erscheinende Skills verändert oder sogar ganz ausgetauscht wurden.

Super Smash Bros. Ultimate

Das Ganze hat jedoch leider auch eine kleine Schattenseite: Mit über 100 auswählbaren Stages, von denen auch einige lediglich Rekolorierungen früherer Welten darstellen, macht sich der Platz auf der auswählbaren Fläche so langsam rar und fordert durch die kleinskalierten Bilder regelrechtes Augen- und Fingerspitzengefühl.

Gleichzeitig startet man nach altem Brauch natürlich nicht sofort mit allen Kämpfern, sondern bedient sich zunächst der acht Ursprungscharaktere der N64-Reihe sowie drei selbstzusammenstellbaren Mii-Kämpfern. Alle weiteren Kontrahenten dürfen nach einer Spielzeit von jeweils circa zehn Minuten einzeln herausgefordert werden und könnten dem einen oder anderen Spieler etwas Ausdauer abverlangen. Wir brauchten jedenfalls, ohne Ausnutzung bestimmter Tricks, etwa zehn Stunden, bis wir alle Helden unser Eigen nennen durften.

Die wiederum haben’s jedoch wie gewohnt in sich und bieten durch ihre vielfältigen Skillsets fast unbegrenzten Spielspaß. Lust auf Bäume fällen und Gegner mit einer Angel herumschupsen? Nehmen wir ein paar ›Animal Crossing‹-Charaktere! Ist mir gerade eher nach roher Gewalt? Dann bin ich wohl eher mit Bowser oder Ganondorf dabei. Gerade die neuen Charaktere, wie etwa ›Castlevania‹s Simon bzw. sein gleichbedeutender Echofighter Richter, haben uns dabei besonders gefallen, wirken sie durch ihre einzigartigen Attackenkombinationen (Simon beispielsweise bedient sich lediglich der gleichen Waffen wie im bekannten Vampir-Sidescrawler) noch einmal authentischer.

Ein wenig schade bleibt es zwar, dass Nintendo auch hier angekündigt hat, sechs weitere Charaktere hinter einer bezahlbaren DLC-Wand zu verstecken, aber das scheint leider in der heutigen Zeit gang und gäbe zu sein.

Die Geister, die ich rief

Abseits des bekannten 4-gegen-4, bzw. 8-gegen-8 Multiplayergemauschels verspricht ›Super Smash Bros. Ultimate‹ zudem eine ganze Fülle an weiterem Zeitvertreib. Neben Modi wie dem 1-gegen-100 Zeitschlachten oder dem Turniermodus, hat es auch der Arcade-Modus wieder in das Spiel geschafft und entzückt mit einer für jeden Charakter eigens maßgeschneiderte Kampfreihefolge.

So darf man sich beispielsweise als Bowser durch eine Reihe von roten Gegnern kämpfen, bis sich am Ende der ultimative Erzfeind (alias der teuflische Klempner) zu Wort meldet – eine witzige Idee, die gerade für den kurzen Zeitvertreib bestens geeignet ist.

Darüber hinaus wurde mit der Einführung sogenannter »Geister« und dem Storymodus »World of Light« eine komplett neue Sparte eröffnet, die wohl so manch Sammelwütigen noch lange begeistern wird. Mit über 1300 verschiedenen Versionen vertreiben Geister nun die aus früheren Spielen bekannten Trophäen, fügen jedoch durch ihre visuelle Darstellung und dem dazugehörigen Kampfmodus gleichzeitig eine völlig neue Ebene in das Spielgeschehen hinzu.

Super Smash Bros. UltimateDenn ein jeder Geist, dargestellt durch einen Spielecharakter der letzten 30 Jahre und durch eine ebensolche Pixel-Arts animiert, dient ebenso als eine Art Perk in dem zugehörigen Geister-Modus. Eingeteilt in Schere-Stein-Papier ähnlichen Elementen definieren hier ausgerüstete Primärgeister die Stärke und Verteidigung des jeweiligen Kämpfers und können mit bis zu drei Sekundärgeistern, die etwa Schutz vor Feuer oder bestimmte Attributsverbesserungen bieten, weiter verfeinert werden.

Klingt alles erst einmal kompliziert, ist jedoch nach einigen Testphasen recht einfach zu bedienen, vorrangig, da das gesamte Geistersystem fast ausschließlich auf dem Storymodus »World of Light« abzuzielen scheint. Denn neue Geister können fast ausschließlich nur durch dort stattfindende Kämpfe oder zu erhaltende Snacks weiter verbessert oder sogar weiterentwickelt werden.

In diesem spielt ihr zu Beginn den kleinen Kirby, der sich mithilfe neu erworbener Geister auf einer Schachbrett-ähnlichen Karte durch Reihen von Geistern zu kämpfen und seine Mitstreiter nach und nach aus den Fängen der Herrscher von Licht und Schatten zu entreißen versucht. Dabei zeigt sich »World of Light« als so etwas wie die Kirsche auf der eh schon riesigen Torte namens ›Super Smash Bros. Ultimate‹, bringt doch allein dieser Modus circa 25 Stunden Spielzeit mit sich.

Zugegeben, die Aneinanderreihung verschiedener Geister, symbolisiert durch ein passendes Äquivalent einer der 74 Spielecharaktere, auf einer Karte, scheint auf den ersten Blick nicht gerade originell – die Art wie der Gegner dargestellt wird, ist es jedoch umso mehr. Denn ein jeder einzelne Geist scheint spieletechnisch perfekt an seinen Charakterpartner angepasst worden zu sein: Relaxo-Geist?: Kämpfe gegen einen riesigen King K.Rool, der sich nicht bewegen kann. Megamans Dr. Wily? Nimm dir erst einmal acht Megamans zur Brust, bevor dir ein Dr. Mario gegenübersteht.

Es ist einfach schön zu sehen, dass selbst große Formen wie Bandai Namco immer noch die Liebe zum Detail zeigen, selbst wenn es um kleine Nebenmodi in einem sonst schon sehr satten Spiel geht.

Super Smash Bros. Ultimate

Die Zusammenfassung

Man kann sagen, was man will, doch ›Super Smash Bros. Ultimate‹ wird seinem Namen in jederlei Hinsicht gerecht. Man spürt förmlich, wie auf die Fragen der Community nach mehr geantwortet wurde, sowohl spieletechnisch als auch bei Detailtreue und Umfang des Werkes. Egal, ob im althergebrachten 4-gegen-4 Modus oder dem neuen Geistermodus, man findet nur selten Punkte, die einen wirklich stören, geschweige denn davon abbringen würden, noch eine und noch eine Partie spielen zu wollen. Ein wahres Prügelfest!

| DANIEL MEYER

Hat gefallen
  • Riesige Anzahl an Spielecharakteren und Welten
  • Erneut verbesserter Spieleverlauf und Balancing aller Kämpfer
  • Nostalgische Soundtracks
  • Große Anzahl verschiedener Spielemodi und ein detailverliebter Storymodus, der neben dem Sammeln der Geister so einige Überraschungen parat hält
  • Wie immer: einfach zu spielen, aber schwer zu meistern
  • 8-Spieler Unterstützung
Hat nicht gefallen
  • Freispielen der Charaktere dauert eine geraume Zeit
  • Joycon-Steuerung könnte nach einiger Zeit ungemütlich werden
  • Spätere Charaktere nur gegen bezahlbare DLCs freischaltbar
  • Zurzeit etwas langsamer Online-Modus mit gelegentlichen Verbindungsproblemen (Stand: Ende Januar 2019)
91%

 

Titelangaben
Super Smash Bros. Ultimate
Nintendo
erhältlich für die Nintendo Switch

 

 

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Jeden Abend ruft Hegel an

Nächster Artikel

Abenteuerspielplatz

Weitere Artikel der Kategorie »Digitale Spiele«

Tiny Metal: Full Metal Rumble

Digitales | Games: Tiny Metal: Full Metal Rumble Die niedliche Kriegs-Simulation geht in die zweite Runde. Das kleine Indie-Studio Area35 verspricht eine noch größere, epischere und insgesamt »metallenere« Erfahrung als im ersten Teil. Wir haben uns auch diesmal auf den Kriegspfad begeben und teilen unsere Erlebnisse mit euch in diesem Test. Von PHILIPP LINKE.

Lang lebe die Switch!

Digitales | Preview: Nintendo Switch Mit der Nintendo Switch startet die Geschichte einer neuen Konsolengeneration. Sie ist weder eine reine Homekonsole noch ausschließlich für den mobilen Gebrauch konzipiert. Sie ist ein Hybrid, denn in Sekundenschnelle ist ein Wechsel – ein Switch! – möglich. Hat Nintendo wirklich umgedacht oder verkauft das Unternehmen einen alten Hut in neuer Verpackung? PHILIPP LINKE hat das Nintendo Switch Event in Frankfurt besucht und die Konsole genau unter die Lupe genommen.

Und ewig schleicht die Schlange …

Digitales | Games: Metal Gear Solid HD Collection Ah, HD-Remakes! Achim Fehrenbach schrieb dazu im letzten August einen feinen Artikel bei ZEIT Online, und der geneigte Betrachter kann sich an anderer Stelle auch über kommende Remakes informieren. Jetzt landetet aber eine der gefragtesten Charaktercliquen auf RUDOLF INDERSTs Schreibtisch: Familie Snake.

Museums-Shooter

Digitales | Digitaler Appetithappen: Battle: Los Angeles Das offizielle Spiel zum in Bälde startenden Science Fiction-Actioner ist ein recht kurzer, dafür aber hochpreisiger, Vielfalt missen lassender, gegner- und waffentypenarmer First Person Shooter, der in Ansätzen doch irgendwie ein wenig Spaß macht. Findet RUDOLF INDERST.

Zurück zu den Ursprüngen

Digitales | Games: Battlefield V Mit ›Battlefield V‹ wagt sich das schwedische Entwicklerstudio DICE in die Epoche zurück, in der mit ›Battlefield 1942‹ alles begonnen hat: den Zweiten Weltkrieg. Von vielen als simples Grafik-Update verschrien, muss der jüngste Serienableger in unserem Test beweisen, dass er sich vom direkten Vorgänger ›Battlefield 1‹ absetzen kann. Wie gut das klappt, weiß SEBASTIAN BLUME.