Annäherungen

Kinderbuch | Gudrun Mebs: Ferien nur mit Papa

Ferien nur mit Papa. Das klingt eigentlich toll. Nur bis daraus das wird, was sich die neunjährige Maja wünscht, muss eine ganze Menge geschehen. Von ANDREA WANNER

Ferien nur mit PapaMaja darf mit Papa verreisen. Nein, ganz stimmt das nicht. Denn Papa nennt Maja immer nur Mausi und Maja soll Papa Daddy nennen. Also verreist Mausi mit Daddy.

Daddy ist keiner zum Kuscheln, so wie Mama. Bei ihm ist immer alles schick: sein Auto, sein Anzug mit Krawatte, die Geschenke für Maja. Das richtige trifft er dabei selten, die T-Shirts sind entweder zu groß oder zu klein, die Bücher für viel jüngere Kinder.

Trotzdem freut sich Maja. Es geht in ein schickes Ferienhaus mit Swimmingpool und Ponyreiten für Maja. Und mit medizinischem Fachpersonal, das sich um sie kümmert, damit Papa das nicht tun muss. Denn Maja sitzt im Rollstuhl und mit so etwas kennt sich ihr Vater nicht aus.

Aber dann kommt alles ganz anders. Die Fahrt ist zunächst noch ganz entspannt, Daddy träumt vom Faulenzen am Pool, von neuen DVDs, die er sich anschauen will, von Bierchen, die er sich gönnen will. Und irgendwann landen sie mitten im Wald an einer einsamen Hütte. Falsch, eindeutig. Nur leider springt das Auto nicht mehr an. Mausi und Daddy sitzen fest. Zu zweit. Mutterseelenallein in der Wildnis. Und jetzt beginnt das Abenteuer.

Nein, es dauert. Es dauert, bis aus dem Daddy, der jammert und überfordert ist, der Papa wird, der mit Maja als Team aus der Situation das Beste macht. Gudrun Mebs kann das. So erzählen, dass Kinder und Erwachsene wirklich auf Augenhöhe sind. Sie hat das schon in ihren Oma-und-Frieder-Geschichten wunderbar geschafft. Und sie fängt auch jetzt subtil die leisen Zwischentöne, die Ängste und Verunsicherungen ein und macht daraus ein ganz wunderbares Kinderbuch und eine wunderschöne Vater-Tochter-Geschichte.

Garniert mit witzigen Illustrationen von Catharina Westphal, die das fragwürdige Idyll witzig aufs Papier bannt, ist das eine unbedingt lesenswerte Sommergeschichte.

| ANDREA WANNER

Gudrun Mebs: Ferien nur mit Papa
Frankfurt: Sauerländer 2019
144 Seiten, 12 Euro
Kinderbuch ab 8 Jahren
| Erwerben Sie dieses Buch portofrei bei Osiander

Reinschauen
| https://www.fischerverlage.de/media/fs/308/LP_978-3-7373-5547-6.pdf

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Klimawandel für Einsteiger

Nächster Artikel

Halb Engel, halb Teufel

Weitere Artikel der Kategorie »Kinderbuch«

Herzenswunsch mit kleinem Haken

Kinderbuch | Annie Kelsey: Pippas Tagebuch. Eine Freundin muss her Eine beste Freundin zu haben, ist wunderbar. Sie zu finden, nicht leicht. Wer ganz schnell und unbedingt eine haben will, greift manchmal zum falschen Mittel. Wie Pippa. Annie Kelsey durfte Pippas Tagebuch lesen. Von MAGALI HEISSLER

Verblüffender Hokuspokus

Kinderbuch | Marianna Coppo: Das Buch, das deine Gedanken lesen kann

Zaubern ist eine faszinierende Kunst. Da verschwinden Dinge und tauchen wieder auf, wirbeln Zauberstäbe durch die Luft und fliegen Tauben aus Hüten. Und ein besonders spannender und geheimnisvoller Trick ist das Gedankenlesen, findet ANDREA WANNER

Mein Schatten ist bunt

Kinderbuch | Scott Stuart: Mein Schatten ist pink

»Mein Schatten ist pink« von Scott Stuart ist laut Klappentext eine »Geschichte, die sich für Diversität, Gleichberechtigung und gegen festgefahrene Rollenbilder stark macht«. Ein schönes Anliegen – findet ALEXA SPRAWE. Und dennoch konnte das Buch sie nicht auf allen Ebenen überzeugen.

Es reicht!

Kinderbuch | Bernd Kohlhepp: Bo zieht aus Eigentlich kennen wir die Geschichte schon. In der Version von Astrid Lindgrens Version heißt die Kleine Lotta und zieht um, in die Rumpelkammer von Tante Berg. Bo ist genauso genervt von seiner Familie wie seinerzeit Lotta. Und auch sein Entschluss steht fest: Bo zieht aus. Von ANDREA WANNER

Das Fremde verstehen, mal wieder

Kinderbuch | Franziska Meiners: Das Flüstern des Orients Das Fremde fasziniert, weil es anders ist. Leider löst das nicht unbedingt aufrichtiges Interesse, sondern vielfach Angst und Ablehnung aus. Dagegen muss etwas getan werden! Franziska Meiners, Jungautorin und -illustratorin, stürzt sich tollkühn ins Schaffen von Verständigung. Von MAGALI HEIẞLER