/

Not the great Hippie-Swindle

Musik | Woodstock-Shortlist

1967 – Summer of Love. 1968 – Flower People. 1969 – Woodstock. Das Folk-, Rock-, Psychedelic-, Blues- und Countryfestival Woodstock, 3 Days of Peace & Music, fand vor 50 Jahren vom 15. bis 17. August 1969 statt – in White Lake in der Nähe der Kleinstadt Bethel des Bundesstaats New York. Auf dem Set waren mindestens 32 Bands und circa 400.000 Zuschauer und dies völlig friedlich im teilweisen Festivalchaos und in einer Zeit gesellschaftlicher Konflikte. Von TINA KAROLINA STAUNER

Im Umfeld-Wirrwarr erreichten manche Musiker das Festfeld überhaupt nicht, manche Mainstreambekanntheiten waren gar nicht in der Liste des Line-Ups, das von Michael Lang und John Morris stammte. Aber Jimi Hendrix war da, Joe Cocker und The Who zeigten sich.

Der Woodstock Sampler (Sony Music Entertainment, 2009) ist eine von mir zufällig aufgelesene Auswahl von fünf Stücken aus dem ganzen Programm. Sich der Woodstock-Generation zu nähern, auch wenn man erst in den 1970er Jahren als Nachfolgegeneration über Schallplatten in Deutschland dazu geriet, wie ich, brachte leicht und kaleidoskopartig eine Fokussierung auch aus weiter Ferne mit Überblick über eine komplexe und verzweigte Musikszene.

»…There is a blue one who can’t accept the green one…There is a yellow one that won’t accept the black one…That won’t accept the red one that won’t accept the white one…« (›Everyday People‹)

SHORTLIST WOODSTOCK (Sony-Sampler)

Janis Joplin – Kozmic Blues
›…Time keeps moving on…‹

Jefferson Airplane – 3/5 Of A Mile In 10 Seconds

Johnny Winter – Tobacco Road (with Edgar Winter)
›…Only Lord knows how I loved tobacco road…‹

Santana – Jingo

 
Sly & The Family Stone – Everyday People

 

Das Woodstock-Gelände ist mittlerweile Kulturdenkmal. In derselben Gegend ist für August 2019 von Michael Lang ein erneutes Festival geplant. Woodstock – ein Mythos. Der hier als Dokumentar-Film ankam. Aus demselben Jahr wie das Road Movie ›Easy Rider‹. Und zu Festivalkultur inspirierte.

München baut immer die kleine weiße Musik- und Kultur-Zeltansiedlung Tollwood auf und nennt in der bunten Festpalette Greenfields, Frameworks, Back To The Woods, Isle of Summer.

Die Schlaumeier des Kulturmagazins titel thesen temperamente und Das Erste veröffentlichten gerade auch eine Woodstock-Recherche ›50 Jahre…‹. Haben aus Hunderten Stunden Doku-Filmmaterial ein paar Minuten herausgesucht. Das ist die selektive Sicht mir fremder Kollegen. Und deren Reportage ist eine von vielen, die in diesen Tagen über Woodstock verbreitet werden.

Ich war bei dem legendären Hippie-Happening und Music-Meeting damals nicht dabei, beobachte nur eine ganze Menge Berichte. In den Tagen, in denen ich Grundstufe eines deutschen Kleinstadtgymnasiums anfing, waren die beiden Festival-Highlights Hendrix und Joplin tragischerweise schon länger nicht mehr am Leben.

Und die Legende lautete Love & Peace und Flower Power. Es wurden Schallplatten in Regalen gestapelt und Perlenschmuck, Räucherstäbchen, Kajal, Hippiegewänder, surreale Grafiken und diffiziler Folkrock zelebriert.

Ich legte Vinylscheiben auf den Plattenteller in meinem Zimmer, arbeitete an einer Kunst-Mappe, blickte beim Musikhören auf individualistische Cover-Designs und einmal skizzierte ich damals ein Porträt von Jimmy Page, als ich mich aus dem Woodstock-Thema ausklinkte.

| TINA KAROLINA STAUNER

Fotoausstellungen sind angekündigt:
Elliott Landy ›50 Years Woodstock – The Exhibition‹
Papenburg, Zeitspeicher, 29. Juni bis 2. September 2019
Karlsruhe, Schlosslichtspiele, ›The Evolution of Love‹, 8. August bis 15. September 2019
Nürnberg: St Egidien Kirche, 16. August bis 30. September 2019

Ihre Meinung

Your email address will not be published.

Voriger Artikel

Eine Quelle ersten Ranges

Nächster Artikel

Von Sut und Chopin

Weitere Artikel der Kategorie »Bühne«

Getanzte Bilder einer Ausstellung

Bühne | Show:Flying Pictures Wie würden musikalische Bilder aussehen, wenn sie von Tänzern zum Leben erweckt werden? Für die neue Inszenierung »Flying Pictures« der Breakdance-Gruppe Flying Steps holten sie sich das brasilianische Künstlerduo Osgemeos mit ins Boot. Einst Straßenmaler in Brasilien bereichern ihre übergroßen Figuren nun die ungewöhnliche Tanzdarbietung. Die deutsch-indischen Komponisten Vivian und Ketan Bhati sorgen erneut dafür, dass die klassische Musik erkennbar bleibt, aber trotzdem urban tanzbar wird. ANNA NOAH will herausfinden, wie gut Osgemeos Kunst, Mussorgskis Musik und Breakdance zusammenpassen.

„Sein oder Nicht-Sein“ – das ist hier (immer noch) die Frage

Bühne | ›Rosenkranz und Güldenstern sind tot‹ und ›Hamlet‹ Der Todestag William Shakespeares jährt sich im April zum 400. Mal. Gerade deshalb liegt der Schwerpunkt des aktuellen Pforzheimer Theater-Spielplans auf den entsprechenden Stücken des Meisters der »ebenso wortgewaltigen wie zeitlos anmutenden Sprache«, wie Chefdramaturg Peter Oppermann das auf den ersten Seiten des Programmhefts zu Alexander Mays Inszenierung von ›Hamlet‹ (deutsch von Frank Günther) und ›Rosenkranz und Güldenstern sind tot‹ in der Inszenierung von Caroline Stolz (deutsch von Hanno Lunin) beschreibt. Eine Doppelinszenierung, mit verschiedener dramaturgischer und theatralischer Gestaltung aus unterschiedlichen Perspektiven der Figuren, rund um ein und dasselbe Thema, ist

Takt zwischen Schrott und Mülltonnen

Live | Bühne: STOMP Es ist ein Rhythmusspektakel der besonderen Art, das seit mehr als fünfzehn Jahren für Furore sorgt! Die Macher von ›STOMP‹ erfinden für die Perkussions-Kunst eine völlig neue Identität. Dies schafft das Ensemble einzig und allein durch Fingerschnippen, Besenschwingen, Feuerzeugklicken und Mülltonnenklappern. Man kann sagen, dass die Darsteller neue Maßstäbe im Trommeln setzen. ANNA NOAH will wissen, ob Schrott allein wirklich für eine gelungene Abendunterhaltung taugt.

Liebe bis über alle Grenzen hinweg?

Bühne | ›Love hurts/!לא לשכוח – לאהוב‹ – ein deutsch-israelisches Dokumentarstück (Badisches Staatstheater Karlsruhe) Dass Liebe und Beziehungen zwischen Mann und Frau keine leichte Angelegenheit sind, davon erzählen Klassiker der Weltliteratur und das Leben selbst. Daraus schöpfen Filmemacher ihre Stoffe – und nicht nur diese: Auch im Badischen Staatstheater ging es um die Liebe, um die Art, die schmerzt, wie es schon der Titel ›Love hurts‹ verrät. Doch das beeindruckende und überraschende Resumée des deutsch-israelischen Dokumentarstücks von Avishai Milstein (Koproduktion mit dem Teatron Beit Lessin, Tel Aviv) ist ein anderes: Die deutsche Schuld gibt es nicht. Von JENNIFER WARZECHA

Die Qual der Wahl

Bühne | ›Suschi oder Currywurscht?‹ in Karlsruhe

Einen Ehemann, der den Hochzeitstag – in diesem Fall: vermeintlich – vergisst, den kennen sicherlich die meisten Ehefrauen. Ein solcher, bei dem sich das mit dem Vergessen als Missverständnis herausstellt und bei dem auf sympathische Art und Weise klar wird, wie er mittwochs am Abend seine Zeit verbringt, dürften weniger Frauen kennen. So aber ergeht es Doris mit ihrem Kurt in ›Suschi oder Currywurscht?‹, einer Komödie von Hannelore Kucich, auf der ›Badisch Bühn Mundart‹ in Karlsruhe. Von JENNIFER WARZECHA